Hohe Kosten ohne belegbaren Nutzen
Der am Mittwoch präsentierte Nationale Bildungsbericht spricht sich für eine einheitliche Bundesverwaltung der Schulen mit flachen Hierarchieebenen aus. Verantwortlichkeiten sollten stärker an die Schulstandorte und nicht in Richtung Länder verlagert werden, bezieht der Bericht eindeutig Position und untermauert dieses Urteil mit Zahlen zur Effizienz der Landespolitik im Schulwesen.
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Derzeit sind die Kosten pro Schüler je nach Land unterschiedlich - am höchsten in Kärnten und der Steiermark, am niedrigsten in Wien. So unterscheiden sich die Kosten pro Volksschüler zwischen den Bundesländern um fast 20 Prozent. In Kärnten liegen sie um knapp 800 Euro über und in Wien um knapp 500 Euro unter dem Bundesschnitt von 6.956 Euro pro Jahr.
Unterschiede von Tausenden Euro pro Schüler
Über die gesamte Volksschulzeit werden für einen Kärntner Schüler 30.968 Euro aufgewendet, für einen steirischen 30.738, für einen burgenländischen 30.351, für einen Vorarlberger 27.797, für einen niederösterreichischen 27.787, für einen oberösterreichischen 26.699, für einen Tiroler 27.596, für einen Salzburger 26.710 und für einen Wiener 25.927 Euro. Der Österreich-Schnitt liegt bei 27.824 Euro. In den Haupt- und Neuen Mittelschulen (NMS) zeigen sich sogar noch größere Unterschiede zwischen den Ländern.

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/Bildungsbericht
Kosten pro „Volksschulkarriere“ im Vergleich
Die Maximaldifferenz zwischen den Ländern beträgt bei Hauptschulen und NMS sogar 1.950 Euro bei einem Bundesschnitt von 10.760 Euro, in den AHS-Unterstufen sind die Unterschiede dagegen moderater (680 Euro). Bei Bundesschulen seien die Kosten tendenziell gleichmäßiger. Das könne „als Indiz dafür gewertet werden, dass die einheitlichere Verwaltung durch eine Bundesinstitution, die auch die Ausgaben aufbringen muss, zu größerer Ausgabengerechtigkeit führt“, heißt es im Bericht.
Klassengröße nur geringer Kostenfaktor
Die kumulierten Kosten von acht Schuljahren in einer Landesschule (Volksschule bzw. Hauptschule/NMS) rangieren insgesamt von 65.900 Euro in Wien bis 78.200 Euro in der Steiermark. Das entspricht einem Unterschied von knapp 12.300 Euro über acht Jahre bei gleicher Ausbildung - das sind die Kosten für fast zwei Jahre Volksschulbildung in Wien.
Die Kostenunterschiede sind nicht nur durch unterschiedliche Klassengrößen bedingt, also etwa den Umstand, dass es in ländlichen Gebieten mehr kleine Schulen mit wenigen Kindern gibt. So haben etwa Salzburg und Oberösterreich einen viel höheren Anteil an kleinen Schulen als Wien - trotzdem sind die Kosten dort nicht viel höher. Gleichzeitig wird in Tirol pro Schüler wesentlich weniger ausgegeben als in Kärnten und der Steiermark.
Teuerste Länder punkten nicht in Bildungsranking
Gleichzeitig verglichen die Bildungsforscher die Ausgaben pro Schüler mit den Ergebnissen der Bildungsstandardtestungen und fanden dabei keinen Zusammenhang: Einerseits liegen bei diesen Leistungsstanderhebungen die Bundesländer viel enger beieinander als bei den Ausgaben, andererseits zählen die Ausgaben-Spitzenreiter Kärnten und Steiermark eher zu den schlechten bis durchschnittlichen Ländern bei der Standarderhebung.
„Informationszurückhaltung“ durch Länder
Wie die Ausgaben in den Ländern genau verwendet werden, ist für die Forscher eine Art Blackbox. Die Vergabe und Verteilung sei extrem intransparent. Die Wissenschaftler sehen vor allem eine „Bruchlinie zwischen Bund und Ländern in der Finanzierungsregelung, die gegensätzliche Grundinteressen ergibt: beim Bund möglichst Minimierung, bei den Ländern möglichst Maximierung der Ausgaben. Das logische Resultat ist Informationszurückhaltung durch die Länder“ dem Bund und damit auch der Öffentlichkeit gegenüber.
Die Grünen sahen in einer Reaktion auf die Aufschlüsselung der Kosten einen „mehr als deutlichen Hinweis, dass die Schulverwaltung in eine Hand, nämlich zum Bund wandern muss, sollten endlich jene hören, die weiter eine teure und ineffiziente Zersplitterung der Verwaltungskompetenzen fordern“.
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