Ikonen der Popkultur
Schon zu Lebzeiten ist Walter Elias „Walt“ Disney eine Legende gewesen. Seinen Ruf erarbeitete er sich mit dem eisernen Willen, einer neuen Kunstform zum Siegeszug um die Welt zu verhelfen: dem Zeichentrickfilm. Er schuf mit Figuren wie Micky Maus und Donald Duck Ikonen der Popkultur und wusste mit Themenparks rund um das von ihm geschaffene Universum seinen Medienkonzern geschickt zu vermarkten. Am 15. Dezember jährte sich Disneys Todestag zum 50. Mal.
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Disneys Leben liest sich ein wenig wie ein Drehbuch zu einem seiner Filme. Am 5. Dezember 1901 als viertes von fünf Kindern geboren, musste Walt zwar wie seine Geschwister auf der elterlichen Farm in Missouri aushelfen, entdeckte aber bald seine Leidenschaft fürs Zeichnen und nahm als 14-Jähriger Zeichenunterricht. Auf seiner Highschool in Chicago engagierte er sich als Cartoon-Zeichner und brachte patriotische Darstellungen zum Ersten Weltkrieg zu Papier.
Zu jung für den Ersten Weltkrieg
Für die Army war er zu jung und fürs Rote Kreuz musste er bei den Angaben zu seinem Alter schummeln, um als Ambulanzfahrer tätig sein zu können. Allerdings war er zu spät dran, landete er doch 1918 erst unmittelbar nach dem ersten Waffenstillstand von Compiegne in Frankreich. Zurück in den USA arbeitete er als Zeichner und gestaltete Werbeanzeigen. Dabei lernte er Zeichnerkollegen Ub Iwerks kennen - eine schicksalshafte Begegnung.

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Oswald, die allererste Disney-Figur
1923 zog Disney nach Los Angeles und rief mit seinem Bruder Roy das Disney Brothers Studio ins Leben, aus dem später mit der Walt Disney Company einer der größten Unterhaltungskonzerne weltweit werden sollte. Ein Jahr später holten die Brüder Iwerks an Bord, und mit einem Hasen namens Oswald betrat die erste von Disney entworfene Figur die gezeichnete Bühne.
Vom Hasen zur Maus
Dieser Hase ebnete den Weg für ein weiteres Tier, das Filmgeschichte schreiben sollte: Nachdem Disney nach Streitigkeiten mit seinen Auftraggebern die Rechte an Oswald verloren hatte, schuf er 1928 gemeinsam mit Iwerks eine Maus, die frappante Ähnlichkeit mit dem Hasen hatte und anstatt der langen Ohren Oswalds runde aufwies. Ihr Name sollte ursprünglich Mortimer lauten, doch Disneys Frau Lillian schlug einen anderen, jugendlicheren Namen vor: Micky.
Dass Micky Maus sofort ein großer Erfolg wurde, lag auch an einer technischen Revolution. 1927 erschien mit „The Jazz Singer“ der erste kommerziell aufgeführte Tonfilm der Filmgeschichte, und das hinterließ bei Disney großen Eindruck. Bei einem Meeting zum ersten Micky-Maus-Film „Steamboat Willie“ schlug er dem „Guardian“ zufolge voller Enthusiasmus vor, den Streifen vertonen zu wollen. Dabei verlieh Disney der Maus in den kurzen Hosen höchstpersönlich seine Stimme und sollte das bis 1946 tun.
Heute vor 50 Jahren verstarb der Erfinder der Micky Maus, Walt Disney. Der US-amerikanische Filmemacher prägte den Zeichentrickfilm wie kein anderer. Wir gedenken einem Großen.
Posted by ORF Kultur on Donnerstag, 15. Dezember 2016
Vier Jahre für Schneewittchen
Disney gehörte nun zur obersten Liga Hollywoods und erhielt 1932 den Ehrenoscar für die Schöpfung von Micky Maus - nur einer von 26, die ihm Zeit seines Lebens und postum verliehen wurden. Seinen nächsten großen Coup brachte er 1937 mit seiner Adaption des Gebrüder-Grimm-Märchens „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ auf die Leinwand - dem ersten abendfüllenden Trickfilm.

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Szene aus „Steamboat Willie“
Die Produktion nahm vier Jahre in Anspruch, Zeichner schoben 14-Stunden-Schichten, Kollorateure, meist unterbezahlte Frauen, begannen aufgrund der Anstrengung ihr Augenlicht zu verlieren. Immerhin mussten letztendlich über 200.000 Einzelzeichnungen angefertigt werden. Während des Zweiten Weltkriegs trieb Disney Propaganda gegen Nazi-Deutschland, etwa im Oscar-prämierten „Der Führer’s Face“ („Das Gesicht des Führers“) mit Publikumsliebling Donald Duck in der Hauptrolle.
Dokumentarfilme und Vergnügungsparks
Nach dem Krieg widmete sich das nun zu beachtlicher Größe aufgestiegene Unternehmen weiterhin abendfüllenden Zeichentrickfilmen, mit dem Dokumentarfilm „Die Wüste lebt“ beschritt Disney neues Terrain und erwies sich auch hier als Produzent und Geschäftsmann mit dem richtigen Riecher. Auch abseits der Filmbranche zeigte er Geschick: 1955 eröffnete er mit Disneyland seinen ersten Vergnügungspark.
Weitaus größer dimensioniert sollte das Walt Disney World Resort werden, ein Komplex aus gleich mehreren Freizeitparks in Orlando, Florida. Dessen Eröffnung im Jahr 1971 erlebte Disney nicht mehr. Im November 1966 wurde bei dem starken Raucher Lungenkrebs diagnostiziert. Am 15. Dezember 1966, zehn Tage nach seinem 65. Geburtstag, erlag er seiner Krankheit.
Rassismusvorwürfe nach Disneys Tod
Nach seinem Tod wandelte sich die Rezeption des zuvor verehrten und honorierten Disney. Ihm wurden Rassismus und kultureller Imperialismus vorgeworfen. Vor allem die Verbreitung von Stereotypen in Filmen wie „Onkel Remus’ Wunderland“ standen zur Debatte. Disney Nahestehende sahen das naturgemäß anders und argumentierten, dass ihm wie den meisten weißen Männern seiner Generation schlicht die diesbezügliche Sensibilität gefehlt hätte.
Denn immerhin hätte er sich dafür starkgemacht, dass mit dem Hauptdarsteller des Films, James Baskett, der erste Schwarze der Geschichte einen Ehrenoscar erhalten sollte. Belegt ist die unrühmliche Rolle Disneys während der Phase der Kommunistenverfolgung in Hollywood in den 50er Jahren, betrieben vom US-Senator Joseph McCarthy. Disney denunzierte damals drei seiner Mitarbeiter. Definitiv ins Reich der Legenden kann man hingegen das Gerücht abtun, der Zeichner hätte sich nach seinem Tod kryonisch einfrieren lassen. Zu seinem Ruf als technischer Innovator hätte das allerdings nur allzu gut gepasst.
Christian Kisler, für ORF.at
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