Auslieferung um ein Jahr verschoben
Es soll das japanische Vorzeigeprojekt im Flugzeugbau werden – doch je länger Mitsubishi mit der Entwicklung des Mitsubishi Regional Jet (MRJ) im Rampenlicht steht, desto mehr Rückschläge tun sich auf. Bereits der Jungfernflug hatte fünfmal verschoben werden müssen, nun musste der Flugzeugbauer die Auslieferung um ein Jahr nach hinten verschieben.
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Statt 2017 werden die ersten Flugzeuge erst Mitte 2018 ausgeliefert, wie das Unternehmen Mitsubishi Heavy Industries (MHI) mitteilte. Dabei war anlässlich des Erstflugs im November vom Konzern noch mit Nachdruck betont worden, am 2017er-Termin festhalten zu wollen. Doch alles kam anders: Infolge der Testflüge habe man Überarbeitungsnotwendigkeiten ausgemacht, daran sei auch der Zeitplan angepasst worden.

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Die MRJ-90 beim Jungfernflug auf dem Flughafen Nagoya
So müsse man etwa das Flugwerk stärken, wie MHI laut Medienberichten bei einer Pressekonferenz erklärte. Warum und wie man das tun werde, ließ MHI aber offen. Zudem wurde erklärt, dass sich der Zeitplan nach dem Verlauf der nun erforderlichen Anpassungen richte. „Wir sehen, dass uns die Erfahrung fehlt“, gestand Mitsubishi-Manager Nobuo Kishi der Zeitung „Wall Street Journal“ („WSJ“) zuletzt.
Kunden kündigen Konsequenzen an
Insgesamt drei Großkunden hatten für 2017 Mitsubishi-Flugzeuge bestellt. Dazu gehören die japanische All Nippon Airways (ANA), die US-amerikanische Regionalairline Sky West und Trans States Holdings. Sky West wolle zwar an der Bestellung festhalten, wurde mitgeteilt. Doch wolle man diese an bestimmte Bedingungen knüpfen, etwa Verfügbarkeit. ANA All Nippon sprach von einer „sehr enttäuschenden“ Verspätung. Man bleibe aber zuversichtlich, dass die Jets große Vorteile für die Flotte bringen würden.
Hochfliegende Pläne
Neben dem asiatischen Markt will MHI mit seinem Produkt auch den europäischen Markt erobern und verweist darauf, dass mit dem Jet etwa von Paris aus alle Destinationen von Athen über London und Moskau bis nach Reykjavik in Island problemlos erreichbar seien. MHI geht außerdem davon aus, dass der Bedarf gerade nach Maschinen mit 70 bis 90 Sitzen in den nächsten 20 Jahren stark ansteigen wird und Airlines diese wegen der geringeren Betriebskosten auch vermehrt anstatt größerer Jets - die oft nicht voll ausgelastet seien - einsetzen würden.
Sollte sich die Fertigung des MRJ wieder stabilisieren, könnte er den direkten Konkurrenten im Segment Kurzstreckenflugzeuge durchaus Paroli bieten. Das sind vor allem die drei Hersteller Embraer (Brasilien) mit seinen E-Jets, Bombardier Aerospace (Kanada) mit dem Bombardier Canadair Regional Jet (CRJ) und seit Indienststellung des Superjet 100 im Jahr 2011 auch Suchoi Civil Aircraft (Russland).
Besonders mit Embraer lieferte sich Mitsubishi zuletzt ein Rennen - dabei geht es um sparsameren Verbrauch der Flugzeuge. Bisher hatten die Japaner hinsichtlich ihres Hauptverkaufsarguments einen zeitlichen Vorteil - doch mit der Verschiebung schließen die Brasilianer auf, sie wollen effizientere Versionen der bereits existierenden Modelle ebenfalls 2018 auf den Markt bringen.
Letztes Flugzeug „made in Japan“ 1974
Die „Rolling-out“-Zeremonie für den MRJ im November dieses Jahres war tatsächlich ein denkwürdiger Tag für die japanische Flugzeugindustrie, schließlich lag das letzte Ereignis dieser Art in Japan Jahrzehnte zurück: Das letzte Mal gab es das 1962, als das erste Exemplar der Turboprop-Maschine NAMC-YS11, entwickelt von der Nihon Aircraft Manufacturing Company (NAMC), aus dem Hangar rollte.

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Das bisher letzte „Rolling-out“ für ein japanisches Passagierflugzeug fand 1962 für die NAMC-YS11 - eingestellt 1974 - statt
Von dem Passagierflugzeug - Japans bisher überhaupt einzig kommerziell erfolgreichem - wurden insgesamt 182 Exemplare gebaut. 1974 wurde die Produktion eingestellt. Ganz genau genommen, war allerdings die YS11 ebenso wenig von der Schnauze bis zum Heck ein „rein“ japanisches Flugzeug wie der MRJ. Seinerzeit stammten die Triebwerksturbinen von Rolls-Royce (Großbritannien), für das neue Modell liefern Pratt & Whitney (USA) die Motoren.
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