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Markt hart umkämpft

Facebook geht mit seinem Livevideoangebot in die Offensive. Das Unternehmen gibt allen seinen Nutzern die Möglichkeit, Livevideos über die Plattform des weltgrößten Onlinenetzwerks zu senden. Zudem ist für die Streams ein eigener Bereich in der Facebook-App für mobile Geräte reserviert.

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Ähnlich wie beim Konkurrenzdienst Periscope von Twitter wird es eine Karte geben, auf der aktuelle Übertragungen angezeigt werden, sowie die Möglichkeit, die Videos live zu kommentieren. Die Videofunktion werde zunächst in 60 Ländern verfügbar sein, teilte Facebook mit.

Erste Schritte und überraschende Ankündigungen

Der zuständige Manager Chris Cox sagte, er hoffe, dass das Angebot genutzt werde, um die ersten Schritte eines Kindes zu übertragen, oder für überraschende Ankündigungen, etwa von Firmen. Im Jänner hatte Facebook-Chef Mark Zuckerberg erklärt, täglich schauten 500 Millionen Menschen Videos über Facebook an.

Zuckerberg hatte bereits betont, dass Livevideoübertragungen vom Smartphone aus für ihn ein nächster großer Schwerpunkt seien. Er rechne damit, dass mit der Zeit auch Streams in virtueller Realität zum Alltag gehören würden. Facebook will damit Periscope, den Videoangeboten von Snapchat sowie YouTube, aber auch herkömmlichen Fernsehsendern Konkurrenz machen.

Chats mit Unternehmen

Weitere Innovationen, mit denen Facebook seine rund 1,6 Mrd. Nutzer an sich binden möchte, präsentierte das Unternehmen am Dienstag bei der Entwicklerkonferenz F8. So gibt Facebook Firmen künftig die Möglichkeit, mit ihren Kunden über den Kurzmitteilungsdienst Messenger zu chatten. Zuckerberg demonstrierte, wie man in einem Dialog Blumen bestellen oder Nachrichten von CNN abrufen kann.

Der Messenger überschritt jüngst die Marke von 900 Mio. Nutzern. Zu Facebook gehört auch der Kurzmitteilungsdienst WhatsApp, der über eine Mrd. Nutzer hat. Über beide zusammen würden pro Tag mehr als 60 Mrd. Nachrichten umgeschlagen, bei SMS seien es in der Spitze insgesamt nur 20 Mrd. täglich gewesen. Facebook hatte bereits angekündigt, dass die Kurzmitteilungsdienste mit Dienstleistungen für Unternehmen Geld verdienen sollen.

Messenger soll Mails Rang ablaufen

Die Öffnung des Messengers erlaube Unternehmen, die heute auf SMS setzen - zum Beispiel Fluggesellschaften bei Informationen wie Gate-Änderungen - den Umstieg auf einen günstigeren Übertragungsweg, sagte ein Geschäftsführer des Dienstleisters Whatever Mobile, Dan Schwarzlmüller. Er halte es für realistisch, dass sich Modelle für Geschäfte im Kurzmitteilungsdienst etablieren und vor allem E-Mails als Kanal weniger relevant machen werden.

Eine weitere Ankündigung war das Konzept einer 360-Grad-Kamera, die mit 17 Objektiven zwei Stunden Video in hoher Qualität aufzeichnen kann. Facebook wolle nicht selbst Kamerahersteller werden, sondern werde die Hardware-Pläne für das rund 30.000 Dollar teure Gerät und die nötige Software kostenlos veröffentlichen, sagte Produktchef Chris Cox.

Große Hoffnungen für Virtual Reality

Zuckerberg setzt auf 360-Grad-Videos und virtuelle Realität. Er ist überzeugt, dass in einigen Jahren auf diese Weise auch private Videos gedreht und über Facebook geteilt werden. Er kaufte für zwei Mrd. Dollar die Firma Oculus, einen Pionier bei Brillen, mit denen man in virtuelle Welten eintauchen kann. Die erste Brille Oculus Rift wird seit Kurzem ausgeliefert, wegen Engpässen bei Bauteilen zeichnen sich aber zum Teil monatelange Verzögerungen ab.

Das Service Instant Article, bei dem Medieninhalte direkt auf der Facebook-Plattform gespeichert werden, um die Ladezeiten zu verkürzen, wurde für alle geöffnet. Damit können nicht nur Medienunternehmen, sondern auch Privatleute dort veröffentlichen. Der Schritt war bereits im März angekündigt worden. Facebook konkurriert in dem Feld mit anderen Publishing-Plattformen wie Medium des Twitter-Mitgründers Evan Williams.

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