Der sezierende Blick auf die Gesellschaft
Er war einer der wichtigsten amerikanischen Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Arthur Miller, Paradeschriftsteller des linksliberalen Amerika, wurde als Autor von Stücken wie „Alle meine Söhne“, „Der Tod eines Handlungsreisenden“ und „Hexenjagd“, geistigen Befreiungsschlägen in einer ansonsten düsteren Landschaft, von seinen Anhängern gefeiert - und von den Kommunistenfressern der McCarthy-Ära gehasst.
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Miller war in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Marilyn Monroe verheiratet, später (von 1962 bis zu deren Tod 2002) mit der österreichischen Fotografin Inge Morath. Der Dramatiker, der an einer Krebserkrankung litt, starb 2005 im Alter von 89 Jahren an Herzversagen.
Lob für analytische Schärfe
Nach wie vor wird die analytische Schärfe, mit der Miller seine Gesellschaft analysierte und dramatisierte, in Literatur- und Theaterklassen als Musterbeispiel für handwerkliche Meisterschaft gelehrt. Generationen von Theaterautoren ließen sich von ihm beeinflussen.

AP
Der Dramatiker Arthur Miller
Rolf Hochhuth lobte Millers 1987 erschienene Memoiren „Zeitkurven“ als „politisch gründlichste und menschlich bewegendste Selbstbiografie aus den Vereinigten Staaten“. Miller bekannte, ihm sei es um nichts Geringeres als „das Wahrheitsbewusstsein der Menschheit“ gegangen, das er habe erhöhen wollen. Vielen galt er als „Gewissen Amerikas“.
Um das zu erreichen, hielt der im New Yorker Stadtteil Harlem geborene Sohn jüdischer Einwanderer aus Osteuropa seinem Land immer wieder den Spiegel vor. Miller wusste genau, wovon er schrieb. Er hatte den Aufstieg zum Wohlstand und den sozialen Zusammenbruch in der eigenen Familie erlebt. Sein Vater hatte als Kleidungsfabrikant ein Vermögen erwirtschaftet und in den 30er Jahren verloren. Miller arbeitete als Lastwagenfahrer, Fließbandarbeiter und Nachtredakteur einer kleinen Zeitung und sparte für sein Studium der Literatur und Theaterwissenschaften an der University of Michigan.
Kurze Ehe mit Marilyn Monroe
Dass es allein das „Wahrheitsbewusstsein“ war, das Miller bewog, seine Ehe mit Monroe 1964 unter dem Titel „Nach dem Sündenfall“ auf die Bühne zu bringen, bezweifelten seinerzeit nicht wenige. 1956 hatten sie geheiratet - der blonde Traum Millionen amerikanischer Männer und der berühmte Dramatiker. Im Jänner 1961 wurde die Ehe geschieden, ein Jahr später beging die Schauspielerin Suizid, nach einer angeblichen Affäre mit dem Präsidenten John F. Kennedy.
Miller und Morath lernten sich 1960 bei den Dreharbeiten zu „Misfits“ kennen. Morath sollte Fotos von ihm und seiner damaligen Frau Monroe schießen. Im New Yorker Magnum Büro trafen sie einander wieder, und Morath fotografierte später auch bei einer seiner Theaterproduktionen. Der Kontakt zwischen den beiden vertiefte sich, im Frühjahr 1962 heirateten sie, und im selben Jahr wurde ihre Tochter Rebecca geboren.
Preisgekrönt und am Broadway gefeiert
Obwohl sich Kritiker einig sind, dass Miller der Rang einer Theaterlegende zukommt, galten seine zeitkritischen Stücke den amerikanischen Theatern lange als nicht mehr zeitgerecht. Um so mehr überraschte, als die Neuinszenierung des „Handlungsreisenden“, der ihm 1949 den Pulitzer-Preis eingebracht hatte, 1999 am Broadway mit vier der begehrten „Tony“-Preise ausgezeichnet wurde. Seitdem werden Millers Stücke wieder häufig gespielt - sie gelten sogar als höchst zeitgemäß und zeitlos aktuell.
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