Standing Ovations für Obama
Bei seiner Grundsatzrede vergangene Woche in Athen hat der scheidende US-Präsident Barack Obama ein Plädoyer für die Demokratie gehalten: „Die frühesten Formen der Demokratie in Athen waren weit davon entfernt, perfekt zu sein, genauso wie die frühesten Formen der amerikanischen Demokratie nicht perfekt waren.“ Dennoch sei die Regentschaft des Volkes unersetzlich.
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„Ich glaube, dass es für uns praktisch ist, Demokratien zu unterstützen. Denn die Geschichte zeigt uns, dass Länder mit demokratischer Führung dazu neigen, gerechter, stabiler und erfolgreicher zu sein“, so Obama. Er arbeite notwendigerweise mit allen Ländern. Viele seien keine Demokratien oder nur dem Namen nach.

AP/Pablo Martinez Monsivais
Obama hielt im Rahmen seiner Europatour eine Grundsatzrede in Athen
Aber es sei die Richtung der USA, diejenigen zu unterstützen, die an Selbstbestimmung glauben. Schon im Vorfeld hatten griechische Medien bei der Rede über Obamas Vermächtnis gesprochen und Vergleiche gezogen zu Ex-US-Präsident John F. Kennedys „Ich bin ein Berliner“-Rede im Jahr 1963. Die Rede endete nach einer knappen Stunde mit Standing Ovations.
Obama: Große Unterschiede zu Trump
Immer wieder nahm Obama Bezug auf seinen Nachfolger Donald Trump und versuchte, beruhigende Worte zu finden. Zwar könnten der nächste US-Präsident und er nicht verschiedener sein, sagte Obama. Sie hätten sehr unterschiedliche Ansichten: „Aber wir haben eine Tradition, dass der scheidende Präsident den neuen willkommen heißt, und das habe ich letzte Woche getan. Die Demokratie in den USA ist mehr als nur eine Person.“ Entscheidend sei nun, den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten, „besonders dann, wenn man nicht die Ergebnisse bekommt, die man will“.
„Gibt enorme Brüche“
Obama zeigte sich auch überzeugt, dass die USA weiterhin an ihren Verpflichtungen gegenüber der NATO festhalten würden. Der US-Präsident lobte die Errungenschaften der Globalisierung und der Vernetzung, die zu mehr Wohlstand und Bildung geführt hätten. „Aber es gibt auch enorme Brüche.“ Ungleichheit sei früher eher toleriert worden. Aber jetzt könne jeder auch in den entlegensten Regionen Afrikas via Smartphone sehen, wie die Menschen in London und New York lebten.
Aber Fortschritt sei niemals eine Garantie. Er folge einem kurvenreichen Pfad - manchmal vorwärts, manchmal zurück. „Fortschritt muss erst verdient werden.“ Die Geschichte gebe ihm aber Hoffnung. Obama unterließ es auch nicht, Europa zu einem großzügigeren Umgang mit dem hoch verschuldeten Griechenland zu mahnen: „Eine Entlastung ist entscheidend.“ In Europa leistet vor allem Deutschland Widerstand gegen weitere Schuldenerleichterungen.
„Interesse der Bürger dienen“
Die EU und die europäische Integration seien dennoch „eine der größten politischen und wirtschaftlichen Errungenschaften in der Geschichte der Menschheit.“ Obama mahnte aber demokratischere Entscheidungsprozesse ein. Die Bürger müssten „den Eindruck haben, dass ihre Stimmen gehört werden“: „Wir müssen klarmachen, dass Regierungen dafür da sind, dem Interesse der Bürger zu dienen, und nicht umgekehrt.“
Sightseeing auf der Akropolis
Noch vor der Rede hatte Obama die Akropolis besichtigt - abgeschirmt von der Öffentlichkeit. Die Archäologin Eleni Banou führte ihn auf den „heiligen Felsen“. Obama hatte bei seinem Besuch auch die Erlaubnis, den Parthenon-Tempel zu betreten, was Touristen aus Sicherheitsgründen schon länger verwehrt ist.
Obama ruft Europa zu Einheit auf
Bei seinen Reisestationen versuchte Obama, den europäischen Partnern die Sorgen vor einem außenpolitischen Rückzug der USA unter seinem Nachfolger zu nehmen. Statt das Erbe seiner Außenpolitik zu zeigen, betreibe Obama nun den „Versuch der Schadensbegrenzung“, meinte etwa der britische „Guardian“.
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras hatte Obama Europa zur Einheit aufgerufen und die Bedeutung der transatlantischen Beziehungen hervorgehoben. Die Allianz zwischen Europa und den USA sei „der Eckpfeiler unserer gemeinsamen Sicherheit und des Wohlstands“: „Wir müssen wachsam sein gegenüber einer Zunahme einer plumpen Art von Nationalismus. Wir wissen, was passiert ist, als Europa sich entzweit hat: Das 20. Jahrhundert war ein Blutbad.“
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