Grünes Wasser, rote Flecken
Kaum sind die Olympischen Spiele in Rio gestartet, hat es auch schon die ersten Running Gags im Web gegeben. Ein britischer Sportreporter verbreitet per Tweet das Gerücht, ein Kajakfahrer sei auf ein im Wasser versenktes Sofa aufgelaufen und daher gekentert. Seitdem sind es vor allem die Wassersportarten, die die Sozialen Netzwerke bewegen.
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Angesichts der verschmutzten Gewässer in Rio schlug das Gerücht über die versenkte Couch voll ein - und ein Scherzbold legte dem „Kajaksofa“ gleich einen Twitter-Account an. Am Donnerstag folgte das echte Wasserskandälchen: Becken der Turmspringer und Wasserballer hatten sich plötzlich von Blau in Grün verfärbt.
Der Dachverband der Wassersportler (FINA) erklärte, dass zur Wasseraufbereitung verwendete Chemikalien aus den Wassertanks ausgelaufen seien. Daraufhin habe sich das Wasser grün gefärbt. Tests der Wasserqualität hätten aber kein Gesundheits- oder Sicherheitsrisiko ergeben. Die Bewerbe seien nicht in Gefahr.
Geschröpfter Phelps
Die Fernsehbilder von den Schwimmbewerben sorgten ebenfalls für Verwunderung: Etliche Athleten, allen voran der US-Superstar Michael Phelps, waren übersät mit großen, runden, roten Flecken. Des Rätsels Lösung war alsbald klar. Phelps und andere Schwimmer setzen auf Schröpfen: Mit einem erhitzen Glas, das über den Körper gezogen wird, entsteht ein Unterdruck, mit dem Muskelverspannungen behandelt werden. Die Methode ist allerdings umstritten, Kritiker weisen darauf hin, dass es keine wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse gibt, dass Schröpfen tatsächlich wirkt.

GEPA/Christian Walgram
Keine Knutschflecken
Wenn Phelps ein Land wäre ...
Phelps ist bisher auch der Internetstar der Spiele, von keinem anderen Sportler gibt es so viele kursierende Memes. Der erfolgreichste Olympionike aller Zeiten hat bisher 21 Goldmedaillen in seiner Karriere gesammelt.

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: BBC
Wäre er ein Land, rechnet die britische BBC vor, wäre er damit immerhin an 32. Stelle des ewigen Medaillenspiegels. Allein mit seinen beiden Goldenen von Dienstag überholte er wieder einige Länder, vor Indien und Mexiko liegt er schon lange.
Grimmiger Blick
Doch nicht nur seine Leistungen haben es den Internetnutzern angetan. In einer Ruhephase setzte er in Rio mit Kapuze auf den Kopf einen Blick auf, der alles gefrieren lässt. Binnen weniger Stunden hat „#phelpsface“ Twitter im Sturm erobert.
Offenbar reserviert sich Phelps diese Mimik nicht nur für Wettkämpfe, sondern ist auch privat zu Hause nicht immer ein Sonnenschein. Anders ist kaum zu erklären, warum sein drei Monate alter Sohn Boomer seinem Vater in Sachen „grimmig schauen“ kaum nachsteht.

Reuters/Stefan Wermuth
Boomer Phelps - der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
Ganz und gar nicht grimmig reagierte die chinesische Schwimmerin Fu Yuanhui, nachdem sie über 100 m Rücken die Bronzemedaille geholt hatte. Ihre Verwunderung und Begeisterung schlugen sich während eines Interviews derart in ihrer Mimik nieder, dass sie prompt Kultstatus in den chinesischen Netzwerken erreichte.
Vulgäre Geste zur Motivation
Für Verwirrung sorgt der kanadische Schwimmer Santo Condorelli: Vor jedem seiner Einsätze streckt er dem Publikum seine beiden ausgestreckten Mittelfinger entgegen. Die Auflösung: Die Geste ist ein altes Ritual, das er von Jugendtagen an mit seinem Vater entwickelt hat. Damit würde er Selbstvertrauen tanken und bereit sein, „es der Welt zu zeigen“.

