„HKZMB“ soll Wirtschaft weiter beflügeln
Seit 2009 ist gebaut worden, nun hat China die längste Meeresbrücke der Welt fertiggestellt. Die „Hong Kong Zhuhai Macau Bridge“ (HKZMB) wird als Verbindung zwischen Hongkong, Macao und Festlandchina dienen und soll der Wirtschaftsregion eine bessere Anbindung bringen. Seit Ende September sei der Bau komplett, wie lokale Medien berichteten.
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Ausgehend vom Hongkonger Flughafen auf der Insel Lantau hat das Bauwerk eine Gesamtlänge von etwa 55 Kilometern, dazu zählen ein 6,7 Kilometer langer Unterwassertunnel und eine 23-Kilometer-Brücke über das Meer. Über sie können von der Millionenmetropole aus künftig die ehemalige portugiesische Kolonie und nunmehrige Sonderverwaltungszone Macao bzw. die danebenliegende Großstadt Zhuhai erreicht werden.
Nach Angaben der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua sollen in das Projekt insgesamt etwa 13 Mrd. Dollar (rund 11,7 Mrd. Euro) geflossen sein. Die drei Regionen, die mit der Brücke verbunden werden, teilen sich die Kosten, hatte es geheißen. Offiziellen Angaben zufolge soll die Brücke Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h, Erdbeben bis zur Stärke acht und Kollisionen mit bis zu 300.000 Tonnen schweren Schiffen widerstehen können.

Grafik: Omniscale/OSM/ORF.at
Eröffnung Ende des Jahres wackelt
Die offizielle Eröffnung war zwar für Ende 2016 geplant, doch der Termin könnte ins Wasser fallen: Die „Macao Daily Times“ mutmaßt, dass die vollständige Fertigstellung noch einige Jahre dauern wird. Die Politik verspricht sich einen Schub für Wirtschaft und Tourismus im Perlflussdelta, der Region nördlich bzw. westlich von Macao bzw. Zhuhai. Eine Fahrt von Hongkong nach Zhuhai wird künftig in einer halben Stunde zu bewältigen sein.

AP/Imaginechina/Zhong fan
Bis zur Freigabe dauert es noch, an der Fahrbahn wird derzeit gearbeitet
Derzeit werden alle Transfers mit Fähren und Schiffen durchgeführt - eine Fahrt von Hongkong nach Zhuhai dauert eine knappe Stunde. Eine Fahrt über die Straße bedeutet einen noch viel größeren Zeitaufwand: Weil über die Metropole Shenzhen gereist werden muss, dauert die Fahrt mindestens drei Stunden.
Gigantomanie vorgerechnet
In gewohnter Manier wurde der Materialaufwand für das Projekt zuletzt vom staatlichen Sender CCTV vorgerechnet: Für den Bau der Brücke seien 400.000 Tonne Stahl aufgewendet worden, das würde der 60-fachen Stahlmenge des Eiffelturms und immerhin noch der zehnfachen Menge des Nationalstadions („Vogelnest“) in Peking entsprechen. Den Betreibern zufolge soll die Brücke „über hundert Jahre lang“ stehen.
Mit der „Hong Kong Zhuhai Macau Bridge“ wird die drittlängte Brückenstruktur der Welt in Betrieb gehen. Rekordhalterin ist die Große Brücke Danyang - Kunshan, die auf einer 164,8 Kilometer langen Trasse die Metropolen Peking und Schanghai verbindet. Die derzeit längste Hochstraße der Welt steht in Thailand: Sie erstreckt sich über 55 Kilometer in der Hauptstadt Bangkok.
Ringen um Wachstum
Hintergrund der teilweise massiven Investition im Infrastrukturbereich in China ist generell der Versuch, das Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten und der Konjunktur stets neue Inputs zu verschaffen. Bei der Eröffnung des „Hong Kong Zhuhai Macau Bridge“-Projekts im Jahr 2009 hatte der damalige Vizepremier und derzeitige Ministerpräsident Li Keqiang noch davon gesprochen, mit dieser Maßnahme „die globale Rezession zu bewältigen, Investitionen anzukurbeln und die Menschen zu inspirieren“.
Valentin Simettinger, ORF.at
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