In selber Firma wie Snowden beschäftigt
Die US-Bundespolizei hat einen externen Mitarbeiter des Geheimdienstes National Security Agency (NSA) wegen des Diebstahls geheimer Daten festgenommen. Wie das Justizministerium in Washington am Mittwoch mitteilte, reichte es Klage gegen den 51-Jährigen aus dem Bundesstaat Maryland ein. Die Festnahme sei bereits am 27. August nach einer Durchsuchung seiner Wohnung erfolgt.
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Die „New York Times“ und das „Wall Street Journal“ berichteten, der Festgenommene werde verdächtigt, bei der NSA Software zum Eindringen in Computersysteme in Ländern wie Russland, dem Iran, China und Nordkorea gestohlen zu haben. Er sei - ebenso wie seinerzeit NSA-Enthüller Edward Snowden - bei der Firma Booz Allen Hamilton angestellt gewesen, schrieb die „New York Times“ unter Berufung auf Beamte aus Sicherheitsbehörden und dem Geheimdienstapparat.
Ermittlungen zu „Shadow Brokers“
Das US-Justizministerium teilte mit, bei dem 51 Jahre alten Verdächtigen seien unter anderem sechs Dokumente aus dem Jahr 2014 entdeckt worden, die „Quellen, Methoden und Fähigkeiten“ hätten offenlegen können. Die NSA wurde in den Unterlagen nicht genannt. Die „New York Times“ schrieb, einige Informationen, die der Mitarbeiter entwendet habe, seien veraltet gewesen.
Im August war im Internet Software der NSA für Hackerangriffe veröffentlicht worden. Die Verantwortung übernahm eine Hackergruppe namens „Shadow Brokers“. Sie fiel mit zum Teil ungelenkem Englisch auf, es gab Vermutungen, russische Geheimdienstkreise könnten dahinterstecken. Die veröffentlichten Programme stammten aus dem Jahr 2013, schrieb die „Washington Post“ damals unter Berufung auf Experten. Das „Wall Street Journal“ berichtete jetzt, die Festnahme sei eine Folge der danach eingeleiteten Ermittlungen.
Rätselraten über Motiv
Der zuständige Staatsanwalt im US-Justizministerium lehnte einen Kommentar zu dem Fall ab. Auch die NSA gab zunächst keine Stellungnahme zu dem Fall ab. Booz Allen Hamilton erklärte, der Mitarbeiter sei nach seiner Festnahme sofort entlassen worden. Man habe dem FBI jede Form der Zusammenarbeit angeboten. Booz Allen Hamilton hilft der NSA laut „New York Times“ als privater Dienstleister bei vielen ihrer sensibelsten Cyberoperationen.
Ein Anwalt des Mannes war zunächst nicht zu erreichen. Ihm drohen laut Justizministerium ein bis zehn Jahre Gefängnis. Vieles an dem Fall sei noch unklar, berichtete die „New York Times“. Dazu gehöre das Motiv des Mannes. Nach ersten Erkenntnissen handle es sich nicht um Spionage oder einen politisch motivierten Akt, zitierte die Zeitung aus den Kreisen. „Es fällt uns schwer, ihn zu verstehen“, zitierte die „New York Times“ einen Insider.
Snowden im russischen Exil
In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Hinweise auf einen „zweiten Snowden“ gegeben, der Medien mit weiteren internen Informationen beliefere. Snowden, der mittlerweile abgeschirmt in Russland lebt, hatte große Mengen geheimer Unterlagen kopiert und sie 2013 an Journalisten übergeben, um auf eine ausufernde Überwachung aufmerksam zu machen.
Seine Motivation: Er habe Ausmaß und Missbrauch der NSA-Überwachungsprogramme aufdecken wollen. „Ich will nicht in einer Welt leben, in der alles, was ich mache und sage, aufgenommen wird“, erklärte Snowden in seinem ersten Interview. Er mahnte düster: „Sie haben keine Ahnung, was alles möglich ist.“
Menschenrechtler fordern Straffreiheit
Nach den Enthüllungen blieb der Whistleblower auf seiner Flucht mit einem ungültigen Pass auf dem Moskauer Flughafen stecken und bekam danach Asyl in Russland. Die US-Regierung fahndet nach Snowden wegen Geheimnisverrats. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine lange Haftstrafe. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch und die US-Bürgerrechtsbewegung ACLU fordern gemeinsam mit Amnesty International von US-Präsident Barack Obama, dem Whistleblower Straffreiheit zu gewähren.
Der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest, stellte indes klar, dass sich an Obamas Haltung zur Causa Snowden nichts geändert habe. „Herrn Snowden werden schwere Verbrechen vorgeworfen, und Politik der Regierung ist, dass Herr Snowden in die Vereinigten Staaten zurückkehren sollte, um sich diesen Vorwürfen zu stellen.“ Snowden werde in den USA ein faires Verfahren bekommen. Der Ex-Geheimdienstmitarbeiter und seine Unterstützer bezweifeln das.
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