„Fundamental unterbewertet“
Der US-Lebensmittelriese Kraft Heinz hat sein milliardenschweres Übernahmeangebot für den britisch-niederländischen Konsumgüterkonzern Unilever nach nur zwei Tagen zurückgezogen. Das teilten die Unternehmen am Sonntag in einer gemeinsamen Mitteilung mit.
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Das 143 Mrd. Dollar (134 Mrd. Euro) schwere Offert von Freitag ist damit schon wieder vom Tisch. Unilever hatte den Fusionsversuch bereits zurückgewiesen. Der Hersteller von Dove-Seife, Axe-Duschgel und Lipton-Tee hielt sich durch das vorgeschlagene Angebot für „fundamental unterbewertet“. Für die Anteilseigner von Unilever habe ein Zusammenschluss „weder finanziell noch strategisch“ einen Vorteil.
„Keine Basis für weitere Diskussionen“
Es stellte mit 49,61 Dollar je Aktie immerhin einen Aufschlag von 18 Prozent auf den letzten Schlusskurs dar, allerdings verkündete der Konzern am Freitag: "Unilever sieht keine Basis für weitere Diskussionen." Kraft Heinz hatte zuvor gesagt, weiter auf einen Zusammenschluss drängen zu wollen.
Laut „Wall Street Journal“ („WSJ") hatte Unilever-Chef Paul Polman allerdings auch den Verwaltungsrat und große Investoren gegen Kraft Heinz in Stellung gebracht. Das "WSJ“ (Onlineausgabe) schrieb unter Berufung auf mit den genauen Umständen vertraute Personen, Polman habe vor dem „Kostensenkungsethos“ der Amerikaner gewarnt, das die Unilever-Marken beschädigen könnte.
Fusion hätte Branchengiganten geschmiedet
Eine Fusion der Branchenschwergewichte hätte einige bekannte Marken unter einem Dach vereint. Zu Kraft Heinz gehören neben dem bekannten Ketchup etwa Philadelphia-Frischkäse und die Mayonnaise Miracel Whip. An den Börsen wurde die Vorfreude auf einen möglichen Zusammenschluss gefeiert. Unilever-Aktien legten etwa an der Börse in Amsterdam zeitweise um fast zehn Prozent zu, während die von Kraft Heinz im vorbörslichen US-Handel um knapp fünf Prozent stiegen.
Branche im Umbruch
Kraft Heinz war 2015 aus einer Fusion der Nahrungsmittelgiganten Kraft und H. J. Heinz entstanden. Einer seiner großen Investoren ist der Milliardär Warren Buffett und dessen Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway. In Amerika haben in den vergangenen Jahren Investoren die Branche aggressiv umgepflügt. Nun könnten auch verstärkt europäische Konzerne ins Visier geraten.
Der Investor Nelson Peltz etwa war maßgeblich an der Abspaltung der „Milka“-Firma Mondelez von Kraft Food im Jahr 2012 beteiligt. Im Dezember hatten bereits Gerüchte über eine Wiedervereinigung von Kraft Heinz mit dem Oreo- und Milka-Hersteller Mondelez kurzzeitig für Aufregung an der Börse gesorgt. Auch bei Pepsi hatte sich Peltz eingekauft - scheiterte aber mit dem Versuch, den Getränke- und Snackriesen aufzuspalten.
Der Finanzinvestor 3G Capital übernahm zunächst den Ketchup-Hersteller Heinz und brachte dann die Fusion mit Kraft unter Dach und Fach. Es war nicht der erste Coup: 3G hatte zuvor bei der Fusion von Burger King und Tim Hortons und beim Bierzusammenschluss Anheuser-Busch InBev seine Finger im Spiel.
Nestle macht nicht mit
Nestle als Nummer eins der Branche sah zuletzt die Zeit für große Übernahmen nicht gut, weil viele Unternehmen aktuell sehr teuer seien, wie Firmenchef Mark Schneider meinte. Zudem hatte Schneider erst zum Jahreswechsel offiziell auf dem Chefsessel Platz genommen. Er will sich in der für ihn neuen Branche - Schneider kommt vom deutschen Gesundheitskonzern Fresenius - erst einarbeiten. Er wolle daher „nicht wild um sich schießen“.
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