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Zahl der Auswanderer steigt

Trotz besserer Konjunktur und leichten Wirtschaftswachstums wandern immer mehr Italienerinnen und Italiener aus. Vor allem Jugendliche suchen im Ausland nach neuen Perspektiven. Insgesamt 107.529 verließen 2015 ihr Heimatland, wie aus der im Oktober veröffentlichten Studie „Italiani nel mondo 2016“ der Stiftung Migrantes hervorgeht. Das sind 10.000 oder um 3,7 Prozent mehr als im Jahr davor.

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Ihr bevorzugtes Ziel im Ausland ist Deutschland. 16.568 Italienerinnen und Italiener wanderten laut der Studie 2015 nach Deutschland aus. 16.503 zogen nach Großbritannien, 11.441 in die Schweiz, 10.728 nach Frankreich und 6.046 nach Brasilien. 46.243 wählten weltweit eine von 199 anderen Destinationen. Österreich zählte laut der Studie nicht zu den Topauswanderungszielen.

Mehr als ein Drittel sind Jugendliche

Auffällig ist laut Migrantes die Mobilität der Generation Y, der kurz vor der Jahrtausendwende geborenen Jugendlichen. Mit 39.410 gehört mehr als ein Drittel (36,7 Prozent) dieser Gruppe an. 43 Prozent von ihnen betrachten diese Mobilität als wichtige Möglichkeit, einen Arbeitsplatz zu finden. Sie suchen aber nicht nur nach guten Jobgelegenheiten im Ausland, sondern wollen auch „ihren Horizont erweitern und ihre Neugier befriedigen“. Sie seien die erste wirklich „mobile Generation“, heißt es in der Studie.

Die meisten italienischen Studentinnen und Studenten im Ausland waren an britischen Universitäten (9.499) inskribiert. Mit 7.606 folgt Österreich und mit 6.729 Frankreich. 4.562 waren es in der Schweiz, 4.762 in Spanien und 4.296 in Deutschland.

Ruf nach Anreizen für Rückkehr

Zugleich warnte Migrantes davor, dass mit den Jungen auch die „hellsten Köpfe“ das Land verlassen würden. „Mobilität wird gefährlich, wenn sie zur Einbahnstraße wird“, so Migrantes. Ohne Anreize für eine Rückkehr bedeute das einen Verlust an Talenten und Know-how. Staatspräsident Sergio Mattarella sagte, die Mobilität junger Italienerinnen und Italiener in andere Länder sei „eine große Chance“. Es müsse aber auch dafür gesorgt werden, dass diese jungen Menschen zurückkehren, in Italien arbeiten und ihre im Ausland gewonnenen Fähigkeiten einbringen können.

Verlagerung von Süd nach Nord

Die Lombardei (20.088) führt laut Migrantes die italienischen Regionen mit den meisten Auswandererinnen und Auswanderern an, gefolgt vom Veneto (10.374), von Sizilien (9.823), Lazio (8.436), dem Piemont (8.199) und der Emilia Romagna (7.644). In den letzten Jahren habe sich die Mobilität von Süden nach Norden verlagert, so die Analyse von Migrantes. Packten früher vor allem Süditaliener ihre Koffer, sind es heute mehr Norditaliener.

Fast fünf Millionen im Ausland

Von 2006 bis 2016 nahm die Mobilität um 54,9 Prozent zu: Vor zehn Jahren lebten gut drei Millionen Italienerinnen und Italiener im Ausland, heute sind es 4,8 Millionen. Damit lebte einer von zwölf Italienerinnen und Italiener im Ausland - mehr als die Hälfte (53,8 Prozent) davon in Europa (2,5 Millionen), 40,6 Prozent auf dem amerikanischen Kontinent (1,9 Millionen) und dabei wiederum vor allem in Lateinamerika (32,5 Prozent).

Karte zur Auswanderung von Italienern

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: ilsole24ore.com

Die Topländer sind Argentinien, Deutschland und die Schweiz. Den größten Zuwachs verzeichneten in den letzten elf Jahren Spanien (plus 155,2 Prozent) und Brasilien (plus 151,2 Prozent). Mit 2,3 Millionen Italienerinnen sind fast die Hälfte (48,1 Prozent) der Ausgewanderten weiblich.

Bevölkerungszahl sinkt erstmals seit 90 Jahren

60,66 Millionen Menschen lebten Ende 2015 in Italien - um 130.061 weniger als 2014. Die Bevölkerung nahm damit zum ersten Mal seit 90 Jahren ab. Bei der Zahl der Italiener wurde ein Rückgang von 141.777 Personen gemeldet. Die Zahl der Ausländer stieg dagegen um 11.716 Personen. Das gab das Statistikamt ISTAT bekannt.

Neben der Auswanderung junger Leute wurden eine sinkende Geburtenrate und ein Anstieg der Todesfälle als Gründe genannt. Jede italienische Frau hat im Durchschnitt 1,35 Kinder und ist bei der Geburt ihres ersten Kindes durchschnittlich 31,6 Jahre alt. Aus den ISTAT-Angaben geht außerdem hervor, dass die Lebenserwartung der Italiener allgemein sinkt.

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