Bildungssystem weiter teuer und behäbig
Jedes Jahr vergleicht die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Bildungssysteme rund um die Welt. Im Folgenden Detailergebnisse für Österreich aus der am Dienstag vorgestellten aktuellen Studie - vom Kindergarten bis zum Doktoratsstudium:
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Akademikerquote: 2014 lag der Anteil der Hochschulabsolventen an der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren in Österreich bei 30 Prozent (OECD-Schnitt: 33 Prozent). Das entspricht einem starken Anstieg für Österreich (2012: 20 Prozent), der auf einer neuen Einordnung von Bildungsabschlüssen (4. und 5. Jahrgang der BHS gelten nun als tertiäre Kurzausbildungen, Anm.) basiert. (A1.3a)
Ausgaben pro Schüler/Student: In Österreich betrugen diese 2012 von der Volksschule bis zur Hochschule kaufkraftbereinigt pro Kopf durchschnittlich 13.189 US-Dollar (12.340 Euro). Damit lagen sie weit über dem OECD-Schnitt von 10.220 Dollar. Gleiches gilt auch für die jeweiligen Einzelbereiche Volksschule, Sekundarstufe und - etwas eingeschränkt - Hochschulen. (B1.1a)
Betreuungsverhältnis: Vergleichsweise weniger Schüler als im OECD-Schnitt kamen 2013 in Österreich in der Volksschule und in der Sekundarstufe auf einen Lehrer. Im Primarbereich (Volksschule) treffen auf einen Pädagogen zwölf Schüler (OECD: 15), in der Sekundarstufe neun Jugendliche (OECD: 13). Lediglich im tertiären Bildungsbereich liegt das Verhältnis etwas über dem Durchschnitt: Hierzulande kommen 15 Studenten auf einen Lehrenden (OECD: 16). (D2.2)
Bildungsausgaben: Österreichs Bildungsausgaben gemessen an der Wirtschaftsleistung lagen 2012 unter dem OECD-Schnitt: In Österreich werden 4,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Bildungseinrichtungen vom Primar- bis Tertiärbereich verwendet, in der OECD sind es im Schnitt 5,2 Prozent. Greift man nur den Schulbereich heraus, kommt Österreich auf 3,1 Prozent (OECD-Mittelwert: 3,7 Prozent). Der Anteil der öffentlichen Bildungsausgaben an den öffentlichen Gesamtausgaben beträgt in Österreich 9,6 Prozent und liegt damit ebenfalls unter dem OECD-Durchschnitt (11,6 Prozent). (B2.2. bzw. B4.2)
Bildungsmobilität: In Österreich gelingt ein „Bildungsaufstieg“ laut OECD „bemerkenswert“ selten. Nur 21 Prozent der 25- bis 34-jährigen, die nicht mehr in Ausbildung sind, erreichten einen höheren Bildungsabschluss als ihre Eltern - in der OECD sind es dagegen immerhin 32 Prozent. (A4.4)
Bildungsniveau: Der Anteil von Personen mit mindestens einem Abschluss der Sekundarstufe II (z. B. Matura, Lehre) an den 25- bis 64-Jährigen lag in Österreich 2014 bei 84 Prozent (OECD: 76 Prozent) (A1.2a)
Geschlechterdifferenzen: In Österreich ist die Geschlechterdifferenz bei der Beschäftigungsquote auf allen Bildungsstufen eine der geringsten in den OECD-Ländern - bei Personen mit Tertiärabschluss beträgt er in Österreich nur vier Prozentpunkte (OECD: neun Prozentpunkte). Allerdings hinken die Einkommen der Frauen hinterher: Sie verdienen unabhängig von der Bildungsstufe weniger. In Österreich erhält etwa eine 35- bis 44-jährige Frau mit Tertiärabschluss 71 Prozent dessen, was ein Mann mit gleichem Alter und Bildungsabschluss verdient (OECD-Mittel: 74 Prozent). (A5.3b bzw. A5.3c).
