Fast 350 Kilometer mit einer Ladung
Der Elektroautohersteller Tesla hat sein erstes strombetriebenes Fahrzeug für den Massenmarkt in der Pipeline. Firmenchef Elon Musk präsentierte Ende März in den Tesla-Designstudios in Hawthorne bei Los Angeles das mit Spannung erwartete Modell 3. Der Mittelklassewagen soll ab Ende 2017 ausgeliefert werden und 35.000 Dollar (31.000 Euro) kosten.
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Unter dem tosenden Applaus der Anhänger enthüllte Musk, der wie üblich mit einiger Verspätung die Bühne betrat, das Modell 3 genannte E-Auto. In der Basisvariante soll Teslas jüngster Wurf eine Reichweite von gut 345 Kilometern pro Batterieladung haben und sich in sechs Sekunden von null auf eine Geschwindigkeit von 60 Meilen (knapp 97 Kilometer) pro Stunde beschleunigen lassen. Mit an Bord sollen ein Spurhalte- und ein Spurwechselassistent sein. Der vorgestellte Prototyp bietet dank Panoramaglasdach außerdem freie Sicht nach oben.

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Einen Kühlergrill sucht man beim Modell 3 vergebens
Das Auto soll ab Ende 2017 ausgeliefert werden, allerdings musste Musk angesichts von Teslas Hang zu Verspätungen bei dieser Ansage selbst schmunzeln. „Ich bin recht zuversichtlich, dass es nächstes Jahr wird“, sagte der Tesla-Chef unter dem Gelächter der Zuschauer. Bei anderen Modellen musste das Unternehmen die Premieren öfters verschieben.
115.000 Bestellungen in 24 Stunden
Die Nachfrage bremsten diese Aussichten nicht. Laut Musk gingen binnen 24 Stunden bereits 115.000 Vorbestellungen ein. Das Unternehmen hatte wenige Tage vor der Präsentation angekündigt, dass das Modell 3 ab dem 31. März weltweit reserviert werden kann. In den USA müssen Interessenten dafür laut Tesla 1.000 Dollar auf den Tisch legen, in Europa 1.000 Euro, in der Schweiz 1.000 Franken. Die Auslieferung der Autos soll zuerst in den USA starten, Europa soll folgen, sobald genügend Autos verfügbar sind.

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Ähnlichkeiten zu den Präsentationen einer großen IT-Firma sind „rein zufällig“
Das Unternehmen aus Palo Alto im Silicon Valley bietet mit dem Modell 3 erstmals ein für die breite Bevölkerung erschwingliches Modell an, das in hoher Stückzahl gefertigt werden soll. Laut eigenen Angaben entwickelte Tesla das Auto von Grund auf neu, bis hin zur Batterie. Dabei wurde laut Tesla-Finanzchef Jason Wheeler vor allem das Augenmerk auf die Massenproduktion gelegt. Laut Musk ist es das erste Modell, das Tesla gänzlich allein entwickelte.
Deutlich günstiger als bisherige Modelle
Das Modell 3 gilt wegen des angepeilten Preises als Teslas massenfähigstes Produkt und spielt laut Hersteller in der Liga eines Audi A4, der C-Klasse von Mercedes oder der 3er-Serie von BMW. Durchschnittlich 31.000 US-Dollar geben US-Käufer laut Bloomberg beim Kauf eines neuen Autos aus. Tesla will beim Modell 3 - anders als bei den bisherigen Modellen - darauf verzichten, das Auto einzig mit Topausstattung zu liefern. Auch deshalb sind die bisherigen Tesla-Modelle deutlich teurer.
Das Modell S kostet in der Basisversion mit der schwächeren Motorvariante und Stoffsitzen in Österreich rund 85.000 Euro. Änderungen beim Interieur, das Kaltwetterpaket mit beheiztem Lenkrad, Allrad oder der Autopilot mit Lenk- und Einparkautomatik kosten extra - in der Sportversion mit allen Extras kommt das Modell S auf über 170.000 Euro. Ähnlich ist die Preisgestaltung beim Tesla-SUV Modell X mit seinen markanten, nach oben öffnenden Türen, allerdings ist die Basisversion mit rund 109.000 Euro bereits teurer. In den USA ist das Modell S derzeit das Luxusauto mit den besten Verkaufszahlen
Steuerbegünstigungen könnten Preis drücken
Käufer in den USA werden für das Modell 3 möglicherweise sogar noch deutlich weniger als die genannten 35.000 Dollar hinlegen müssen. Durch Steuerbegünstigungen könnte der Preis - je nach Bundesstaat - um bis zu 13.000 Dollar sinken, vorausgesetzt, Tesla hat die Marke von 200.000 verkauften Modellen noch nicht überschritten. Nach den bisherigen Plänen Teslas könnte dieses Ziel bis zur geplanten Auslieferung des Modells 3 Ende 2017 allerdings bereits erreicht sein.
Druck durch Ölpreis und Mitbewerber
Tesla hat noch mit einigen anderen Hürden zu kämpfen. Die Produktion des Tesla-SUVs Modell X hat sich mehrfach verzögert, ebenso wie beim Modell S. Marktbeobachter gehen fast unisono davon aus, dass auch das Modell 3 nicht wie von Tesla geplant per Ende 2017 ausgeliefert wird. Viele erwarten einen Start frühestens Ende 2018. Tesla selbst will mit dem Modell 3 den Absatz bis 2020 auf 500.000 Autos pro Jahr anzukurbeln.
Zudem scharrt auch die Konkurrenz in den Startlöchern: Andere Autohersteller haben ebenfalls angekündigt, in den kommenden Monaten und Jahren weitere E-Autos auf den Markt zu bringen, darunter der Bolt von Chevrolet. Dieser soll laut aktuellen Plänen 30.000 US-Dollar kosten und mit einer Ladung rund 320 Kilometer zurücklegen - ähnlich wie das Modell 3. Abzuwarten bleibt auch der Ölpreis: Zuletzt stieg der Absatz von Benzin- und Dieselautos wegen des billigen Spritpreises wieder.
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