Hersteller Puma in der Kritik
In Wien hat man früher vom „Fetzenlaberl“ gesprochen, wenn es um Fußball gegangen ist. Bei der EM konnte man am Sonntagabend in Lille von „Fetzenleiberl“ sprechen - und das etliche Male. Beim Spiel Schweiz gegen Frankreich wurden gleich sieben Trikots der Schweizer Mannschaft zerrissen. Der Spott im Netz war groß.
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Der Sportartikelhersteller Puma will die Ursache für die zerrissenen Trikots in einem Materialfehler gefunden haben. „Unsere Untersuchung der Trikots vom Spiel am Sonntag hat ergeben, dass es eine fehlerhafte Materialcharge gegeben hat, in der Garne während der Produktion beschädigt wurden, was zu einer Schwächung des fertigen Trikotstoffs geführt hat“, sagte der Ausrüster am Montag per Mitteilung. Das sei auf eine falsche Kontrolle der Hitze, des Drucks und der Produktionszeit bei der Herstellung in der Türkei zurückzuführen.
Nur in kleiner Stückzahl
Das defekte Material sei ausschließlich in einer kleinen Stückzahl der Schweizer Heimtrikots verwendet worden. „Puma hat den Bestand aller EM-Trikots seiner ausgerüsteten Teams geprüft und kann versichern, dass es nicht zu einer Wiederholung dieses Falls kommt“, hieß es. Sie betonte außerdem, dass in den zehn EM-Spielen der fünf von Puma ausgestatteten Teams, darunter die österreichische Mannschaft, zuvor „dieses Problem“ nicht aufgetreten sei.

Reuters/Gonzalo Fuentes
Granit Xhaka verbrauchte gleich drei Trikots
Ball ging die Luft aus
Der Schweizer Nationalspieler Xherdan Shaqiri (24) reagierte mit Humor: „Ich hoffe, dass Puma keine Pariser macht, sonst wäre das nicht gut“, sagte der frühere Bayern-München-Spieler dem Schweizer Sender SRF. Im Gruppenspiel zwischen Frankreich und der Schweiz waren am Sonntagabend in Lille keine Tore gefallen, dafür gingen gleich sieben Trikots kaputt. Auch der Ball des offiziellen UEFA-Ausrüsters adidas hielt keine 90 Minuten durch: Bei einem Zweikampf ging dem Spielgerät die Luft aus.

Reuters/Carl Recine
Aus dem Spiel ist die Luft draußen
Spott im Netz
Der Spott im Internet ließ nicht lange auf sich warten. Schnell verbreitete sich der Hashtag „#trikotgate“, und Englands Fußballikone Gary Lineker twitterte: „Die Puma-Trikots des Schweizer Teams zerreißen wie Papier. Der adidas-Ball platzt. Du kannst dich nie auf die deutsche Effizienz verlassen.“ In einem anderen Eintrag wurde mit einem passenden Foto empfohlen, dass die Schweizer „Nati“ lieber gleich nackt zu ihren Spielen antreten sollte.
Kein neues Problem?
„Es fehlen nur noch Torgefahr und reißfeste Trikots“, schrieb der SRF auf seiner Homepage. „Die Franzosen gingen den Schweizern gestern Abend ganz schön an die Wäsche“, schrieb die Boulevardzeitung „Blick“. Und das Problem sei nicht neu: Bereits beim 2:1 im Testspiel gegen Moldawien Anfang Juni in Lugano sei das Trikot von Breel Embolo an mehreren Stellen eingerissen, auch Admir Mehmedi habe ein Loch im Dress gehabt.
In Sozialen Netzwerke fragte man sich auch, wie viele Ersatzshirts denn jeder Spieler dabeihabe. Und was passiert, wenn keines mehr vorhanden ist? Muss der Spieler dann ausgewechselt werden?
Nur so zu stoppen?
„Wir Schweizer sind halt nur so zu stoppen“, kommentierte Granit Xhaka die kuriosen Szenen beim EM-Spiel gegen Frankreich. Allein der Profi, der zur nächsten Saison von Borussia Mönchengladbach zum FC Arsenal wechselt, musste zweimal das Trikot tauschen. Der Schweizer Torhüter Yann Sommer wertete die zerfetzten Trikots als Zeichen eines intensiven und kampfbetonten Spiels und sagte: „Es kann immer mal passieren, dass ein Trikot reißt. Heute war das vielleicht ein bisschen viel.“

Reuters
Neues Shirt, neues Glück
Einfach zu eng?
Die deutsche „Bild“-Zeitung schrieb, einige Schweizer Spieler würden extra-enge Spezialtrikots tragen. „Die sogenannte ACTV-Technologie soll mit Mikromassagen auf der Haut für eine effektivere Energiezufuhr der Muskulatur sorgen.“ Doch das Problem sei, dass der Materialmix aus recyceltem Polyester und Elastan den Reißtest der Franzosen nicht bestehe.
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