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Vielversprechender Gesundheitsmarkt

Der neue Nestle-Chef Ulf Mark Schneider will den weltgrößten Nahrungsmittelkonzern bis zum Ende des Jahrzehnts wieder auf Touren bringen. Um das zu erreichen, will der seit Jahresbeginn amtierende Firmenlenker bei dem Traditionskonzern mit Marken wie Nescafe, Maggi und KitKat jedoch keine Kehrtwende vollziehen.

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Vielmehr orientiert er sich am Kurs seiner Vorgänger und setzt neben dem Ausbau des Kerngeschäfts auf den vielversprechenden Gesundheitsmarkt: Hier ist Nestle neben Hautpflegeprodukten bereits mit Spezialnahrung für alte und kranke Menschen vertreten. „Es gibt keine Notwendigkeit, die Strategie zu ändern, es geht darum, sie gut umzusetzen“, sagte der 51-jährige Manager auf seiner ersten Pressekonferenz am Firmensitz am Ufer des Genfer Sees.

Mittlere einstellige Wachstumsraten

Bis 2020 hat er sich mittlere einstellige Wachstumsraten beim Umsatz zum Ziel gesetzt. Damit würde Nestle an die Zuwächse früherer Jahre anknüpfen. 2016 erreichte der Schweizer Konzern lediglich ein Plus von 3,2 Prozent - der schwächste Wert seit mehr als zehn Jahren.

Dabei bekam der Marktführer die Zurückhaltung vieler Kunden in Schwellenländern zu spüren. Auch dort setzen viele Menschen zunehmend auf frische Lebensmittel und kaufen weniger Fertigprodukte. Zudem konnte Nestle wegen der schwachen Wirtschaftsentwicklung in Teilen der Welt nicht wie erhofft die Preise anheben.

Für das laufende Jahr erwartet Schneider ein organisches Umsatzwachstum zwischen zwei und vier Prozent. „Das spiegelt die makroökonomische Unsicherheit wider, die wir alle spüren“, sagte er. Es sei schwer zu sagen, ob und wann Nestle die Preise anheben könne.

Anleger erwarten „keine Wunder“

An der Börse kam das nicht gut an: Die Nestle-Aktie verlor gut zwei Prozent. „2017 ist zu einem Übergangsjahr geworden“, sagte ein Händler, „der Führungswechsel weckt Erwartungen, aber auch von Schneider sind keine Wunder zu erwarten.“ Und Nestle ist mit den Problemen nicht allein - auch die Konkurrenz wächst langsamer: Der Umsatz des französischen Konzerns Danone stieg im Vorjahr auf vergleichbarer Basis um 2,9 Prozent. Der britisch-holländische Rivale Unilever mit Marken wie Lipton, Knorr und Rexona steigerte seine Erlöse um 3,7 Prozent.

Vor seinem Amtsantritt in Vevey war Schneider lange Jahre Chef des deutschen Gesundheitskonzerns Fresenius, den er über Milliardenübernahmen ausgebaut hatte. Das schürte bei Investoren und Analysten Erwartungen auf mögliche Großübernahmen bei Nestle. „Zukäufe sind mir nicht fremd“, sagte Schneider. Doch angesichts der hohen Bewertung vieler Firmen sei das nicht die Zeit für große Übernahmen.

L’Oreal-Anteile in der Waagschale

Ob zur Finanzierung eines großen Deals ein Verkauf des Anteils von gut 23 Prozent am französischen Kosmetikkonzern L’Oreal in Betracht komme, ließ Schneider offen. Die Beteiligung habe strategische Bedeutung und werfe gute Gewinne ab, sagte er.

Angesichts des schwierigen Umfelds will Schneider weiter sparen - doch das kostet zunächst Geld: Für das laufende Jahr kalkuliert er mit Restrukturierungskosten von 500 Mio. Franken (469 Mio. Euro) und erwartet daher stagnierende operative Margen. Details zum Sparprogramm gab es nicht.

Im vergangenen Jahr schrumpfte der Gewinn bei einem Umsatz von 89,5 Mrd. Franken unter anderem wegen eines Steuereffekts auf 8,5 Mrd. Franken. Die Aktionäre sollen dennoch eine höhere Dividende von 2,30 (Vorjahr: 2,25) Franken je Aktie erhalten.

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