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Aufschub von Schwangerschaft empfohlen

Das für Babys potenziell gefährliche Zika-Virus hat nicht nur in Südamerika bereits für Tausende Infektionen gesorgt, es grassiert offenbar bereits in über einem Dutzend Ländern. Wie am Donnerstag bekanntwurde, gibt es mittlerweile auch Fälle in den USA. Das Virus kann sich offenbar von Schwangeren auf Ungeborene übertragen und dabei zu einer massiven Fehlbildung des Schädels führen.

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Das Zika-Virus ist durch Reisende in die USA gelangt. Im US-Bundesstaat Florida gebe es drei Fälle, teilte das örtliche Gesundheitsamt am Donnerstag auf Anfrage der dpa mit. Zwei Infizierte hätten im Dezember Kolumbien besucht, ein weiterer Patient Venezuela. In den gesamten Vereinigten Staaten gibt es nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde Center for Disease Control and Prevention (CDC) über ein Dutzend Fälle. Alle hätten sich im Ausland angesteckt.

Gefahr der Schädelfehlbildung

Normalerweise sind die Symptome einer Zika-Infektion mit Fieber, Ausschlag, Gelenksschmerzen und Bindehautentzündungen relativ mild. Meist ist nicht einmal ein Krankenhausaufenthalt nötig, ernste Verläufe sind quasi nicht bekannt. Übertragen wird das Virus durch Stechmücken der Gattung Aedes, vor allem Aedes aegypti.

Stechmücke Aedes aegypti

APA/AP/Centers for Disease Control and Prevention/James Gathany

Das Insekt ist unter anderem auch Überträger von Gelb- und Denguefieber

Für schwangere Frauen und ihre Babys kann ein Stich durch eine infizierte Überträgerstechmücke allerdings offenbar schwere gesundheitliche Konsequenzen haben. Wird das Virus von Mutter auf Kind übertragen, kann es zu einer schwereren Schädelfehlbildung, der Mikrozephalie, kommen. Babys mit dieser Entwicklungsbesonderheit werden mit einem viel zu kleinen Kopf geboren, was zu schweren geistigen Beeinträchtigungen und Begleiterscheinungen wie Lähmungen führen kann. Auch neurologische Schäden sind möglich.

Zika-Spuren im Fruchtwasser

Ausgangspunkt der Epidemie dürfte der Nordosten Brasiliens sein. In dem Land wurden seit Oktober vergangenen Jahres mehr als 3.500 Babys oder Föten mit der schweren Schädelfehlbildung Mikrozephalie registriert. Dabei handelt es sich um eine massive Häufung: 2014 kamen in Brasilien lediglich 150 Babys mit der Erkrankung zur Welt.

Zika-Virus grassiert in Südamerika

Nach Fällen in Afrika und Asien dürfte das Virus 2014 im Zuge der Fußball-WM nach Brasilien eingeschleppt worden sein.

Aufgrund des rasanten Anstiegs der Fälle stellte die brasilianische Regierung schließlich die Beziehung zwischen der Zika-Infektion und den Mikrozephalie-Fällen her. Auch laut einem Bericht des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) gibt es Indizien für den Zusammenhang. So wurden etwa im November Spuren des Zika-Genoms im Fruchtwasser von zwei Frauen gefunden, bei deren Föten Mikrozephalie festgestellt worden war.

Bisher kein Impfstoff

Bisher gibt es keinen Impfstoff gegen das Virus und kein Medikament zur Behandlung. Elf Labore in Brasilien arbeiten an einer schnelleren Erforschung der Folgen von Infektionen. Auch Gesundheitsexperten aus den USA und 25.000 Mitglieder des Militärs wurden auf den Plan gerufen. Noch gibt es viele offene Fragen.

Friedhof mit mit Pestiziden eingenebelt

APA/AP/Martin Mejia

Geschulte Kräfte sollen die Überträgerstechmücken bekämpfen und die Bevölkerung informieren

Indes hat sich das Virus sukzessive über die Grenzen Südamerikas hinweg ausgebreitet. Laut CDC gab es Verdachtsfälle in über einem Dutzend Länder. In Kolumbien wurden seit Oktober rund 11.000 Zika-Infektionen registriert, unter den Infizierten waren bisher 560 Schwangere. 106 hätten ihre Kinder bereits zur Welt gebracht, sagte der stellvertretende Gesundheitsminister Fernando Ruiz am Donnerstag dem Radiosender RCN. Derzeit seien keine Fälle bekannt, bei denen die Babys gesundheitliche Probleme haben. Die Neugeborenen stünden unter Beobachtung. Möglicherweise würden neurologische Schäden erst innerhalb der nächsten Monate festgestellt.

Warnungen an schwangere Frauen

Wegen der andauernden Ausbreitung riet Kolumbien zum Aufschub von Schwangerschaften. Auch Jamaika sprach diese Empfehlung aus. Es sei davon auszugehen, dass die Epidemie noch bis Juli andauere, so das Gesundheitsministerium des Karibik-Staates. Alle Schwangeren, die in einer Höhe von mindestens 2.200 Metern lebten, sollten zudem auf Reisen in tiefer gelegene Gebiete verzichten, da die Ansteckungsgefahr dort größer sei. Bereits schwangere Frauen sollten sich zudem vor Mückenstichen schützen.

Auch die Regierung der Dominikanischen Republik bestätigte zehn Fälle einer Infektion mit dem Zika-Virus. Von 27 in die USA geschickten Proben seien zehn positiv gewesen, sagte Gesundheitsministerin Altagracia Guzman am Samstag. Es seien nun „landesweit strenge Maßnahmen“ zur Eindämmung des Virus geplant.

Das CDC rät Schwangeren von Reisen nach Lateinamerika und in die Karibik ab. Insgesamt warnte die Behörde vor Reisen in 14 Länder und Regionen, darunter Brasilien, Kolumbien und Mexiko. Habe die Reise bereits stattgefunden, sollten Schwangere ihre Ärzte darüber in Kenntnis setzen.

In Uganda entdeckt

Das Zika-Virus wurde im Zikawald im afrikanischen Uganda entdeckt und 1947 erstmals aus einem gefangen gehaltenen Rhesusaffen isoliert. Die ersten Zika-Infektionen an Menschen außerhalb Afrikas wurden 2009 auf den Yap-Inseln in der Südsee registriert, es kam zu einer Ausbreitung innerhalb der Region. Vor einigen Monaten tauchte der Erreger dann in Südamerika auf und breitet sich seitdem dort aus. Unbestätigten Vermutungen zufolge könnte das Virus im Zuge der Fußball-WM seinen Weg von Afrika nach Südamerika gefunden haben.

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