Akteure in Türkei und Nachbarländern
Bis zu 30 Millionen Kurden sind im Nahen Osten über die Länder Türkei, Syrien, Iran und den Nordirak verstreut. Die meisten Kurden leben in der Türkei. In drei der vier Länder besitzen sie bewaffnete Einheiten. Die PKK und ihre Schwesterorganisationen im Überblick.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
PKK: Die Arbeiterpartei Kurdistans wurde 1978 von Abdullah Öcalan gegründet. Sie ist in der Türkei verboten und gilt als Terrororganisation. Sie steht seit 1997 in den USA auf der Terrorliste, seit 2004 auch in der EU. Ihr Hauptquartier liegt in den Kandilbergen im Nordirak.
Von 1984 an kämpfte die PKK mit Waffengewalt und Anschlägen für einen kurdischen Staat im Südosten der Türkei. Inzwischen ist die PKK von der Maximalforderung eines unabhängigen Staates abgerückt und verlangt Autonomie. In dem Jahrzehnte dauernden Bürgerkrieg zwischen dem türkischen Staat und der Guerilla starben laut Informationen von türkischer Seite über 40.000 Menschen.
PKK-Chef Öcalan wurde 1999 in Kenia verhaftet und an die Türkei ausgeliefert. Er sitzt seit Frühjahr 1999 auf der Gefängnisinsel Imrali in Haft. Im September desselben Jahres rief die PKK eine Waffenruhe aus, die mit Unterbrechungen bis 2005 hält.
Offiziell führen die islamisch-konservative AKP-Regierung und die PKK seit Ende 2012 Friedensverhandlungen. Inoffiziell wird seit 2009 verhandelt. Im März 2013 erklärte die PKK eine Waffenruhe. Dieser Prozess wurde im Juli 2015 als beendet erklärt. Aber schon vorher war der Friedensprozess ins Stocken geraten. Die Türkei bombardiert seit Juli PKK-Einrichtungen im Nordirak, die PKK verübt Mordanschläge auf türkische Sicherheitskräfte.
KCK: Die Union der Gemeinschaften Kurdistans (KCK) gilt als die zivile Dachorganisation der PKK. Ihr Ziel ist die Umsetzung eines demokratischen Föderalismus. Die Organisation mit Sitz in den Kandilbergen wird von einer Doppelspitze geleitet, dem PKK-Gründungsmitglied Cemil Bayik und Bese Hozat. Bayik forderte mehrmals, zuletzt im Juli, eine internationale Vermittlung im Konflikt der PKK mit der Türkei. Erst am 15. September rief ein weiterer PKK-Mitbegründer, das KCK-Mitglied Mustafa Karasu Ankara zu einer Feuerpause auf. Karasu war bereits 2011 in Oslo in die Verhandlungen des türkischen Geheimdienstes für einen Friedensschluss mit der PKK involviert.
YPG: Die kurdischen Volksschutzeinheiten im Norden Syriens sind eng mit der PKK verbunden und gelten als ihre syrische Schwesterorganisation. Sie haben sich zum erbitterten Gegner der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) entwickelt und sind in Syrien der wichtigste Partner des von den USA geführten Bündnisses gegen den IS. Mittlerweile beherrscht die YPG die größten Teile der Grenze zur Türkei. Dort haben die Kurden in drei Kantonen Selbstverwaltungen errichtet. Das stößt auf Ablehnung der Türkei, die einen Kurdenstaat an ihrer Grenze verhindern will.
PJAK: Die Partei für ein Freies Leben in Kurdistan ist die iranische Schwesterorganisation der PKK. Auch sie nutzt das kurdische Autonomiegebiet des Nordirak seit Jahren als Rückzugsgebiet. In der Vergangenheit sind Teheran und Ankara immer wieder gemeinsam gegen die kurdischen Rebellen von PKK und PJAK vorgegangen.
Peschmerga: Das Verhältnis der Militäreinheiten der irakischen Kurden, der Peschmerga, zur PKK und zur YPG ist traditionell angespannt. Trotzdem unterstützten nordirakische Kurden die YPG-Kämpfer im Kampf gegen den IS um die syrische Grenzstadt Kobane. Es existieren auch historische Rivalitäten zwischen der PKK und der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) und ihrem Präsidenten, Massud Barsani. Barsani hatte die PKK im Zuge der letzten türkischen Luftangriffe im Nordirak aufgefordert, die Kandilberge zu verlassen. Es ist nicht das erste Mal in der Geschichte, dass Barsani die PKK loswerden will. Seine Regierungspartei KDP rief die PKK und ihre Schwester PJAK wiederholt dazu auf, die Waffen niederzulegen.
Link: