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Keine Investments zulasten des Klimas

Die deutsche Allianz, der größte Versicherer der Welt, steigt aus der Kohle aus. „Wir werden nicht mehr in Bergbau- und Energieunternehmen investieren, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes beziehungsweise ihrer Energieerzeugung aus Kohle generieren“, sagte Allianz-Chefinvestor Andreas Gruber dem ZDF-Magazin „Frontal 21“.

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Der Abbau werde über die nächsten sechs Monate per Aktien erfolgen. Bei festverzinslichen Anlagen werde die Allianz zwar keine Verkäufe tätigen, „aber wir werden unsere bestehenden Investments auslaufen lassen“. In den vergangenen Jahren hatte die Allianz ihr Geld bereits verstärkt in erneuerbare Energien gesteckt. Der Versicherer besitzt inzwischen zahlreiche Wind- und Solarparks in Deutschland, Frankreich, Italien, Schweden und Österreich. Vor wenigen Monaten überstiegen die Investments in erneuerbare Energien erstmals die Marke von 2,5 Mrd. Euro.

Druck auf andere Unternehmen

Die Allianz wolle damit die Verhandlungen auf dem Klimagipfel in Paris unterstützen, „aber auch ein Zeichen setzen an unsere Branche und an die Kapitalmärkte“, sagte Gruber weiter. Klimaschädliche Investitionen rechneten sich nicht mehr. Branchenkenner schätzen laut „Frontal 21“, dass es um ein Gesamtvolumen von etwa vier Milliarden Euro geht. Gruber kündigte an, die Allianz werde ihre Geldanlagen in Windenergie stark ausbauen.

Bis heute habe das Unternehmen etwa zwei Milliarden Euro in Windenergie investiert, „und wir haben vor, diesen Betrag über die nächsten Jahre zu verdoppeln“, so Gruber. Der Schritt dürfte auch den Druck auf andere Unternehmen erhöhen, sich von dem Energieträger Kohle, der als besonders umweltschädlich gilt, zu verabschieden.

Franzosen ziehen mit

Schon im vergangenen Jahr hatten bereits die Nachfahren des US-Öltycoons John D. Rockefeller mit der Ankündigung für Aufmerksamkeit gesorgt, sich mit ihrem Investmentfonds aus den fossilen Energien zurückzuziehen. Laut „Spiegel“ schlugen in Frankreich im Mai gleich mehrere Unternehmen ebenfalls diesen Weg ein, etwa die Großbanken Credit Agricole und Societe Generale, ebenso der französische Versicherer AXA, aber auch der milliardenschwere norwegische Pensionsfonds.

Ökologisch oder ethisch fragwürdige Aktien, Anleihen und Investmentfonds sind ohnehin schon seit längerer Zeit im Fokus der Aufmerksamkeit. Sich von derlei zu trennen ist inzwischen als Divestment bekannt. Der Hintergedanke ist aus Sicht derer, die sich dafür einsetzen, plausibel: Wird nicht mehr in die Kohle- oder Ölförderung investiert, können die weltweiten Ressourcen an fossilen Brennstoffen nicht mehr ausgebeutet werden.

Deutsche Bank investierte zehn Milliarden

Grund zur Sorge besteht durchaus: Einer Studie zufolge gehen 63 Prozent der Emissionen von CO2 und Methan zwischen 1751 und 2010 auf gerade einmal 90 Unternehmen zurück, darunter Chevron, ExxonMobil, Saudi Aramco, BP und der Gasprom-Konzern. Die Umweltorganisation Urgewald wiederum nahm 93 internationale Banken, darunter auch österreichische wie die Erste Bank sowie die Raiffeisen Zentralbank, und deren Engagement in Sachen Kohle unter die Lupe.

„Allein die Deutsche Bank hat in den letzten fünf Jahren mit zehn Milliarden die internationale Kohleindustrie finanziert und heizt damit aktiv den Klimawandel an“, so Sprecherin Kathrin Petz gegenüber „Frontal 21“. Der Urgewald-Studie zufolge liegt das größte Kreditinstitut Deutschlands weltweit auf Platz sechs der am meisten in Kohle investierenden Banken – übertroffen nur von Kalibern wie JPMorgan Chase, Citi, Bank of America, Morgan Stanley und Barclays.

Papst fordert Stopp der Erderwärmung

Kurz vor der Klimakonferenz in Paris erhalten Kritiker Rückenwind aus unerwarteter Richtung: Papst Franziskus hat in seiner Umweltenzyklika dazu aufgerufen, die globale Erwärmung zu stoppen. Und gegenüber der französischen Zeitschrift „Paris Match“ meinte er: „Unser gemeinsames Haus ist vergiftet, es geht immer weiter den Bach hinunter. Wir brauchen deshalb den Einsatz aller. Wir müssen den Menschen vor der Selbstzerstörung bewahren.“ Eines hat der Pontifex schon bewirkt: Die Bank im Bistum Essen will bis Ende des Jahres vollständig aus der Kohle aussteigen.

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