Alles oder nichts für Rubio und Kasich
Der Vorwahlkampf um das US-Präsidentenamt geht in die entscheidende Phase. In fünf Staaten, nämlich Ohio, Illinois, North Carolina, Missouri und Florida, haben die nächsten Vorwahlen bei Republikanern und Demokraten begonnen. Für die Republikaner ist der „zweite Super Tuesday“ fast schon die letzte Chance, um den Geschäftsmann Donald Trump noch zu stoppen.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Bei den Republikanern geht es um alles oder nichts. Macht Trump in allen Staaten das Rennen, ist er zwar noch nicht ganz am Ziel, seine Kandidatur aber auch aufgrund des zersplitterten Lagers der Republikaner quasi nicht mehr aufzuhalten. Umfragen zufolge liegt er laut der Website RealClearPolitics.com derzeit in allen wählenden Bundesstaaten außer Ohio und Missouri vorne.
Das kleine Außengebiet Nördliche Marianen, in dem nur die Republikaner abstimmten, konnte Trump bereits für sich entscheiden. Der Immobilienunternehmer bekam am Dienstag knapp 73 Prozent der Stimmen, wie die republikanische Partei der Marianen mitteilte. Er lag deutlich vor seinem schärfsten Konkurrenten Ted Cruz. Der Senator von Texas holte 24 Prozent. Insgesamt beteiligten sich 471 Menschen an der Abstimmung. Es ging um neun Delegierte. Da im Alles-oder-nichts-Verfahren gewählt wurde, konnte Trump alle auf sich vereinen.
Alle Augen auf Florida und Ohio
Im Auge des Sturms stehen allerdings Florida und Ohio. Denn für Marco Rubio und John Kasich sind die Vorwahlen in den beiden Staaten überlebenswichtig: Rubio ist Senator von Florida, Kasich Gouverneur von Ohio. Verlieren sie auf heimischem Terrain, haben sie eigentlich keine Berechtigung mehr, im Rennen zu bleiben. Sollten sie aussteigen, bleibt nur noch der erzkonservative Senator Cruz als Konkurrent Trumps übrig.

APA/AFP/Rhona Wise
Laut Umfragen führt Trump vor Floridas Senator Marco Rubio
Florida ist dabei noch um einiges bedeutender als Ohio. Bei den Republikanern geht es in dem bevölkerungsreichen Bundesstaat um 99, bei den Demokraten um 246 Delegierte. Der Ausgang dort liefert zudem Hinweise auf die Erfolgschancen der Bewerber bei der Präsidentschaftswahl im November: In den vergangenen Jahrzehnten stimmte Florida in den Vorwahlen fast immer für jenen republikanischen oder demokratischen Kandidaten, der später als Präsident ins Weiße Haus einzog.
Insgesamt stehen bei den Republikanern am Dienstag 367 Delegiertenstimmen auf dem Spiel. Damit sind nach den Wahlen mehr als die Hälfte von ihnen für die Nominierungsparteitage im Sommer vergeben. Derzeit hat Trump mehr als ein Drittel der für die Nominierung benötigten 1.237 Wahlmännerstimmen in der Tasche und liegt rund hundert Delegierte vor Cruz.
Kampfabstimmung möglich
Zu Trumps weiterem Weg im Wahlkampf könnten sich drei Szenarien ergeben: Wenn Trump Florida und Ohio gewinnt, bekommt er auf einen Schlag 165 Delegierte dazu, liegt also nach dem Dienstag wohl bei über 700. Das ist aber immer noch nur etwas mehr als die Hälfte dessen, was er für eine klare Mehrheit auf dem Parteitag im Juli in Cleveland braucht. Trump müsste in der noch ausstehenden knappen Hälfte der Vorwahlen rund 50 Prozent der Delegierten holen. Bisher hat er im Schnitt nur 44 Prozent bekommen. Das ist also herausfordernd für Trump, aber machbar.

Grafik: ORF.at; Quelle: RealClearPolitics; Fotos: APA/AFP
Würde Trump nur Florida gewinnen, aber in Ohio gegen Kasich verlieren, müsste er in den ausstehenden Wahlen fast 60 Prozent der Delegierten für sich entscheiden - eine schwer zu nehmende Hürde. Bei einem Verlust sowohl von Florida als auch Ohio müsste Trump fast 70 Prozent der restlichen Delegierten gewinnen. Das wäre praktisch unmöglich.
Wenn Trump - nach welchem Szenario auch immer - die Grenze von 1.237 Delegierten nicht erreicht, könnte es auf dem Parteitag zu einer Kampfabstimmung kommen. Möglich wäre, dass er im ersten Wahlgang scheitert. Im zweiten Wahlgang sind die Delegierten nicht mehr an das Wahlergebnis aus ihrem Bundesstaat gebunden. Es könnte dann zu einer Einigung auf einen anderen Kandidaten kommen.
Sanders bedrängt Clinton
Bei den Demokraten sind 792 Delegiertenstimmen zu holen. Für Favoritin Hillary Clinton wird sich die Frage stellen, ob sie sich weiter von ihrem Konkurrenten Bernie Sanders absetzen kann oder ob dieser ihr nach seinem überraschenden Triumph in Michigan noch weitere schmerzhafte Niederlagen zufügen kann.
Umfragen sehen Clinton in allen Bundesstaaten bis auf Missouri, für das es keine aussagekräftigen Werte gibt, vorne. Doch auch Michigan ging wider Erwarten an den 74-jährigen Senator von Vermont. Erwartet wird, dass Clinton in Florida und North Carolina siegt, doch in den stärker industriell geprägten Staaten des Mittleren Westens könnte Sanders punkten. Sowohl bei Republikanern als auch bei Demokraten wird der Dienstag jedenfalls zeigen, ob sich der Kampf der Bewerber um das Weiße Haus binnen Wochen entscheidet oder ob er sich bis in den Sommer zieht.
Trump siegessicher
Zum Auftakt der Vorwahlen hat sich Trump jedenfalls bereits siegesgewiss gegeben. Er rechne damit, dass die Ergebnisse an diesem Dienstag auch seine Gegner in der Parteiführung umstimmen würden, sagte der Milliardär dem Fernsehsender NBC. Schon jetzt erhalte er „von den größten Leuten in der Partei“ Anrufe. Namen nannte er nicht.
Links: