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Volkswagen zieht Bilanz 2016

Weltweit sind von der Abgasmanipulation bei VW rund elf Millionen Fahrzeuge betroffen. Der Rückruf der betroffenen Wagen quer durch die Marken ist in vollem Gang: „Allein in Deutschland haben wir inzwischen mehr als 1,5 Millionen Konzernfahrzeuge umgerüstet, weltweit sind es bereits vier Millionen“, sagte Vorstandschef Matthias Müller am Dienstag und bekräftigte das Ziel, bis Ende 2017 alle Autos „in Ordnung zu bringen“.

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Der VW-Konzern hatte im vierten Quartal weitere 4,4 Mrd. Euro für Rechtsstreitigkeiten im Abgasskandal beiseitegelegt. Im letzten Jahresviertel 2016 standen daher bei den Wolfsburgern rote Zahlen unter dem Strich, auch wenn im Gesamtjahr 5,1 Mrd. Euro Gewinn geschrieben wurden. Allein die VW-Konzerntochter Audi musste im vergangenen Jahr insgesamt 1,8 Mrd. Euro an Sonderkosten für die Beilegung von Diesel-Rechtsverfahren vor allem in den USA verbuchen.

„Weichen für größte Transformation gestellt“

Zudem will VW zu einem führenden Anbieter von Elektroautos werden. „Wir haben 2016 die Weichen gestellt für die größte Transformation in der Geschichte dieses Unternehmens - und dabei operativ besser abgeschnitten, als viele uns das zugetraut hätten“, sagte Müller bei der Präsentation der Bilanz am Hauptsitz. Der Konzern sei finanziell gerüstet, um die Folgen der Dieselkrise zu tragen.

Der inzwischen weltgrößte Autokonzern plant heuer und im nächsten Jahr zehn Modelle mit Elektroantrieb und will bis 2025 mehr als 30 neue, rein batteriegetriebene Fahrzeuge auf die Straße bringen. Gleichzeitig arbeiten die Niedersachsen mit Hochdruck an der Entwicklung von selbstfahrenden Autos. Der Umbau des Automobilgeschäfts laufe planmäßig, das neue Geschäftsfeld für Mobilitätsdienste nehme Gestalt an. „Finanziell haben wir den Prozess der Neuausrichtung im Griff“, sagte Müller.

Milliardengewinn trotz Belastungen

2015, dem Jahr, in dem die Abgasmanipulation in den USA aufflog, hatten hohe Rückstellungen für die Wiedergutmachung des Betrugs dem Konzern den höchsten Verlust in der fast 80-jährigen Unternehmensgeschichte eingebrockt. Das Land bleibe - trotz der dort zuerst bekanntgewordenen Dieselkrise - ein „strategischer Kernmarkt“ sowohl für den VW-Gesamtkonzern als auch für die Hauptmarke VW Pkw, sagte Müller am Dienstag. Vor allem die Töchter Porsche und Audi seien dort erfolgreich.

2016 hatte Volkswagen mit seinen zwölf Marken trotz weiterer Belastungen durch die Dieselaffäre einen Betriebsgewinn von 7,1 Mrd. Euro eingefahren. Vor Sonderlasten verbuchten die Wolfsburger ein operatives Ergebnis von 14,6 Mrd. Euro, eine neue Bestmarke. Während die renditeschwache Hauptmarke VW, die die größte Last des Umbaus tragen muss, einen Rückgang beim Betriebsergebnis verbuchte und auch Audi Federn ließ, glänzten Porsche und Seat mit einem deutlichen Gewinnplus.

VW streicht 30.000 Stellen

Mit dem im November 2016 beschlossenen Umbauprogramm „Zukunftspakt“, das derzeit voll anläuft, will der Konzern seine Hauptmarke rentabler machen. Die jährlichen Kosten sollen so bis 2020 um rund 3,7 Mrd. Euro sinken. Vorgesehen sind in den nächsten Jahren auch bis zu 30.000 Stellenstreichungen - allerdings ohne betriebsbedingte Kündigungen.

Müller sagte, der Pakt sei zusammen mit der neuen Strategie 2025 „das Fundament für eine kraftvolle Neuausrichtung unserer Kernmarke“. Das vorige Jahr sei noch stark von der Bewältigung des Abgasskandals geprägt gewesen. Die im September 2015 eingeräumten Manipulationen bei Emissionstests hatten VW in eine tiefe Krise gestürzt. „Aber: Wir haben gegengehalten und trotz allem eine neue Bestleistung im operativen Geschäft abgeliefert“, sagte Müller zu den Gesamtzahlen.

Müller bekommt deutlich mehr Gehalt

Die Rückkehr von Volkswagen in die Gewinnzone macht sich auch in Müllers Geldbeutel bemerkbar. Seine Gesamtbezüge kletterten im vergangenen Jahr auf 7,25 Mio. Euro. 2015 hatte er 4,76 Mio. Euro verdient. Topverdiener im Vorstand war Müller 2016 aber nicht. Der Titel geht an Rechtsvorstand Christine Hohmann-Dennhardt, die auf Gesamtbezüge von mehr als zehn Mio. Euro kommt. Die Juristin, angetreten im Jänner 2016, ist aber schon wieder aus dem Konzern ausgeschieden. Dass sie für nur 13 Monate im Konzern so viel Geld bekommt, hatte für heftige Kritik gesorgt und die öffentliche Debatte über überzogene Managergehälter neu befeuert.

Marktführer in Österreich

In Österreich entfielen von den 25.311 neu zugelassenen Pkws über 4.295 auf Marktführer VW. Auf Platz zwei in der Zulassungsstatistik landete die VW-Tochter Skoda mit 2.133 Neuzulassungen. Mit Seat und Audi fanden sich zwei weitere Marken des VW-Konzerns unter den Top Ten.

Das mit Abstand am meisten gekaufte Auto in Österreich ist unangefochten der VW Golf. 1.432 Modelle wurden im Februar neu zugelassen. Es folgte der Skoda Oktavia mit 743 Neuzulassungen. Auf Platz drei landete der VW Tiguan mit 707 Neuzulassungen.

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