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E-Commerce-Training für Teenager

Der Onlinehandel wächst in China in rasantem Tempo. Damit das auch so bleibt, investiert der Branchenriese auf dem chinesischen E-Commerce-Markt, die Alibaba Group Holding, nun vorsorglich in die heranwachsende Generation vor allem aus den teilweise abgeschiedenen, ländlichen Gebieten. Alibaba plant für diese Zielgruppe ein spezielles Trainingsprogramm.

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Dabei soll einer Million Landjugendlichen das Know-how des Onlinehandels beigebracht werden. Das Programm werde in Kooperation mit dem Kommunistischen Jugendverband des Landes entwickelt, berichtete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua diese Woche. Unter anderem möchte Alibabas Finanzsparte Ant Financial insgesamt 154 Mio. US-Dollar (rund 138, 6 Mio. Euro) in die Unterstützung von Absolventen des Programms investieren, die in ihren Heimatstädte bleiben bzw. dorthin zurückkehren und von dort aus Geschäfte betreiben wollen.

Alibaba Gründer Jack Ma

APA/AFP/Eric Feferberg

Jack Ma will die Landjugend in Sachen E-Commerce auf Vordermann bringen

Ländliche Gebiete als Hoffnungsmarkt

E-Commerce erfährt in China seit einigen Jahren einen ungebrochenen Aufwärtstrend - tatkräftig unterstützt von der Staatsführung. Vor allem die ländlichen Gebiete gelten als Hoffnungsmarkt. Hier wuchsen Onlinekäufe gegenüber den Städten zuletzt doppelt so schnell, berichtete Xinhua. Kunden aus ruralen Gebieten gaben im Vorjahr 195 Mio. Renminbi (26,95 Mio. Euro) für Käufe im Internet aus. Immer mehr Bauern werden selbst im Internethandel aktiv und bieten ihre Produkte online an.

2014 verzeichnete der Onlinehandel in China bereits einen Umsatz von umgerechnet 409 Mrd. Euro, besagt der aktuelle „China E-Commerce Report“ der internationalen Managementberatung Bain & Company in Kooperation mit Alibaba. Bis 2020 wird sich laut dem Report der E-Commerce-Marktanteil von derzeit elf auf 22 Prozent verdoppeln, der Umsatz mehr als verdreifachen.

Neuer Fünfjahresplan setzt auf „Internet Plus“

„Internet Plus“ heißt auch eine aktuelle Strategieoffensive der Staatsführung. Premier Li Keqiang erläuterte das gleichnamige Konzept jüngst im Rahmen des neuen Fünfjahresplans, der diese Woche auf der Jahrestagung des Volkskongresses abgesegnet wurde. Alle urbanen Haushalte sollen bis 2020 mit 100 MB pro Sekunde schnellem Internetservice versorgt werden, 98 Prozent der Bevölkerung Breitbandanschluss zur Verfügung haben. E-Commerce spielt dabei freilich eine gewichtige Rolle. Der Onlinehandel soll laut dem Programm kräftig ausgebaut werden.

Chinas Ministerpräsident Li Keqiang

AP/Mark Schiefelbein

Li Keqiang erläuterte auf dem Volkskongress die Offensive „Internet Plus“

Eigens errichtete Servicestationen in den Dörfern sollen dabei jenen helfen, die für den Onlinehandel noch nicht das erforderliche Equipment und die nötigen Kenntnisse besitzen. Sie können dort die gewünschten Güter online kaufen und die Pakete später abholen. Die Zahl dieser ländlichen Internetdrehkreuze wächst stetig: 2009 gab es derer drei, derzeit sind es 780. 100.000 weitere Dorfstationen sind laut Xinhua bis 2019 in Planung.

Plant Alibaba nächsten Coup?

Alibaba ist nach wie vor die unangefochtene Nummer eins auf dem boomenden E-Commerce-Markt. Der Rivale des US-Marktführers Amazon steigerte den Umsatz im letzten Vorjahresquartal überraschend kräftig um 32 Prozent auf umgerechnet 4,8 Mrd. Euro. Der Konzern kommt in China auf einen Marktanteil von rund 80 Prozent und bereitet offenbar eine Expansion in größerem Umfang vor. Dazu will er etwa auch in einem Milliardendeal das chinesische YouTube-Pendant Youku Tudou übernehmen, um ähnlich wie Amazon verstärkt Medieninhalte anzubieten.

Zudem dürfte Alibaba seine Beteiligungen rund um die Welt bald weiter ausbauen. Zu diesem Zweck wurde laut Medienberichten jüngst ein Kredit in Höhe von kolportierten drei Mrd. US-Dollar aufgenommen. Das Darlehen soll über fünf Jahre laufen und für weitere Unternehmensbeteiligungen in China, aber auch in anderen Ländern dienen. Zudem erwägt Alibaba, den Betrag zu erhöhen, falls weiterer Finanzierungsbedarf vorhanden sei, heißt es.

Größer Börsengang aller Zeiten

Zu den großen Handelsplätzen von Alibaba gehören die Plattformen Taobao, Tmall und Juhuasuan. Der 1999 vom ehemaligen Englischlehrer und heutigen Multimilliardär Jack Ma gegründete Konzern hatte im September 2014 den größten Börsengang aller Zeiten an der New York Stock Exchange gestemmt: Beim Aktiendebüt waren rund 25 Mrd. Dollar von Investoren eingesammelt worden.

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