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Pilotprojekt nahe Stockholm

Bis zum Jahr 2030, so die ehrgeizigen Pläne der schwedischen Regierung, soll der Güterverkehr des Landes unabhängig von fossilen Brennstoffen sein. Im Gegensatz zu anderen Ländern sieht man zum Transport auf der Straße aber kaum Alternativen. Man setzt vielmehr auf E-Autobahnen mit per Oberleitung betriebenen Lkws. Diese sind nun erstmals auf einer öffentlichen Straße unterwegs.

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Als Teststrecke wurde ein Teilstück der Autobahn E16 nördlich von Stockholm gewählt, auf dem Infrastrukturministerin Anna Johannson und Energieminister Ibrahim Baylan Ende Juni den Startschuss für das Pilotprojekt gaben. Nach Angaben des am Projekt beteiligten Nutzfahrzeugherstellers Scania handelt es sich um den weltweit ersten elektrifizierten Highway.

Doppelte Effizienz versprochen

Bei den Testfahrzeugen handelt es sich um Diesel-Hybridfahrzeuge, die für ein von Siemens entwickeltes Oberleitungssystem adaptiert wurden. Bis zu einer Geschwindigkeit von 90 km/h ist nach Angaben der Projektentwickler ein Antrieb via Oberleitung möglich - geht der Kontakt zur Stromversorgung verloren, startet ein Dieselmotor.

Lkw mit Oberleitung

www.scania.com

Via Oberleitung angetrieben: Ein Diesel-Hybrid-Lkw auf Schwedens E16

Laut dem Chefentwickler der zuständigen Siemens-Sparte Mobility, Roland Edel, ist der E-Highway doppelt so effizient wie ein Verbrennungsmotor. „Das bedeutet nicht nur eine Halbierung des Energieverbrauchs, sondern auch eine Verringerung der lokalen Luftverschmutzung“, zitierte das Branchenportal Transport Eder.

„Nur begrenzt verlagerbar“

Dass Schweden im Gegensatz zu anderen Ländern - in Medien wird als Beispiel der erst kürzlich eröffnete Schweizer Gotthard-Basistunnel genannt - nicht auf einen Verlagerung des Lkw-Verkehrs auf die Schiene setzt, hat nach Angaben der schwedischen Verkehrsbehörde Trafikverket handfeste Gründe.

Drittel der CO2-Emissionen

Der Verkehr ist in Schweden für ein Drittel des CO2-Ausstoßes verantwortlich - rund die Hälfte davon stammt vom Güterverkehr.

„Nur ein begrenzter Teil ist verlagerbar“, so Trafikverket-Chefstratege Anders Berndtsson, dem zufolge in Schweden auch weiterhin der größte Teil des Gütertransports auf der Straße erfolgen wird. Erklärtes Ziel sei eine „Entkarbonisierung“ der Straße. In einer auf zwei Jahre ausgelegten Testphase soll nun geklärt werden, inwieweit sich das Scania-Siemens-System für eine dauerhafte kommerzielle Nutzung eignet.

Teststrecke auch in Kalifornien

Das schwedische E-Autobahn-Projekt wird auch im Ausland mit großen Interesse verfolgt. Das deutsche Umweltministerium etwa betrachtet Oberleitung-Hybrid-Lkws bereits als Option für den in Deutschland bis 2050 angestrebten treibhausneutralen Güterverkehr. Erste per Oberleitung angetriebene Lkws könnten schon bald zwischen den Häfen von Los Angeles und Long Beach im US-Bundesstaat Kalifornien unterwegs sein. Im Rahmen einer Kooperation von Siemens mit Volvo wird dort ebenfalls eine Teststrecke betrieben. Anders als in Schweden sollen O-Lkws dort nicht nur auf zwei Fahrspuren, sondern dank aufladbarer Akkus auch ohne Kontakt zur Oberleitung elektrisch fahren.

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