Themenüberblick

A und O jedes Wahlkampfes

Im Rennen um das Weiße Haus ist Bernie Sanders der Erste, der eine Liste mit den Namen seiner prominenten Unterstützer auf seiner Website veröffentlicht hat. Als Bewerber der Parteilinken der Demokraten konnte er - wenig verwunderlich - vor allem Künstler aus dem Alternative-Sektor auf seine Seite ziehen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Gemeinsam mit den Musikern der Indie-Band Vampire Weekend gab er bei einem Benefizkonzert Ende Jänner etwa Woody Guthries Klassiker „This Land Is Your Land“ zum Besten, beim Fundraising-Festival Feel the Bern ein paar Tage später gaben die Red Hot Chili Peppers den Headliner. Die Mitglieder der kalifornischen Gruppe gelten schon seit längerer Zeit als große Befürworter jener Politik, die Sanders selbst als sozialistisch bezeichnet - eigentlich ein Unwort in den USA.

Schauspieler als Tüpfelchen auf dem i

Schon im Dezember schrieb Bassist Flea auf Twitter, Sanders sei „der einzige ansatzweise vernünftige Präsidentschaftskandidat“, so der britische „Guardian“. Neben den Red Hot Chili Peppers sind es auch sonst vorwiegend Vertreter der Independent-Szene der 80er und 90er Jahre, die auf der Liste zu finden sind - Namen allerdings, die in den USA durchaus geläufig, in Europa aber nur gut Informierten ein Begriff sind.

Der demokratische US-Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders mit Vampire-Weekend-Sänger Ezra Koenig

APA/AP/Evan Vucci

Bernie Sanders umgibt sich mit Indie-Rockern wie Vampire Weekend

Dazu gehören Jello Biafra von den Dead Kennedys, Billy Gould von Faith No More, Thurston Moore von Sonic Youth, Jeff Tweedy von Wilco und Chris Shiflett von den Foo Fighters. Und es geht noch älter, etwa mit Wayne Kramer von MC5, Graham Nash, David Crosby und John Densmore von den Doors, während Film-Soundtrack-Komponist Hans Zimmer eine ganz andere Sparte vertrtitt und die Rapper Killer Mike und Lil B quasi die Jugend repräsentieren. Schauspieler wie Danny DeVito, Susan Sarandon, Juliette Lewis, John C. Reilly, Wil Wheaton, Mark Ruffalo und Will Ferrell und aus anderen Gründen Prominente wie Arzt Patch Adams und Apple-Mitbegründer Steve Wozniak sind da das Tüpfelchen auf dem i.

Richtig eingesetzte Musik

Sanders selbst weiß um die Wirkung richtig eingesetzter Musik. Seine Abschlussrede zur Vorwahl in Iowa schloss er mit dem Song „Starman“ des nur kurz davor verstorbenen David Bowie, wie das US-amerikanische Musikmagazin „Billboard“ berichtete. Der Song zu Sanders’ Werbekampagne war bis dato allerings „America“ von Simon & Garfunkel (die beide nicht auf der Liste der Unterstützer auftauchen, die Verwendung des Songs aber genehmigt haben). Ob er das bleibt, ist noch nicht fix.

Pop-Songs gehören zum A und O jedes Wahlkampfes, mittlerweile nicht nur in den USA. Dabei sind die Urheber der entsprechenden Stücke nicht immer glücklich ob der ihrer Meinung nach zweckentfremdeten Nutzung des von ihnen geschriebenen oder zumindest interpretierten Liedguts. Als Ronald Reagan 1984 für seine Kampagne Bruce Springsteens „Born in the USA“ verwendete, wehrte sich der Urheber des Songs vehement dagegen und untersagte den Republikanern schließlich die Verwendung.

Reagans Missverständnis

Reagan und sein Team hatten im Vorfeld ganz offensichtlich nicht auf den Text geachtet: Hier werden die Vereinigten Staaten nicht glorifiziert, vielmehr wird der Umgang der USA mit Kriegsheimkehrern aus Vietnam kritisiert. Zwanzig Jahre später entschloss sich John Kerry, der damalige Kandidat der Demokraten, für seinen Wahlkampf mit „No Surrender“ ebenfalls einen Song Springsteens zu verwenden. Diesmal hatte der Singer-Songwriter allerdings keine Einwände.

Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, im Hintergrund tanzt Bill Clinton mit US-Sängerin Kate Perry

Reuters/Scott Morgan

Katy Perry unterstützt Hillary Clinton und wagt ein Tänzchen mit Bill

Hillary Clinton hat bereits Erfahrung mit der Verwendung von Wahlkampfsongs. Im Juni 2007, als sie sich noch Chancen ausrechnete, das demokrateninterne Rennen gegen Barack Obama zu machen, präsentierte sie Celine Dions „You and I“ als ihr Wahlkampflied. Erfolg war ihr damals bekanntlich keiner beschieden. Das soll sich diesmal ändern, und Unterstützung bekommt sie dabei vom Who’s who der US-Unterhaltungsbranche.

Oberliga für Clinton

Clinton weiß die Oberliga von US-Stars hinter sich, sie alle stellen sich hinter die einstige Außenministerin: Kanye West, Beyonce, Pharrell Williams, Katie Perry, Christina Aguilera, Jon Bon Jovi, Mariah Carey, Cher, Elton John, Lady Gaga, Jennifer Lopez, Ricky Martin, Morrissey, Snoop Dogg, 50 Cent, Sting, Barbara Streisand, James Taylor, Stevie Wonder und noch viele mehr.

Dass darunter auch einige nicht in den USA Geborene sind, sollte niemanden weiter stören. Spannend bleibt freilich, welchen demokratischen Anwärter in der Vergangenheit stets ambitionierte Künstler wie Neil Young, Springsteen, Sean Penn, Bob Dylan und Patti Smith unterstützen werden.

Johnny Depp als Donald Trump

Manch andere positionieren sich nicht für, sondern gegen einen Kandidaten. Für eine Fake-Doku der US-Comedy-Site Funny Or Die schlüpfte Johnny Depp in die Rolle des bei den Republikanern derzeit voranliegenden Donald Trump - im Jahre 1988. Der Tycoon mag zwar der überzeugenden Darstellung Depps wegen wenig erfreut sein, weiß aber ohnehin prominente Unterstützer hinter sich. Einige glänzten in der Vergangenheit aber eher mit eigenartigem Verhalten.

US-Schauspieler Johnny Depp verkleidet als Donald Trump

APA/AP/FunnyorDie.com

Johnny Depp parodiert Donald Trump in einer Fake-Dokumentation

Der einstige Basketballer Dennis Rodman etwa bezeichnete den nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un als „Freund fürs Leben“, Rock-Musiker Ted Nugent wiederum ist erklärter Waffenfan und veröffentlichte unter anderem ein Kochbuch mit dem Titel „Kill It & Grill It“. Der Zeitschrift „Rolling Stone“ zufolge setzt sich auch die Country-Legende Loretta Lynn für Trump ein, ebenso Schauspieler Stephen Baldwin, „Hulk“-Seriendarsteller Lou Ferrigno sowie die beiden ehemaligen Wrestler Hulk Hogan und Jesse Ventura.

Ex-Pornodarstellerin für Rubio

Ein wenig überraschend kommt die Unterstützung der jungen, ansonsten nicht dem konservativen Eck angehörenden Rapperin Azealia Banks. Bemerkenswert ist ihre Begründung, die sie über Twitter verlautbarte: „Ich glaube, Donald Trump ist so böse wie Amerika selbst, und damit Amerika mit sich selbst Schritt halten kann, braucht es ihn.“ Von Beistand in dieser Größenordnung können andere republikanische Mitbewerber nur träumen.

Marco Rubio kann sich zumindest der Unterstützung des Sängers der „Sweet Home Alabama“-Veteranen Lynyrd Skynyrd, Johnny Van Zant, sicher sein, auch R&B-Sänger Babyface hat sich laut „Guardian“ für den Mann ausgesprochen, der Trump innerparteilich noch gefährlich werden könnte - den Support der ehemaligen Pornodarstellerin Jenna Jameson wird Rubio dennoch nicht an die große Glocke hängen.

Ansonsten sieht es für die verbliebenen republikanischen Bewerber eher trist aus: Lediglich für Musiker Kid Rock ist Ben Carson das Maß aller Dinge, Country-Sänger Toby Keith wünscht sich Jeb Bush zum Präsidenten. Hinter John Kasich und Ted Cruz will sich gleich gar niemand stellen - und Chris Christie und Carly Fiorina haben bereits das Handtuch geworfen.

Christian Kisler, ORF.at

Links: