Bericht über Terrorwarnung
Unter den Toten des verheerenden Terroranschlags auf den Atatürk-Flughafen in der türkischen Metropole Istanbul sind mindestens 13 Ausländer. Aus Regierungskreisen in Ankara hieß es am Mittwoch, bei ihnen handle es sich um fünf Saudis, zwei Iraker, einen Tunesier, einen Usbeken, einen Chinesen, einen Iraner, einen Ukrainer und einen Jordanier.
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Das Istanbuler Gouverneursamt teilte am Mittwoch mit, die Zahl der Todesopfer sei auf 41 gestiegen. Auch die drei Selbstmordattentäter kamen Polizeiangeben zufolge ums Leben. Die Zahl der Verletzten erhöhte sich auf 239 Menschen. Zuvor war von 36 Toten und 147 Verletzten die Rede gewesen. 128 Verletzte seien nach Angaben aus dem türkischen Gesundheitsministeriums weiterhin in Krankenhäusern, 41 davon auf der Intensivstation.
Unter den Verletzten befinden sich auch deutsche und französische Staatsbürger. Hinweise auf österreichische Opfer gibt es nach Angaben aus dem Außenministerium derzeit nicht.

APA/AP/DHA
Bilder der Zerstörung auf dem Istanbuler Atatürk-Flughafen
Nachrichtensperre verhängt
Nach Angaben der Rundfunkbehörde RTÜK verhängte ein Gericht in Istanbul eine Nachrichtensperre über den Anschlag. Betroffen seien „jede Art von Nachricht, Interview und Bilder vom Anschlagsort in den Druck- und visuellen Medien, den Sozialen Medien und Internetmedien“.
Einem Zeitungsbericht zufolge gab es zuletzt offenbar eine Terrorwarnung des türkischen Geheimdienstes. Türkische Institutionen seien vor rund 20 Tagen vor einem Anschlag in Istanbul gewarnt worden, wie die Zeitung „Hürriyet“ berichtet. Als mögliches Ziel sei den Angaben zufolge auch der Atatürk-Flughafen genannt worden.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan traf in Ankara unterdessen zu einem Krisentreffen mit Ministerpräsident Binali Yildirim und Armeechef Hulusi Akar zusammen. Die Türkei erklärte für Mittwoch zudem eine eintägige Staatstrauer.
Attentäter kamen mit Taxi
Die drei Attentäter kamen nach Angaben Yildrims mit einem Taxi zum Flughafen, zogen Maschinengewehre hervor und schossen in der Abflughalle um sich, bevor sie sich selbst in die Luft sprengten. Der genaue Tathergang ist dennoch weiter unklar. Berichtet wurde am Mittwoch etwa auch von Schüssen in einem Parkhaus des Flughafens.

Reuters/Osman Orsal
Polizei patrouilliert am Tag nach dem Anschlag auf dem Flughafen
Der Taxifahrer wurde nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA nach einem Verhör wieder freigelassen. Eine Bekennerschreiben liegt nach wie vor nicht vor. Auch über die Herkunft und Identität der Attentäter ist derzeit noch nichts bekannt.
Die Ermittlungen konzentrieren sich aber auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Auch Yildrim sprach von entsprechenden Hinweisen. Sicherheitsmängel auf dem Flughafen schloss der türkische Regierungschef indes aus. Regierungskreisen zufolge habe auch keiner der Selbstmordattentäter eine Sicherheitsschleuse des internationalen Terminals passiert.
Anschlag erinnert an Brüssel
Zwei Terrorismusspezialisten der US-Regierung erklärten, die Art des Angriffs, die an das IS-Attentat auf den Brüsseler Flughafen im März erinnert, spreche für die Terrormiliz. Der IS habe in der Vergangenheit „weiche Ziele“ wie zufällig anwesende Passanten angegriffen. Die kurdische PKK und ihre Splittergruppen griffen normalerweise das Militär oder Regierungsvertreter an.
Einem türkischen Medienbericht zufolge habe sich die PKK vom Angriff auf den Istanbuler Flughafen bereits distanziert. Die PKK greife „keine Zivilisten mit Selbstmordattentätern an“, wie die Zeitung „Cumhuriyet“ mit Verweis auf ein Statement der PKK berichtete.
Auch das Fehlen eines Bekennerschreibens deuten US-Experten unterdessen als Indiz für einen Anschlag des IS. Dieser bekenne sich selten zu den Attacken in der Türkei, da diese auch als eines der zentralen Transitländer der Terrormiliz gelte.
Erdogan: Angriff galt nicht nur Türken
Erdogan verurteilte den Terrorangriff scharf und rief die Welt zum entschlossenen Handeln gegen die Terrorbedrohung auf. Er richtete seinen Appell besonders an die westlichen Staaten: „Ich hoffe, dass der Anschlag auf dem Istanbuler Flughafen auf der ganzen Welt - allen voran in den westlichen Staaten - ein Meilenstein, ein Wendepunkt für den gemeinsamen Kampf gegen die Terrororganisationen sein wird.“