Hochschulabschlussquote: Für Österreich prognostiziert die OECD, dass 53 Prozent eines Altersjahrgangs im Lauf ihres Lebens ein Hochschulstudium abschließen werden. Das ist leicht über dem OECD-Schnitt (50 Prozent). Bedingt ist das vor allem durch die tertiären Kurzausbildungen, zu denen nun auch die BHS zählen. Ein Abschluss auf Bachelor-Niveau wird in Österreich genau einem Viertel prognostiziert (OECD: 36 Prozent), auf Master-Niveau 22 Prozent (OECD: 17 Prozent) und auf Doktoratsebene 1,9 Prozent (OECD: 1,7 Prozent). (A3.1)
Internationale Studenten: Mit 17 Prozent wies Österreich 2013 hinter Luxemburg (44 Prozent) und Australien (18 Prozent) ex aequo mit Großbritannien und der Schweiz den dritthöchsten Anteil internationaler Studenten an den eigenen Hochschulen auf (OECD: neun Prozent). Den Löwenanteil unter den ausländischen Studenten in Österreich machen mit 40 Prozent Deutsche aus, gefolgt von Italienern (elf Prozent). (C4.1, C4.3)
Kindergarten: In Österreich besuchen 34 Prozent (OECD: 39 Prozent) der Zwei- und 71 Prozent (OECD: 74 Prozent) der Dreijährigen eine frühkindliche Bildungseinrichtung. Die Betreuungsrate liegt bei neun Kindern pro Pädagogenstelle (OECD-Schnitt: 14, EU-Schnitt: 7). Bei den Vierjährigen besuchen 91 Prozent (OECD: 88 Prozent) einen Kindergarten, bei den Fünfjährigen 96 Prozent (OECD: 95 Prozent). Die Betreuungsrate beträgt wie im OECD-Schnitt 14 Kinder pro Pädagogen-Stelle (EU: 13 Prozent). (C2.1, C.2.2)
Klassengröße: 2013 saßen in Österreich im Schnitt in der Volksschule 18 Kinder in einer Klasse (OECD: 21), nur in Estland, Griechenland und Luxemburg waren es noch weniger. Im Sekundarbereich I (AHS-Unterstufe, Hauptschule/Neue Mittelschule) lag die durchschnittliche Klassengröße bei 21 Schülern (OECD: 24), damit liegt Österreich im vorderen Mittelfeld. (D2.1)
Lehrergehälter: „Verglichen mit den OECD- und Partnerländern sind die gesetzlichen bzw. vertraglich vereinbarten Lehrergehälter in Österreich sehr hoch“, konstatiert die OECD: Pädagogen verdienen in Österreich zu jedem Zeitpunkt ihrer Karriere und in allen Schultypen mehr als im OECD-Schnitt. Lag 2013 bei Volksschullehrern schon das Einstiegsgehalt mit rund 32.600 US-Dollar (kaufkraftbereinigt) pro Jahr über dem OECD-Schnitt (29.800), ist der Abstand beim Höchstgehalt mit rund 64.000 noch größer (OECD: 48.700).
Ähnlich verhält es sich in der Sekundarstufe I (Ö: rund 34.100 Start-, rund 66.400 Endgehalt; OECD: 31.000 bzw. 50.400) und der Sekundarstufe II (Ö: 35.800 bzw. 74.200; OECD: 32.300 bzw. 52.800). Im Vergleich zu anderen Akademikern stehen Lehrer in Österreich etwas schlechter da: So verdient ein Lehrer in der Volksschule 77 Prozent vom durchschnittlichen Akademikergehalt, in der Sekundarstufe I sind es 89 und in der Sekundarstufe II 97 Prozent (OECD: 80 bzw. 86 und 91 Prozent). (D3.1, D3.2a)
„NEETs“: Der Anteil junger Menschen, die sich weder in Beschäftigung noch in Ausbildung befinden (Not in Education, Employment or Training; NEET), lag in Österreich 2014 mit zwölf Prozent der 20- bis 24-Jährigen weit unter dem OECD-Mittelwert von 18 Prozent. (C5.2b)
Private Bildungsausgaben: Der Anteil der privaten Ausgaben für Bildungseinrichtungen liegt in Österreich bei lediglich vier Prozent (OECD: 16,5 Prozent). Das ist vor allem auf den Hochschulsektor und das Fehlen von Studiengebühren zurückzuführen: 2012 betrug der Privatanteil im Tertiärbereich in Österreich 4,7 Prozent, in der OECD dagegen 30,3 Prozent. (B3.1)
Studienanfängerquote: 2013 begannen in Österreich 74 Prozent eines Altersjahrgangs ein Hochschulstudium (OECD: 67 Prozent). Ohne internationale Studierende würde dieser Prozentsatz allerdings nur 57 Prozent betragen (OECD: 60 Prozent). Ein tertiäres Kurzprogramm (z. B. 4. und 5. BHS-Jahrgang) begannen dabei 35 Prozent eines Altersjahrgangs (OECD: 18 Prozent), ein Bachelorstudium 45 Prozent (OECD: 57 Prozent), ein Masterstudium 28 Prozent (OECD: 22 Prozent) und ein Doktoratsstudium vier Prozent (OECD: 2,5 Prozent) (C3.1)
Unterrichtszeit/Lehrer: Volksschullehrer müssen in Österreich (779 Stunden pro Jahr) geringfügig länger unterrichten als im OECD-Schnitt (772 Stunden). Im Sekundarbereich I stehen dagegen die österreichischen Lehrer jährlich um 87 Stunden kürzer in der Klasse (Ö: 607, OECD: 694), in der AHS-Oberstufe sind es 54 Stunden (Ö: 589, OECD: 643).
Die Zahl der Unterrichtstage liegt in Österreich mit 180 in allen Schulformen ebenfalls etwas unter dem OECD-Schnitt (183 im Primarbereich, 182 in der Sekundarstufe I und 181 in der AHS-Oberstufe), die (allerdings nur für Pflichtschullehrer definierte) Jahresarbeitszeit indes darüber (Ö: 1.776; OECD: 1.600 für Volksschule, 1.618 für Sekundarstufe I). (D4.1, D4.2)
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