Große Nachfrage trotz Massakern
In den USA wird zunehmend Kritik an einer Teleshopping-Station für Waffen laut. GunTV soll am 20. Jänner auf Sendung gehen. Die Senderverantwortlichen stellen sich hinter ihr Projekt. Ziel sei es, die Produkte „auf verantwortungsvolle Weise“ anzubieten.
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Die Mitbegründerin des Senders, Valerie Castle, sagte dem britischen „Guardian“, es sei eine Möglichkeit gesehen worden, „auf einen Bedarf zu reagieren, nicht einen zu schaffen“. Sie glaube nicht, dass durch GunTV mehr Waffen in Umlauf kämen.
Der Start des Senders erfolgt zu einem kritischen Zeitpunkt, da sich in den USA zuletzt zahlreiche Vorfälle ereignet haben, bei denen Bewaffnete um sich geschossen und Dutzende Menschen getötet haben. Erst am 3. Dezember hatten zwei schwer bewaffnete Angreifer in einer Sozialeinrichtung in San Bernardino in Kalifornien 14 Menschen erschossen und 21 weitere verletzt.
24-Stunden-Programm als langfristiges Ziel
GunTV will zunächst sieben Tage die Woche nachts zwischen 1.00 und 6.00 Uhr auf Sendung gehen, langfristiges Ziel ist aber ein 24-Stunden-Programm. Anders als bei anderen Teleshopping-Sendern sollen die Produkte allerdings nicht direkt zum Kunden, sondern an den nächstgelegenen Einzelhändler geschickt werden. Dort kann der Kunde die bestellten Waffen abholen, nachdem er zuvor notwendige Formalitäten erledigt hat.
Wie auch bei anderen Teleshopping-Angeboten werden auch bei GunTV Fachleute die jeweiligen Schusswaffen und die zugehörige Ausrüstung vorstellen. Die Zuseher können die Waffen ihrer Wahl unter einer kostenlosen Telefonnummer oder auf der Website des Senders ordern.
Harsche Kritik von Anti-Waffen-Gruppen
Bei Aktivisten stößt der Sender auf Kritik. Der Angriff in San Bernardino war einer Beobachtungsstelle zufolge bereits die 353. Schießerei in den USA in diesem Jahr, bei der mindestens vier Menschen angeschossen wurden. „Mein Bauchgefühl sagt mir, das (GunTV, Anm.) ist das Letzte, was wir brauchen“, sagte Laura Cutilletta, Anwältin bei der Organisation Law Center to Prevent Gun Violence, dem „Guardian“. „In den USA sterben täglich Menschen durch Schusswaffen“, so Cutiletta, man solle sich sehr genau überlegen, ob ein Angebot wie GunTV wirklich notwendig sei.
Bei den Fachverbänden der Waffenhändler zeigte man sich überrascht, dass der TV-Sender in Kalifornien beheimatet ist. Der Bundesstaat hat eines der schärfsten Waffengesetze in den USA. Der Idee, Schusswaffen via Teleshopping zu vertreiben, werden aber durchaus Erfolgschancen eingeräumt. Auf YouTube etwa fänden sich zahlreiche Rezensionen von Schusswaffen, so Craig Deluz von der California Association of Federal Firearms Licensees, gegenüber der US-TV-Station WTSP, was zeige, dass die Nachfrage nach einem Angebot wie GunTV groß sei.
Angesichts des jüngsten Massakers in San Bernardino wurden in den USA abermals Rufe nach einer Verschärfung der Waffengesetze laut. US-Präsident Barack Obama teilt die Forderung, scheiterte bei der Umsetzung aber am Widerstand der Republikaner.
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