Dschihadisten sollen umerzogen werden
Die Rebellengruppe Dschaisch al-Tahrir hat in Syrien ein geheimes Lager für abtrünnige Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) errichtet. Rund 300 Personen werden in der Provinz Idlib festgehalten, wie die BBC berichtet. Unter ihnen sind auch viele „Foreign Fighters“, also solche Kämpfer, die aus dem Ausland nach Syrien reisten, um sich dem IS anzuschließen.
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In dem Lager befinden sich demnach Personen aus Frankreich, den Niederlanden, Polen, aber auch aus Nordafrika, dem Mittleren Osten und Zentralasien. Neben Kämpfern werden auch deren Frauen und Kinder interniert.
„Geisteszustand“ soll geändert werden
Der Kommandant des Lagers, Mohammad al-Ghabi, sagte gegenüber der BBC, man versuche, die Insassen zu resozialisieren und ihren „Geisteszustand“ zu verändern. „Die, die in ihre Heimat zurückkehren wollen, durften ihre Botschaften anrufen und sich über uns mit ihnen absprechen.“ Die Zahl wachse jedenfalls dank des Zurückdrängens der Terrormiliz unter anderem durch die von der Türkei gestartete Offensive im Norden des Landes, so Ghabi.
Viele Insassen wollen das Lager und das Land verlassen, die Ausreise ist allerdings schwieriger als die Einreise. Ein abtrünniger Kämpfer erzählte der BBC, er sei aus den Niederlanden als „Partyurlauber“ getarnt über die Türkei nach Syrien gereist, vom Leben als IS-Mitglied aber schnell enttäuscht worden: „Sie behandeln uns wirklich schlecht, vor allem Leute aus anderen Ländern.“ Der Lebensstil sei nicht vergleichbar mit dem in Europa, so Abu Sumail. „Du gibst ihnen dein Leben, und sie übernehmen die Kontrolle darüber. Sie verwenden dich für schreckliche Dinge.“
Videos aus Rakka als Fluchthilfe
In Rakka, der umkämpften Hochburg der Terrororganisation, hätten Kämpfer begonnen, Videos mit persönlichen Statements an Rebellen zu schicken, in der Hoffnung, mit ihren Familien fliehen zu können, bevor Offensiven auf die Stadt starten. Eine Handvoll hat es aus der Stadt rausgeschafft, ihnen steht nun ein Gefängnisaufenthalt in ihren Heimatländern bevor. Nach Informationen der BBC arbeiten Rebellengruppen mit westlicher Unterstützung an einem Netzwerk, um „Foreign Fighters“ in IS-Gebieten aufzugreifen und nach Hause zu bringen.
Das ist nicht bei allen möglich. Jenen, die nicht vorhatten zurückzukehren oder Verbrechen begangen hatten, drohe ein Gerichtsverfahren nach Scharia-Recht, also dem islamischen Recht. Die Strafe werde je nach Art der begangenen Verbrechen ausfallen, so Ghabi. Das könnte in manchen Fällen auch eine Exekution bedeuten.
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