„Ohne Kaffee kann man nicht überleben“
Ihre Aufgabe ist es, die Menschheit zu retten, doch während sich die UNO-Klimakonferenz über den geplanten Schlusstermin am Freitag hinzieht, kämpfen viele der erschöpften Delegierten vor allem mit dem Schlaf. Tausende Unterhändler rangen fast zwei Wochen in Le Bourget vor den Toren von Paris um die richtigen Formulierungen. Viele von ihnen waren am Samstag bereits am Ende ihrer Kräfte.
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Das Hauptproblem dabei ist die Schlaflosigkeit, denn in den vergangenen drei Tagen fanden die Verhandlungen quasi rund um die Uhr statt. Neben die inhaltliche Herausforderung trat der Belastungstest für das rein körperliche Durchhaltevermögen. Nur noch Koffein, Adrenalin und die Hoffnung auf ein gutes Ergebnis hielten die Diplomatie am Laufen.
Adrenalin, Kaffee und Hoffnung
„Kaffee hilft immer, diese Konferenzen sind die einzigen Zeiten, zu denen ich Kaffee trinke“, sagte etwa der südafrikanische Unterhändler Maesela Kekana. „Ohne Kaffee kann man hier nicht überleben. Wir helfen uns alle gegenseitig, indem wir uns Kaffee bringen.“

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Diplomaten und Medienvertreter suchten Seite an Seite Schlaf, wo sie ihn nur finden konnten
Eigenartige Bilder sind auf dem Konferenzgelände zu sehen: Delegierte, die in den Hallen auf Sesseln herumliegen, ohne Schuhe, Masken als Lichtschutz vor den Augen, um zwischendurch ein oder zwei Stunden Schlaf nachzuholen. Hochrangige Diplomaten schlafen in den Delegationsbüros auf dem Fußboden.
Guayanas Umweltminister Raphael Trotman erzählte am Freitagnachmittag, er habe in zwei Nächten nur sechs Stunden Schlaf bekommen. „Mit etwas Adrenalin und viel Kaffee“ sei das aber noch okay. „Hoffnung und Erwartung treiben dich weiter.“ Es gehe ohnehin allen anderen genauso. Er habe allerdings auch schon Kollegen gesehen, die in den Sitzungen eingenickt seien, so Trotman.
Zu erschöpft für Höflichkeiten
Allmählich wirke sich die Müdigkeit auch auf die Fähigkeit der Menschen aus, klar zu denken, sagte Espen Ronneberg aus der Delegation der Pazifikinsel Samoa. Auch der Umgangston habe sich geändert: „Wir sind alle müde und reden nicht mehr so diplomatisch. Stattdessen kommen wir direkt auf den Punkt.“ Die Begrüßung werde häufig gestrichen, ein leichtes Kopfnicken müsse reichen.

Reuters/Stephane Mahe
In der Nacht auf Samstag in Le Bourget
Große Delegationen sind in Le Bourget eindeutig im Vorteil, weil sie sich die Verhandlungszeiten aufteilen können. Am besten ist die EU dran, die auch ihre komplette Ministerriege gezielt auf unterschiedliche Beratungsrunden und -zeiten verteilen kann. „Kleine Länder haben dagegen kleine Delegationen und schlafen entsprechend weniger“, erzählte die kanadische Konferenzbeobachterin Naomi Klein.
„Werde zwei Tage schlafen“
Auch die Vertreter kleiner Staaten wie die Delegation Samoas probieren allerdings, so gut es geht, mit den Kräften hauszuhalten. „Wir haben versucht, Leute zwischendurch ins Hotel zu schicken“, so Ronneberg. Das habe jedoch nicht geklappt, weil die Fahrzeit von rund einer Stunde zu lang sei. Daher sei auch für sie das Schlafen im engen Delegationsbüro der einzige Ausweg gewesen.
Djordjije Vulikic aus der auch recht kleinen Delegation Montenegros sagte, er sei zwar müde, noch reiche aber die Anspannung, um hinreichend bei der Sache zu bleiben. Allerdings ertappe er sich dabei, von dem Danach, wenn das Klimaabkommen beschlossen ist, zu träumen: „Ich werde dann zwei komplette Tage schlafen.“
Karl Malakunas und Mariette Le Roux, AFP
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