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Nur 22 Prozent der Fördermittel an Frauen

Nicht nur in Hollywood, wo Jennifer Lawrence ihre geringere Gage im Vergleich zu männlichen Kollegen angeklagt hat, wird Geschlechtergerechtigkeit in der Filmbranche aktuell heiß diskutiert. Weil in Österreich nur 22 Prozent der jährlich 55 Mio. Euro an Fördergeldern an Filmemacherinnen vergeben würden, fordern diese eine Geschlechterquote bei der Vergabe.

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Ausgehend von Zahlen der beiden höchstdotierten Institutionen, dem Österreichischen Filminstitut (ÖFI) und dem Filmfonds Wien (FFW) rechnete das Frauennetzwerk FC Gloria für die vergangenen fünf Jahre hoch, dass mehr als drei Viertel der Fördergelder an Männer und nur rund 22 Prozent an Regisseurinnen, Produzentinnen und Drehbuchautorinnen gehen.

„Produktionsseite männlich dominiert“

Wobei das weniger an der Zustimmungsquote denn an der geringeren Anzahl an Einreichungen von Projekten mit Frauenbeteiligung liege. Im Fernsehbereich sei das Missverhältnis noch krasser - hier geht der FC Gloria von einem Frauenanteil von nur zwölf Prozent aus. „40 Prozent der an der Filmakademie Wien ausgebildeten Filmschaffenden sind Frauen“, so Regisseurin und Produzentin Katharina Mückstein Anfang März bei einer Diskussion im Parlament, „wieso kommt nur die Hälfte von ihnen in der Filmförderung an?“

Den Grund für die Benachteiligung vermutet FFW-Geschäftsführerin Gerlinde Seitner in der Struktur der heimischen Branche: Die Produktionsseite sei männlich dominiert, und Frauen hätten es vor allem bei Debütfilmen schwerer, Vertrauen zu generieren. Bei Stoffentwicklung und kleineren Förderbudgets, wo Anträge auch ohne Produktionsfirma möglich sind, sei der Frauenanteil wesentlich höher.

Nur teilweise Zustimmung von männlichen Kollegen

Barbara Rohm von der deutschen Vereinigung "roQuote-Regie geht von einem „geschlossenen System“ aus, in dem Entscheidungsträger den immer selben Personen und Konzepten den Vorzug geben. Frauen falle es schwerer als Männern, Netzwerke aufzubauen. Eine Quote, wie sie etwa in Schweden verankert wurde, sei „ein richtiges Mittel, um den verzerrten Wettbewerb zu korrigieren“. Denn: „Je diverser die Seite der MacherInnen, desto mehr Perspektiven sehen wir im Film.“

Eine Quote von 40 bis maximal 60 Prozent für ein Geschlecht wünscht sich Mückstein stellvertretend für FC Gloria bei der Vergabe von Fördermitteln. Um zu vermeiden, dass die Qualität der ausgewählten Projekte darunter leidet, sei eine Vorlaufzeit von ein bis zwei Jahren angedacht. Das schaffe wirtschaftliche Anreize für Produktionsunternehmen, die sich dann Projekte mit weiblicher Beteiligung „ein bisschen genauer anschauen“.

Zustimmung dahingehend, dass es eine Schieflage gibt, erhielt sie bei der Diskussion zwar von ihren männlichen Kollegen Alexander Glehr und Helmut Grasser. Mehr Regularien lehnen beide aber ab. Und: Im aktuellen System, „wo in Kommissionen Mitbewerber über Zusagen entscheiden“ sei eine Quote schlicht „untragbar“, so Grasser.

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