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Erster, zweiter und dritter Walzer

Er ist der Höhepunkt der Ballsaison und für viele einfach nur der „Ball der Bälle“: Am Donnerstag verwandelt der Opernball die Wiener Staatsoper wieder in den Nabel der Society-Welt. Gemeinsam mit Stargästen wie Brooke Shields und Placido Domingo werden Tausende Ballbesucher bis 5.00 Uhr ein rauschendes Fest feiern.

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Shields und Domingo sind nicht die einzigen Prominenten, mit denen der Ball heuer aufwarten kann. Die Gästeliste ist - wie immer - lang. Kommen werden unter anderen die Schauspieler Barbara Schöneberger und Nicholas Ofczarek, Sänger Andreas Gabalier, Scala-Chef Alexander Pereira sowie der scheidende Intendant der Bundestheater, Günther Rhomberg. Wegen eines Schwächeanfalls absagen musste nun Alain Delon. Der französische Schauspieler wird von seinem Sohn vertreten. Zudem hat überraschenderweise auch Pamela Anderson einen Ballbesuch angekündigt - mehr dazu in wien.ORF.at.

Hinweis:

ORF.at wird den Opernball 2016 in Wort, Bild und Video mit einem Liveticker begleiten. Beginnzeit ist 20.45 Uhr.

Die Kunstschaffenden Erwin Wurm und Christian Ludwig Attersee werden ebenso erwartet wie Regisseur Stefan Ruzowitzky. Vom Staatsopern-Ensemble haben sich unter anderen Adrian Eröd, Nino Machaidze, Aida Garifullina und Ildiko Raimondi angesagt.

Finnischer Präsident als Fischers Stargast

Für Bundespräsident Heinz Fischer ist der 60. Opernball sein letzter als Staatsoberhaupt. Er empfängt als Staatsgast den finnischen Präsidenten Sauli Niinistö mit dessen Frau Jenni Haukio. Von seinen potenziellen Nachfolgern wird nur Andreas Khol (ÖVP) das Parkett unsicher machen. Seine Konkurrenten um die Hofburg, Rudolf Hundstorfer (SPÖ), Norbert Hofer (FPÖ) sowie Alexander Van der Bellen und Irmgard Griss hingegen bleiben der Festnacht fern.

Bruno Kreisky und die Faschingseinladungen

Die gelöste Stimmung des Opernballs zeichnet wohl für einige Politinterviewperlen mitverantwortlich. 1972 etwa gab der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ) Auskunft über die Härten der Faschingszeit.

Nach seinem Fehlen im Vorjahr hat Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) für heuer seinen Besuch angekündigt. Selbiges gilt für Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ), der in seiner Loge den Stadtchef von Bratislava, Ivo Nesrovnal, begrüßen wird. Nicht dabei sein werden FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Grünen-Chefin Eva Glawischnig.

TV-Hinweis:

ORF2 startet um 20.15 Uhr mit der Dokumentation „Der Wiener Opernball - Das Jubiläum zweier Ikonen“ in den Ballabend. Im Anschluss beginnt um 21.05 Uhr die Liveübertragung des Opernballs 2016.

Während Fischer seinen letzten Opernball als Bundespräsident zelebriert, geht auch für „Opernball-Lady“ Desiree Treichl-Stürkgh eine Ära zu Ende. Die Bankiersgattin gab Mitte Jänner nach neun Jahren ihren überraschenden Abschied als Organisatorin bekannt. Mit ihrem letzten Ball will sie bei Gästen und Zusehern „einen guten Eindruck“ hinterlassen, „ich glaube, es wird mein Prunkstück“, wie sie wörtlich sagte.

Neue Designerin für die Krönchen

In Sachen Programm gibt der runde Geburtstag des Opernballs quasi das Thema vor. In mehreren Elementen wird Bezug auf die Vergangenheit genommen - etwa in der Eröffnung, mit einer Ausstellung und beim Blumenschmuck.

Die Gestaltung der Krönchen für die Debütantinnen wurde von Marie Boltenstern übernommen. Die 30-jährige Schmuckdesignerin hat die Aufgabe von ihrem Vater Sven übernommen, der bisher für das Design verantwortlich zeichnete. Dessen Vater Erich Boltenstern wiederum war jener Architekt, nach dessen Plänen das im Frühjahr 1945 bei einem alliierten Bombenangriff schwer beschädigte Opernhaus wiederaufgebaut wurde.

Die 144 Debütantenpaare werden zu einem Potpourri mit Ausschnitten der meistgespielten Eröffnungen der vergangenen 60 Jahre tanzen: der „Annen-Polka“, der „Feuerfest-Polka“, des Einzugsmarsches aus „Der Zigeunerbaron“ und des „Radetzkymarschs“.

Domingo gibt den Takt vor

Mit dem „Klipp-Klapp Galopp“ steht erstmals keine Polka auf dem Programm der Komiteedarbietungen. Die traditionellen Teile wie die „Fächerpolonaise“ von Carl Michael Ziehrer und Johann Strauß’ „An der schönen blauen Donau“ bleiben bestehen. „Die Eröffnung soll richtig Lust zum Tanzen machen“, versprach Choreograf Roman Svabek.

