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Griechenland sticht hervor

Die Bedrohung durch Armut oder soziale Ausgrenzung ist in der EU weiterhin für fast ein Viertel der Bevölkerung Realität. Die von Eurostat am Montag veröffentlichten Zahlen zeigen, dass sich mit 23,7 Prozent der Wert 2015 im Vergleich zum Jahr davor (24,4) minimal verringerte. Damit ging der Wert auf das Vorkrisenniveau zurück (2008: 23,7 Prozent).

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Insgesamt sind etwa 119 Millionen Bürger in der EU von diesem Szenario betroffen. Das bedeutet, dass sie sich in mindestens einer der folgenden drei Situationen befinden: Sie sind nach Zahlung von Sozialleistungen von Armut bedroht, sie leiden unter großem materiellen Mangel, sie leben in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbstätigkeit.

In Österreich bei 18,3 Prozent

Die größte Bedrohung lag in Bulgarien vor, die geringste in Tschechien. Österreich war mit 18,3 Prozent unter dem EU-Schnitt. Die Zahlen in Österreich zeigten im Jahresvergleich eine leicht sinkende Tendenz, denn 2014 war der Anteil bei 19,2 Prozent gelegen, womit der Rückgang 0,9 Prozente betrug.

EU-weit waren 2015 in drei EU-Staaten mehr als ein Drittel der Bevölkerung von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht: Es waren das Bulgarien (41,3 Prozent), Rumänien (37,3) und Griechenland (35,7). Die niedrigsten Anteile gab es hingegen in Tschechien (14,0), Schweden (16,0) sowie den Niederlanden und Finnland (je 16,8).

Karte zur Armutsgefährung in EU-Ländern

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Eurostat

Griechenland mit schlechtester Bilanz

Ermittelt wurden von Eurostat auch die Staaten mit den größten Anstiegen im Zeitraum von 2008 bis 2015 - hier lag Griechenland vorne. Bei den Rückgängen lag Polen an erster Stelle. In Griechenland betrug der Anteil im Jahr 2008 noch 28,1 Prozent, womit der Anstieg 7,6 Prozent ausmachte, es folgten Zypern (plus 5,6), Spanien (plus 4,8), Italien (plus 3,2) und Luxemburg (plus 3,0).

Im Gegensatz dazu wurden die stärksten Rückgänge in Polen (minus 7,1), Rumänien (minus 6,9) und Bulgarien (minus 3,5) registriert. Österreich gehört mit einem Rückgang gegenüber 2008 von 2,3 Prozent ebenfalls zu den Staaten mit sinkender Armutsbedrohung.

Jüngere viel häufiger betroffen

Insgesamt zeigt sich, dass Frauen (24,4 Prozent) etwas stärker von Armut betroffen sind als Männer (23 Prozent). Beim Alter gibt es gravierende Unterschiede: Während der Wert bei unter 18-Jährigen bei 26,9 Prozent lag, waren es bei über 65-Jährigen EU-weit nur noch 17,4 Prozent. Auch waren Personen mit Kindern häufiger von Armut betroffen als jene ohne.

17,3 Prozent sind gefährdet

Bei näherer Betrachtung der drei Komponenten, die Armutsbedrohung und soziale Ausgrenzung bewirken, zeigt sich, dass 17,3 Prozent der EU-Bevölkerung 2015 nach Zahlung von Sozialleistungen armutsgefährdet waren, also dass ihr verfügbares Einkommen unter der jeweiligen nationalen Armutsgefährdungsschwelle lag. Österreichs Anteil betrug in dieser Kategorie 13,9 Prozent.

8,1 Prozent der EU-Bevölkerung und 3,6 Prozent der österreichischen Bevölkerung litten 2015 unter erheblicher materieller Deprivation, konnten also ihre Rechnungen nicht bezahlen oder ihre Wohnung nicht angemessen beheizen. Im Hinblick auf den dritten Indikator, die niedrige Erwerbstätigkeit, lebten im Vorjahr 10,5 Prozent (Österreich: 8,2) der Bevölkerung unter 60 Jahren in der EU in Haushalten, in denen die Erwachsenen im vorhergehenden Jahr insgesamt weniger als 20 Prozent ihres Erwerbspotenzials ausgeschöpft hatten.

Grafik zur Armutsquote in EU-Ländern

Grafik: ORF.at; Quelle: Eurostat

Von Ziel noch weit entfernt

Zwar verringerte sich die Zahl der insgesamt Betroffenen im Vergleich zu 2014 geringfügig, sie lag aber 2015 weiter über dem Tiefstand von 2009 mit 23,3 Prozent. Die Europäische Union ist damit noch weit entfernt von ihrem Ziel, die Zahl der von Armut bedrohten Menschen in Europa bis 2020 deutlich zu senken. Der Wert sollte bis dahin von mehr als 118 Millionen im Jahr 2010 auf weniger als 100 Millionen gesenkt werden.

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