Friedengespräche ab Jänner geplant
Die radikalislamischen Rebellen in Syrien haben einen ihrer wichtigsten Anführer verloren. Sahran Allusch, Chef der einflussreichen Miliz Dschaisch al-Islam (Armee des Islam), sei bei einem Luftangriff in einem Vorort von Damaskus ums Leben gekommen, verlautbarte die syrische Armee. Vonseiten der Rebellen hieß es, Allusch sei durch russische Raketen getötet worden.
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Neben Allusch seien fünf weitere Anführer getötet worden, hieß es in Oppositionsmedien. Der Angriff soll bei einem hochrangigen Treffen der Rebellen im Hauptquartier der Gruppe durchgeführt worden sein, berichtet der „Guardian“. Beobachtern zufolge könnte der Tod des 44-Jährigen dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad den Rücken stärken für die anstehenden Friedensgespräche mit der Opposition.
Wenige Stunden nach Alluschs Tod sei Abu Hammam al-Buwaidani zu seinem Nachfolger ernannt worden, hieß seitens der Rebellen laut Nachrichtenagentur Reuters. Die Familie des 40-Jährigen soll enge Verbindungen zu den Muslimbrüdern unterhalten.
Gruppe kontrolliert wichtige Region
Die Miliz Dschaisch al-Islam gilt mit 15.000 bis 20.000 Kämpfern als eine der größten und am besten organisierte Rebellengruppe bestehend aus Islamisten und Salafisten. Dschaisch al-Islam mit Tausenden Kämpfern kontrolliert die Region Ostgutha, über die Truppen von Assad wieder die Kontrolle bekommen wollen. In der Region wurden auch Giftgasanschläge durchgeführt, bei der über tausend Menschen starben. Die Opposition macht dafür die Regierung verantwortlich.
Allusch, Sohn eines in Saudi-Arabien ansässigen islamischen Geistlichen, war zu Beginn des Bürgerkriegs in Syrien 2011 im Zuge einer Amnestie der Regierung aus dem Gefängnis freigekommen. Er wird für die Anschläge in Damaskus im Juli 2012 verantwortlich gemacht, bei denen der syrische Verteidigungsminister Dawoud Radschiha und ein Schwager von Assad getötet wurden.
Signal für Friedensgespräche?
Laut BBC ist der Tod von Allusch auch ein deutliches Signal für die kommenden Verhandlungen - mit wem Syrien und auch Russland dort verhandeln will und mit wem nicht. Dschaisch al-Islam war Teil der kürzlich formierten Vereinigung von Oppositions- und Rebellengruppen, die Friedensgespräche mit der Regierung in Damaskus führen will. Die Gruppe wird von Russland allerdings als Terrorgruppe eingestuft, so die BBC.
Russland fliegt seit Ende September Luftangriffe in Syrien, die nach Angaben aus Moskau vor allem dem IS gelten sollen. Bei den Angriffen wurden aber auch zahlreiche Anführer von Rebellengruppen getötet. Kritiker werfen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor, mit den Luftangriffen vor allem Rebellengruppen zu bekämpfen, um der syrischen Regierung Vorteile zu verschaffen. Eine Bestätigung, dass tatsächlich eine russische Rakete den tödlichen Treffer erzielt hat, gibt es nicht. Die syrische Armee gab an, dass sie die Luftschläge durchgeführt hat.
IS-Kämpfer verlassen Süden von Damaskus
Unterdessen sollen nach einem Abkommen mit Syriens Regime mehrere hundert Kämpfer des IS und der Al-Nusra-Front, des syrischen Ablegers des Terrornetzwerks Al-Kaida, den Süden von Damaskus verlassen. Die von den Vereinten Nationen vermittelte Einigung sieht vor, dass die Kämpfer und ihre Familien Viertel am Rand der Hauptstadt verlassen, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte und ein TV-Sender der Hisbollah meldeten.
Es sei das erste Mal, dass sich das syrische Regime und der IS auf ein Abkommen geeinigt hätten, hieß es weiter. Die dem Regime nahestehende libanesische Nachrichtenseite Al-Mayadeen meldete, insgesamt würden mehr als 3.500 Bewaffnete und Zivilisten abziehen. Die Extremisten werden laut den Angaben mit Bussen in Gebiete unter ihrer Kontrolle gebracht, unter anderem in die IS-Hochburg al-Rakka. Sie hätten zugestimmt, vorher Waffen und Militärfahrzeuge zu zerstören.
Keine Einigung über Zukunft Assads
Russland und das Golfemirat Katar wollen direkte Gespräche der syrischen Opposition mit der Regierung unterstützen. Das sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow bei einem Treffen mit seinem katarischen Kollegen Chalid al-Atija am Freitag in Moskau. Zugleich betonten die beiden Chefdiplomaten, dass ihre Positionen zur Zukunft von Assad weiterhin stark auseinandergingen.
Al-Atija betonte, Katar sehe für Assad keine politische Zukunft. Russland stützt Assad aktiv mit Luftangriffen auf Ziele in Syrien sowie mit Waffenlieferungen. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, insgesamt hätten russische Kampfjets seit Beginn der Intervention am 30. September mehr als 5.200 Angriffe geflogen.
Ende Jänner sollen in Genf Friedensgespräche unter Leitung des UNO-Syrien-Beauftragten Staffan de Mistura beginnen. Die UNO-Resolution bildet die völkerrechtliche Grundlage für den weiteren Friedensprozess in Syrien, wo in den vergangenen fünf Jahren rund 300.000 Menschen im Bürgerkrieg getötet wurden. Der Streit über die Zukunft Assads wird in der Resolution allerdings nicht angesprochen.
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