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Die Skihallengeschichte begann in Wien

In Österreich, wo es mit 424 Skigebieten und rund 7.300 Pistenkilometern – zumindest im Winter - keinen Mangel an Gelegenheiten zu Skifahren geben sollte, existiert derzeit keine Skihalle. Doch das war nicht immer so, denn vor fast 90 Jahren, am 26. November 1927, wurde mit dem Schneepalast in der Wiener Nordwestbahnhalle die weltweit erste Indoor-Skipiste eröffnet.

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Lange vor der Erfindung der Schneekanone in den 1950er Jahren konnten die Österreicher damit ihre Schwünge auf aus Waschsoda gemischt mit Sägespänen und Wasser produziertem Schnee ziehen. „Man wird nicht nass. Aber es juckt ein bisschen,“ schrieb der Skireporter des „Illustrierten Sportblatts“ in seinem Pistentestbericht. Skilaufen in der Badehose sei daher nicht empfehlenswert. Abgesehen davon „läuft man überraschend gut im Nordwestbahnschnee. Es ist wie Firnschnee.“

Schneepalast in der Wiener Nordwestbahnhalle

picturedesk.com/ÖNB-Bildarchiv/Lothar Rübelt

Neben einer Piste wurde auch eine Sprungschanze im Schneepalast errichtet

Die temporäre Anlage war eine Sensation, die nicht nur Wintersportler, sondern auch Schaulustige anlockte - und das obwohl man sich und seine Skier zu Fuß nach oben befördern musste. Einen Lift gab es nämlich im Schneepalast nicht, dafür aber eine Beleuchtungsanlage, die recht ausgedehnte Öffnungszeiten von 10.00 bis 22.00 Uhr erlaubte.

Die verlassene Skibaan in Belgien

Erst 60 Jahre später wurde die erste ganzjährig betriebene Skihalle der Welt in Belgien in der Nähe von Antwerpen errichtet. Die Skibaan Casablanca war damals nicht viel mehr als ein 100 Meter langes Bierzelt, das mit Isolierschaum abgedichtet war. Die später zu einer richtigen Skihalle ausgebaute Anlage erfreute sich zwar großer Beliebtheit, rentierte sich laut der flämischen Zeitung „Het Nieuwsblad“ für die Betreiber nur begrenzt. Erweiterungspläne scheiterten an den notwendigen Genehmigungen, was dazu führte, dass die Anlage 2010 stillgelegt wurde. Heute verwittert die Skibaan vor sich hin und gilt als eindrucksvolles Fotomotiv für Liebhaber verlassener Orte.

Verkommene Skipiste

Joke Verstappen

Trauriges Ende: Die Skibaan Casablanca in Belgien verfällt vor sich hin

In der Zwischenzeit schossen aber, vor allem ab dem Ende der 1990er Jahre, Skihallen in aller Welt aus dem Erdboden. Vor allem in Asien - hauptsächlich in Japan -, aber auch in Deutschland, den Niederlanden und in Großbritannien wurden überdachte Skianlagen gebaut. Das Geschäft ist für die derzeit rund 40 Hallen weltweit kein einfaches, das zeigt sich an den zahlreichen Insolvenzen und Übernahmen in der Branche. Anders als in Ländern wie Dubai, wo das Skifahren ein ganzjährig exotisches Vergnügen ist, kämpfen die Betreiber in Europa besonders im Sommer um die Kundschaft.

Wintersportler im Sommer zurückhaltend

Die Betriebskosten für die Kühlung der Hallen sind immens, die Skibegeisterung hält sich aber bei Badewetter in recht engen Grenzen, was einen kostendeckenden Ganzjahresbetrieb schwierig macht. Trotzdem setzt die Branche auch in Europa weiter auf Ausbau. Man wirbt mit Superlativen, setzt auf Zusatzangebote wie Kletterwände, Eislauf- und Rodelbahnen und versucht sich im Eventbereich als Veranstalter zu etablieren.

Moderne Skipiste

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Auch Dänen gefällt Skifahren - die erste Skihalle Dänemarks ist in Bau

Derzeit in Planung beziehungsweise Bau befinden sich gleich mehrere Skihallen, die neue Rekorde setzen wollen. Bald fertig werden soll Dänemarks bisher erstes Indoorskigebiet, der „Skidome“, der mit einem Schlag die Pistenkilometer des Landes mehr als verdoppeln würde (die Dänen verfügen derzeit über acht Freiluftskianlagen mit insgesamt 2,2 Pistenkilometern und einer höchsten Bergstation auf 110 Metern).

Ebenfalls als „größte Skihalle der Welt“ angekündigt sind ein Projekt im russischen Rjasan, 200 Kilometer südlich von Moskau, und eine Halle im Arabischen Emirat Ra’s al-Chaima.

Sophia Felbermair, ORF.at, aus Brüssel

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