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8,6 Mio. im vergangenen Jahr vertrieben

Über 40 Mio. Menschen haben sich im vergangenen Jahr laut einer aktuellen Studie im eigenen Land auf der Flucht befunden. Das sind rund zwei Drittel aller Flüchtlinge weltweit. Über acht Millionen Menschen wurden allein im vergangenen Jahr von Konflikten zu einer Flucht im eigenen Land gezwungen. Mehr als die Hälfte der neuen Binnenflüchtlinge waren in Ländern des Nahen Ostens geflohen.

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Rund 4,6 Millionen Menschen hätten im Jemen, in Syrien und im Irak im Jahr 2015 ihr Zuhause verlassen müssen, teilten der Norwegische Flüchtlingsrat (NRC) und das Beobachtungszentrum für Binnenflüchtlinge (IDMC) vergangene Woche in einem Bericht mit. Weltweit mussten im vergangenen Jahr rund 8,6 Millionen Menschen wegen eines Konflikts innerhalb des eigenen Landes fliehen.

Millionen im Nahen Osten „verdrängt“

Laut dem Bericht musste ein Viertel davon - 2,2 Millionen Menschen - im jemenitischen Bürgerkrieg ihr Zuhause verlassen. „Dennoch ist es ein vergessener Konflikt“, so der NRC und das IDMC. In Syrien hätten im vergangenen Jahr 1,3 Millionen Menschen im eigenen Land fliehen müssen, rund 18 Prozent mehr als 2014. Im Irak waren es 1,1 Millionen Menschen.

Flüchtlingslager im Nordirak

APA/AFP/Safin Hamed

Allein im Irak wurden mehr als eine Mio. Menschen vertrieben

„Während sich die Aufmerksamkeit der Welt auf den Flüchtlingsstrom aus der Region heraus gerichtet hat, wurden Millionen innerhalb der Länder des Nahen Ostens verdrängt“, sagte der Nahost-Leiter des NRC, Casten Hansen. Insgesamt galten nach dem Bericht Ende 2015 weltweit 40,8 Millionen Menschen als Binnenflüchtlinge. Die Zahl sei durch den „arabischen Frühling“ 2011 und den Aufstieg der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in die Höhe geschnellt, so NRC-Generalsekretär Jan Egeland.

UNO will Flüchtlinge umverteilen

Damit machen die Binnenflüchtlinge die deutliche Mehrheit der weltweiten Flüchtlinge aus. Laut UNO sind derzeit rund 60 Mio. Menschen auf der Flucht. Um besonders belasteten Ländern zu helfen, möchte die UNO nun eine Umsiedlung von mindestens zehn Prozent aller Flüchtlinge pro Jahr erreichen. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon stellte am Montag in New York seinen „Globalen Pakt zur Teilung der Verantwortung“ vor, der gerade die reicheren Länder in die Pflicht nehmen will.

Bans Plan zufolge müssten knapp zwei Millionen Flüchtlinge pro Jahr eine neue Heimat erhalten. „Mit einer ausgewogenen Verantwortungsaufteilung würde es keine Probleme für die Gastländer geben“, sagte der UNO-Chef. „Wir können es uns leisten zu helfen, wir wissen, was zu tun ist, aber zu oft stehen Gleichgültigkeit und Fremdenfeindlichkeit im Weg.“

Konferenz im September

Der UNO-Plan zur globalen Umverteilung soll auf einem Gipfel am 19. September angenommen werden, gefolgt von einer Konferenz, auf der die Länder Zusagen machen sollen, wie viele Flüchtlinge sie aufzunehmen bereit sind. US-Präsident Barack Obama wird die Konferenz leiten. In der aktuellen Flüchtlingskrise haben die USA bisher erst wenige syrische Flüchtlinge aufgenommen.

Amnesty International begrüßte den Vorschlag der UNO. „Er könnte die Wende bringen“, sagte der Vizedirektor der Menschenrechtsorganisation, Sherif Elsayed-Ali, am Montag. Wenn vorher feststehe, wie die Flüchtlinge verteilt werden, könnte es die Krise entschärfen, „bevor sie akut wird“. Derzeit beherbergen acht Länder mehr als die Hälfte der Flüchtlinge: die Türkei, Pakistan, der Libanon, der Iran, Äthiopien, Jordanien, Kenia und Uganda.

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