Musikalischer Dreh- und Angelpunkt des Opernballs ist heuer Opernstar Domingo. Der Spanier wird nicht nur auf dem Festparkett gut Figur machen, sondern auch mit der russischen Sopranistin Olga Peretyako ein Duett singen. Als Draufgabe dirigiert Domingo das Staatsopernorchester. Neben den arrivierten Ballettstars wie Kirill Kourlaev und Olga Esina wird heuer auch wieder der Nachwuchs der Ballettakademie mitwirken - in Johann Strauß’ „Accelerationen Walzer“ und nach einer Choreografie von Vladimir Malakhov.

Klirrende Kälte in der ersten Ballnacht

Die Geschichte des Balles führt zurück bis ins 19. Jahrhundert. Im Rahmen des Wiener Kongresses wurde die damalige Hofoper zum Austragungsort von Tanzveranstaltungen. Im Jahr 1877 schließlich ging die erste „Hofopern-Soiree“ im altehrwürdigen Opernhaus am Ring über die Bühne. Das aktuelle Jubiläum bezieht sich auf den ersten Opernball der Nachkriegsgeschichte.

Am 9. Februar 1956 hieß es zum ersten Mal in der Zweiten Republik „Alles Walzer“. Bereits mit dabei war damals die langjährige Opernball-Organisatorin Lotte Tobisch. Gegenüber der ORF-Sendung „Thema“ erinnerte sich die bald 90-Jährige an ihren ersten Ball. Ein ungewöhnlicher Kälteeinbruch sorgte für Temperaturen von bis zu minus 26 Grad Celsius. Im Foyer der Oper war es so kalt, dass die Blumen erfroren.

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ORF-Bericht zum ersten Opernball

Der ORF berichtete 1956 mit einer Zusammenfassung vom ersten Opernball nach dem Zweiten Weltkrieg. Ab dem Jahr 1960 schließlich wurde das gesellschaftliche Großevent live im Fernsehen übertragen.

Der „Freude“ hätte die klirrende Kälte aber keinen Abbruch getan, so Tobisch. Die Bevölkerung habe sich gefreut und den Ball nicht als dekadentes Fest der „G’stopften“ wahrgenommen. Eröffnet wurde der Opernball 1956 von Bundespräsident Theodor Körner und Bundeskanzler Julius Raab. „(...) und dann kommt der erste Walzer und dann der zweite und der dritte, und plötzlich kommt es allen so vor, als hätten wir jedes Jahr einen Opernball gehabt“, frohlockte der Sprecher der „Wochenschau“ in seinem Ballbericht.

Ausverkauftes Opernhaus

Aber zurück in die Gegenwart: Der Opernball 2016 ist bereits ausverkauft. Zur Veranstaltung werden insgesamt 5.150 Gäste erwartet. Eine Eintrittskarte kostete 290 Euro, Logen gab es von 10.000 Euro bis 20.500 Euro. Groß ist das Interesse auch in der Bevölkerung. Im Vorjahr wurde die Balleröffnung von 1,35 Mio. Zusehern live im ORF verfolgt. Als Moderatoren sind heuer wieder Alfons Haider, Mirjam Weichselbraun und Barbara Rett dabei.

Auf dem Boulevard sieht sich Richard Lugner langsam mit einer ernsthaften Konkurrenz konfrontiert. Bereits vergangenes Jahr sorgte die illustre Unternehmerfamilie Wess (auch bekannt als „Botox-Boys“) mit ihrem Gast Helmut Berger für Aufsehen. Heuer bringen sie die „Dschungelcamperin“ Helena Fürst mit. Lugner hält mit der amerikanischen Schauspielerin Brooke Shields und dem niederländischen Rapper Mr. Probz dagegen - mehr dazu in wien.ORF.at.

Keine Demonstrationen angemeldet

Wegen der erhöhten Terrorgefahr müssen die Gäste des Opernballs mit Kontrollen rechnen. Hunderte Beamte in Uniform und in Zivil sorgen für die Sicherheit. Die Wiener Ringstraße wird wieder gesperrt - mehr dazu in wien.ORF.at. Seitens der Oper trifft man entsprechende Vorkehrungen und will - wie jedes Jahr - dafür sorgen, dass sich die Gäste „wohl und sicher fühlen“, wie Sprecher Andre Comploi sagte. Am Einzug der Gäste über den roten Teppich wird jedenfalls festgehalten.

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Opernball-Demonstration 2000

Immer wieder war der Ball von großen Kundgebungen und gewalttätigen Ausschreitungen überschattet. Zu einer der größten Demonstrationen kam es zur Jahrtausendwende.

Am Rande des Opernballs wird es heuer keine Kundgebungen geben. In den vergangenen Jahren war die Veranstaltung öfters von Demonstrationen begleitet, so etwa im Jahr 2000. Kurz zuvor war damals die erste schwarz-blaue Regierung unter Wolfgang Schüssel (ÖVP) angelobt worden.

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