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Monsanto immer wieder in der Kritik

Schon vor einer Woche hat es erste Gerüchte gegeben, am Mittwoch sind sie von Monsanto noch dementiert worden, am Donnerstag ist nun doch die Bestätigung gekommen: Der deutsche Chemieriese Bayer will sein Agrargeschäft mit dem Kauf des US-Saatgutkonzerns Monsanto stärken.

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Vertreter von Bayer hätten sich kürzlich mit Mitgliedern der Monsanto-Geschäftsführung getroffen, um vertraulich über eine einvernehmliche Übernahme zu sprechen, teilte Bayer am Donnerstag mit. Details zum Kaufpreis wurden nicht bekanntgegeben. Monsanto bestätigte, man habe einen unverbindlichen Vorschlag für eine Übernahme von Bayer erhalten. Das unerbetene Angebot sei an bestimmte Bedingungen geknüpft und werde nun vom Verwaltungsrat geprüft.

„Führendes Agrargeschäft schaffen“

Mit Monsanto würde Bayer sowohl im Bereich der Pflanzenschutzmittel, wo der deutsche Konzern derzeit Kopf an Kopf mit der Schweizer Syngeta liegt, als auch bei Saatgut, das bei Bayer bisher nur eine untergeordnete Rolle spielt, zum globalen Branchengiganten aufsteigen. In einer Bayer-Mitteilung hieß es, der Zusammenschluss würde „ein führendes integriertes Agrargeschäft schaffen“.

Für ein Zusammengehen spricht laut Experten, dass Monsanto in den USA stärker aufgestellt ist, Bayer in Europa und Asien. Das „Wall Street Journal“ berichtete, die Unternehmen würden gemeinsam gut ein Viertel (28 Prozent) der weltweit verkauften Pflanzenschutzmittel absetzen. Sehr stark wären sie nach einem Zusammenschluss auch im US-Geschäft mit Getreidesamen (36 Prozent) und Sojasamen (28 Prozent).

Kaufpreis auf 60 Milliarden Dollar geschätzt

Die Übernahme wäre für Bayer der mit Abstand größte Zukauf in der Geschichte des Unternehmens. Wie das deutsche „Handelsblatt“ schätzt, müsste Bayer im Falle einer Übernahme aber vermutlich um die 60 Milliarden Dollar (rund 53 Mrd. Euro) bieten. Die bisher größte Akquisition von Bayer war die Übernahme von Schering für rund 17 Milliarden Euro im Jahr 2006.

Der jetzige Vorstoß ist Teil der Neuausrichtung als „Life-Science“-Unternehmen unter dem neuen Bayer-Chef Werner Baumann, der erst Ende April das Ruder in Leverkusen (Nordrhein-Westfalen) übernommen hat. Seither konzentriert sich der Konzern auf die Felder Gesundheit und Pflanzenschutz. Die Kunststoffsparte stieß Bayer ab und brachte sie im Oktober unter dem Namen Covestro an die Börse. Bayer machte 2015 mit rund 117.000 Beschäftigten einen Umsatz von 43,6 Milliarden Euro.

Wegen Gentechnik und „Roundup“ umstritten

Monsanto war an der Börse zuletzt rund 42 Milliarden Dollar (37 Mrd. Euro) wert. Der Kurs schwankte in den vergangenen Tagen, nachdem es bereits vor einer Woche erste Berichte über ein Interesse von Bayer gegeben hatte. Der US-Konzern setzte 2015 rund 15 Milliarden Dollar (13 Mrd. Euro) mit Saatgut und Pflanzenschutzmitteln um und erzielte einen Überschuss von 2,3 Mrd. Dollar. Weltweit beschäftigt das Unternehmen nach eigenen Angaben knapp 21.200 Menschen, fast die Hälfte davon in den USA.

Monsanto geht gerade durch einige Turbulenzen. Der Konzern kappte jüngst wegen des gefallenen Preises für Agrarprodukte die Gewinnprognose für dieses Jahr und baut Stellen ab. Auch steht Monsanto wegen seiner gentechnisch veränderten Produkte in der Kritik. Zudem stellt Monsanto den weltweit meistgenutzten Unkrautvernichter „Roundup“ mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat her. Die europäische Zulassung für Glyphosat läuft Ende Juni aus, dieser Tage könnte eine Entscheidung über eine erneute Genehmigung fallen. Da das Patent auf Glyphosat ausgelaufen ist, wird es mittlerweile auch von anderen Herstellern produziert.

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