Fonds soll eingerichtet werden
Südkorea und Japan haben im jahrelangen Konflikt über die Versklavung von Frauen in den Soldatenbordellen der japanischen Kaiserarmee im Zweiten Weltkrieg eine Einigung erzielt. Das sagte der südkoreanische Außenminister Yun Byung Se am Montag in Seoul nach einem Treffen mit Japans Außenminister Fumio Kishida.
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Der Streit über die beschönigend „Trostfrauen“ genannten Frauen war bisher das größte Hindernis für eine Verbesserung der Beziehungen beider ostasiatischer Staaten. Beide Seiten einigten sich auf die Einrichtung eines neuen Fonds zur Unterstützung der Opfer. Japan erkenne seine Verantwortung an, Regierungschef Shinzo Abe werde den Frauen eine aufrichtige Entschuldigung zum Ausdruck bringen, hieß es.

Reuters/Kim Kyung-Hoon
Eine chinesische Frau, die mit 16 Jahren in ein japanisches Militärbordell verschleppt wurde
Nach Schätzungen von Historikern wurden im Zweiten Weltkrieg etwa 200.000 Frauen aus Korea, China, Indonesien, den Philippinen und Taiwan gezwungen, japanischen Soldaten in Militärbordellen zu Diensten zu sein. Rechtskonservative Politiker in Japan geben bis heute an, dass die Frauen reguläre Prostituierte gewesen seien.
Akihito: „Tiefe Reue“ wegen Zweiten Weltkriegs
Vor allem die Regierungen in Seoul und Peking hatten in jüngster Zeit verstärkt gefordert, Tokio müsse für die Kriegsverbrechen der Vergangenheit mehr Reue zeigen. Japan hatte Mitte August zum 70. Jahrestag der Kapitulation des Landes im Zweiten Weltkrieg der Millionen Toten gedacht. Mit ungewöhnlichen Worten sprach Kaiser Akihito damals bei einer zentralen Gedenkzeremonie in Tokio von „tiefer Reue“ bezüglich des Zweiten Weltkrieges und drückte den Wunsch aus, dass sich Krieg nie wiederholen möge.

AP/Liu jianhua
China gedachte der in japanische Militärbordelle entführten Frauen am 1. Dezember
Japanische Medien bemerkten, dass der Monarch eine solche Formulierung bisher bei den Gedenkzeremonien für die Kriegstoten nicht benutzt habe. Rund 7.000 Menschen nahmen an der Zeremonie teil und legten eine Schweigeminute für die Toten ein.
Kritik an Abes „ausweichender Erklärung“
Abe hatte am Vortag des Jahrestages eine Entschuldigung für die Aggressionen seines Landes zum Ausdruck gebracht, dabei aber nur auf Erklärungen seiner Vorgänger verwiesen. China kritisierte daraufhin die „ausweichende“ Erklärung Abes und forderte von Japan eine ehrliche Entschuldigung. Auch in Südkorea stießen Abes Worte auf Kritik.
Am Tag darauf ließ Abe dem umstrittenen Kriegsschrein Yasukuni in Tokio eine Opfergabe zukommen. In dem 145 Jahre alten Schrein werden gemeinsam mit den 2,5 Millionen japanischen Kriegstoten seit der Mitte des 19. Jahrhunderts auch 14 von den Alliierten verurteilte Kriegsverbrecher geehrt.
Minister und Abgeordnete bei Ysukuni-Schrein
Mehr als 70 japanische Abgeordnete und einige Minister hatte Ende Oktober den Yasukuni-Schrein besucht. Die 73 Parlamentarier gedachten in der Gedenkstätte der japanischen Kriegstoten, 96 weitere Abgeordnete schickten einen Vertreter.
Die Besuche führen regelmäßig zu wütenden Protesten in Nachbarländern wie China und Südkorea. Einige Stunden nach den Abgeordneten besuchte auch Katsunobu Kato, der Minister unter anderem für Fragen von Geburtenrückgang und Beschäftigung, den Schrein. Kurz zuvor waren bereits Innenministerin Sanae Takaichi, eine enge Vertraute Abes, und Justizminister Mitsuhide Iwaki in der Gedenkstätte gewesen.
Kritik von Südkorea und China
Das südkoreanische Außenministerium reagierte Ende Oktober prompt auf die neuerlichen Besuche. In einer Erklärung prangerte es die „Verherrlichung der Kolonisierung und des Aggressionskriegs durch Japan“ an. Ähnlich hatte Peking bereits zuvor protestiert.
Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Hua Chunying, forderte Japan auf, sich „ernsthaft“ mit seiner Geschichte zu befassen, „eindeutig“ mit dem Militarismus zu brechen und „konkrete Maßnahmen“ zu ergreifen, um das „Vertrauen seiner asiatischen Nachbarn und der internationale Gemeinschaft“ zu gewinnen.
Abe zuletzt 2013 bei Schrein
Die von Japan während des Zweiten Weltkriegs besetzten Nachbarländer sehen in dem Schrein ein Symbol für Japans militaristische Vergangenheit. Besuche von Politikern werden als Beweis dafür gewertet, dass Tokio sich von dieser noch immer nicht gelöst habe.
Abe hatte China und Südkorea zuletzt im Dezember 2013 mit einem Besuch in dem Schrein gegen sich aufgebracht. Es wird aber nicht erwartet, dass der konservative Politiker die Gedenkstätte überhaupt je wieder besucht.
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