Österreich ganz weit hinten
Die Welt ist im letzten Jahr nicht friedlicher geworden. Das fand seinen Niederschlag auch im globalen Waffengeschäft. Die Militärausgaben stiegen 2015 laut Zahlen des Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) erstmals seit 2011 wieder.
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Insgesamt seien 1,7 Billionen Dollar (etwa 1,49 Billionen Euro) für militärische Zwecke ausgegeben worden, wie es in einem Anfang April veröffentlichten Bericht heißt - ein Plus von einem Prozent im Vergleich zu 2014. Den Anstieg führt das Stockholmer Institut auf das kontinuierliche Wachstum in Asien und Ozeanien, in Zentral- und Osteuropa und „einigen“ Nahost-Staaten zurück.
Ukraine-Konflikt spielte große Rolle
Gleichzeitig scheine der Rückgang bei den Militäretats in den westlichen Industrieländern - Nordamerika und Zentraleuropa - kleiner geworden zu sein als vor 2015. Seit 2009 wurden dort laut SIPRI sinkende Militärausgaben verzeichnet, begründet mit den Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise. Mittlerweile sitzt das Geld für Waffen trotz der mitunter noch schwachen Konjunktur offenbar wieder etwas lockerer.

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/sipri
Regional zeigen sich laut SIPRI einige Unterschiede: Insbesondere Länder, die an Russland und die Ukraine grenzen - Estland, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien und die Slowakei -, hätten 2015 mehr Waffen (plus 13 Prozent) gekauft als noch ein Jahr zuvor. In den westlichen europäischen Staaten gingen die Ausgaben hingegen um 1,3 Prozent zurück.
Die Folgen des Ölpreistiefs
„Die Militärausgaben 2015 zeigen einen gegenläufigen Trend“, sagte SIPRI-Experte Sam Perlo-Freeman anlässlich des Berichts für 2015. Einerseits würden die Ausgaben die „eskalierenden Konflikte und Spannungen in vielen Teilen der Welt“ widerspiegeln, andererseits gebe es einen „klaren Bruch“ mit dem durch Einnahmen aus der Ölwirtschaft „beeinflussten Anstieg“ bei Rüstungsausgaben in den vergangenen Jahrzehnten.
Wie das Forschungsinstitut in dem Jahresbericht veranschaulicht, hängen die Ausgaben für militärische Zwecke stark mit dem Ölpreis und der Ölindustrie generell zusammen. Der starke Verfall des Ölpreises seit 2014 habe zu einem Rückgang der Rüstungsausgaben in einigen Ländern geführt, der sich auch 2016 fortsetzen wird, so SIPRI.
USA geben am meisten für Waffen aus
Österreich führt das SIPRI nach sechs Jahren mit in etwa gleich bleibenden Ausgaben für das Vorjahr mit 2,29 Mrd. Euro im internationalen Vergleich weit hinten. Die Zahl entspreche (absolut) dem niedrigsten Wert seit 2009. Relativ gerechnet sei der Wert in Prozent (0,7) des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gleichzeitig der geringste seit 1988.
Spitzenreiter waren laut SIPRI auch 2015 trotz eines geringen Rückgangs erneut die USA. Das Land gab 2,4 Prozent des BIP für militärische Ausrüstung aus. Hinter ihnen lagen China (plus 7,4 Prozent), Saudi-Arabien (5,7) und Russland (7,5). Einen Anstieg gab es auch in Asien - namentlich werden hier China, Indonesien, die Philippinen und Vietnam genannt. Verantwortlich dafür seien Spannungen in der Region.
Starker Rückgang in Afrika
In Lateinamerika und der Karibik seien die Militärausgaben um 2,9 Prozent gesunken, in Afrika sogar um 5,3 Prozent - der erste Rückgang nach elf Jahren konstanten Wachstums. Das größte Minus verzeichneten das südamerikanische Venezuela (minus 64 Prozent) und das südwestafrikanische Angola - beides Erdölexporteure. Für den Nahen Osten gibt es aufgrund von mangelnden Daten für zahlreiche Länder keine offiziellen Schätzungen des Stockholmer Instituts.
USA liefern auch mit Abstand am meisten
Auf längere Sicht seien in den Jahren 2011 bis 2015 weltweit um 14 Prozent mehr Waffen exportiert worden als zwischen 2006 und 2010, hatte das SIPRI in einer Studie im Februar berichtet. Die fünf größten Exporteure seien erneut die USA, Russland, China, Frankreich und Deutschland gewesen. Die USA standen mit einem Anteil von 33 Prozent ein (Anstieg von 27 Prozentpunkten im Vergleich zu 2006 bis 2010) ganz klar an der Spitze der Waffenexporteure. Ein Großteil der Ausfuhren ging an Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und die Türkei. Auch die russischen Waffenexporte stiegen laut SIPRI um 28 Prozentpunkte. Hauptabnehmer seien etwa Indien, China und Vietnam gewesen.
In Vietnam explodierten die Einfuhren um 699 Punkte - das südostasiatische Land rückte damit von Platz 43 auf acht bei den Importeuren vor. Den rasanten Anstieg erklärte das SIPRI mit dem Territorialkonflikt mit China bzw. Taiwan im Südchinesischen Meer. Auch in Mexiko stiegen die Waffenimporte wegen des Kampf gegen die Drogenkartelle um mehr als 330 Prozentpunkte.
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