APA/AP/Emrah Gurel
Großeinsatz der Rettungskräfte
Der Terrorangriff habe nicht nur 79 Millionen Türken, sondern allen Menschen auf der Welt gegolten. „Jeder soll wissen, dass die Terrororganisationen nicht unterscheiden zwischen Istanbul und London, Ankara und Berlin, Izmir und Chicago, Antalya und Rom“, hieß es in der Mitteilung Erdogans.
Die USA und UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilten den Anschlag ebenso wie der Jüdische Weltkongress (WJC). Die USA sicherten der Türkei ihre Hilfe zu. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, die Hintergründe seien zwar noch nicht klar. „Ich möchte dem ganzen türkischen Volk aber sagen, dass wir uns im Kampf gegen den Terrorismus vereint sehen und uns gegenseitig unterstützen werden.“ Russlands Präsident Wladimir Putin äußerte in einem Telefonat mit Erdogan sein Beileid.
Größter Flughafen der Türkei
Der Istanbuler Atatürk-Flughafen (IST) ist der größte Airport der Türkei und einer der größten Europas. Er ist seit Jahren auf Expansionskurs - seit 2010 hat sich die Passagierzahl nahezu verdoppelt. 2015 wurden rund 61 Millionen Passagiere gezählt.
Hunderte Flüge gestrichen
Der Flugverkehr auf dem Flughafen wurde am Mittwoch wieder aufgenommen. Erste Flüge von Turkish Airlines landeten in der Früh. Der Sender CNN Türk berichtete, Reisende könnten inzwischen auch wieder ins Terminal. Der Angriff sorgt aber weiterhin für großes Chaos auf dem größten Flughafen der Türkei. Allein Turkish Airlines strich für Mittwoch über 340 Flüge.
Anschlagserie seit Jahresbeginn
Die Türkei war in diesem Jahr bereits mehrmals Ziel folgenschwerer, von der Regierung teils dem IS, teils kurdischen Extremisten zugeschriebenen Anschlägen. Anfang Juni starben bei einem Bombenanschlag auf ein Polizeifahrzeug elf Menschen. Bei einem Selbstmordanschlag in Istanbul im März kamen vier Menschen ums Leben. Im Jänner tötete ein Selbstmordattentäter zehn Menschen im historischen Zentrum Istanbuls, die meisten davon waren Deutsche. In der Hauptstadt Ankara starben im März bei einem Selbstmordangriff 37 Menschen. Im Februar gab es dort bei einem ähnlichen Anschlag 29 Tote.
Urlauber meiden Türkei
Die Serie schwerer Terroranschläge in der Türkei hält unterdessen auch immer mehr Touristen fern. Als Urlaubsziel ist das Land nun das Sorgenkind Nummer eins der Reiseveranstalter. Auch die Österreicher bleiben der Türkei heuer großteils fern: Bei den Reiseanbietern ist die Nachfrage gegenüber dem Vorjahr massiv eingebrochen. Bei TUI, dem hierzulande größten Reiseveranstalter, hat sich der Anteil der österreichischen Pauschalreisen in Richtung Türkei im heurigen Sommer gegenüber dem Vorjahr bisher von 35 auf unter 20 Prozent halbiert.
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