AP/Michael Sohn
Condorelli meint es eh nicht böse
Für Lacher sorgten die - wie manche meinen - vielleicht etwas überbordenden Sicherheitsmaßnahmen bei den Schwimmbewerben. Das Bild einer eher schmächtigen und sehr gelangweilten Rettungsschwimmerin am Rand des olympischen Pools spricht Bände.
Und der US-Sender NBC platzierte - wie schon in London 2012 - seine Inserts bei den Schwimmern und Wasserspringern genau so, dass es den Anschein hatte, die Spiele wären zu einer Nudistenveranstaltung mutiert.
GIFs verboten
Bei den olympischen Ruderbewerben sind auch noch kuriose Bilder zu erwarten. Der starke Wellengang hat bereits ein Team zum Kentern gebracht, weniger erfahrene Athleten fanden ihr Boot plötzlich im rechten Winkel zur gewünschten Fahrtrichtung vor.
Wer davon witzige Videos ins Web stellt, steht aber beinahe mit einem Fuß im Kriminal: Das Internationale Olympische Komitee (IOC) war schon im Frühjahr in die Rolle des Spielverderbers geschlüpft und hatte die Medienrichtlinien verschärft und Kurzvideos wie auch Animated GIFs verboten. Ein schönes Motiv wäre auch der französische Fechter Enzo Lefort, der sein Handy selbst beim Turnier nicht ablegen wollte. Prompt plumpste es ihm aus der Gesäßtasche.

APA/AFP/Kirill Kudryavtsev
Was hätte er getan, wenn es plötzlich klingelt?
Marta statt Neymar
Für jede Menge Enttäuschungen bei den Gastgebern sorgte bisher die brasilianische Fußballmannschaft - und das, obwohl Superstar Neymar mit von der Partie ist. Sowohl gegen Südafrika als auch gegen den krassen Außenseiter Irak erreichte man nur ein torloses Remis. Die Frauenmannschaft hat ihre Vorgruppe hingegen schon gewonnen und steht im Viertelfinale. Kein Wunder, dass Fans das Lager wechseln, schließlich gilt die brasilianische Angreiferin Marta Vieira da Silva als die beste Fußballerin der Welt.
Völkerverständigung per Selfie
Doch in Rio passiert nicht nur Kurioses und Bizarres: Eine fast schon sensationelle politische Annäherung fand am Rande des Turnturniers statt. Die Südkoreanerin Lee Eun Ju und die Nordkoreanerin Hong Un Jong lächelten gemeinsam für ein Selfie. Die beiden Länder befinden sich offiziell seit Jahrzehnten im Krieg, gerade in den vergangenen Monaten hatte sich die Lage wieder verschärft. Die Bilder der beiden werden als perfektes Beispiel für den olympischen Geist gefeiert.
Dass andere Nordkoreaner ganz anders ticken, zeigte der Gewichtheber Om Yun Chol, der sich dafür entschuldigte, nur die Silbermedaille errungen zu haben. „Mit einer Silbermedaille kann ich für mein Volk kein Held sein“, sagte der 24-Jährige. Ganz besonders schmerze ihn das Verfehlen der Goldmedaille, wenn er an den verstorbenen nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il denke. „Er wird für immer meine Inspiration bleiben.“
Syrerin schreibt Geschichte
Ebenfalls die Herzen erobern konnte die Syrerin Jusra Mardini. Die 18-jährige Schwimmerin tritt gemeinsam mit neun andern Athleten und Athletinnen als Flüchtlingsteam unter der olympischen Flagge an - und gewann auch gleich ihren Vorlauf über 100 m Delfin. Ihre Geschichte hatte vor den Spielen für Aufsehen gesorgt: Gemeinsam mit ihrer Schwester hatte Mardini 2015 in der Ägäis ein vom Kentern bedrohtes Flüchtlingsboot schwimmend nach dreieinhalb Stunden sicher an Land gebracht.
Christian Körber, ORF.at
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