Kritische Blätter dürfen nicht zum Treffen
Die türkische Regierung hat einige regierungskritische Medien bisher nicht oder nur begrenzt zum G-20-Gipfel in Antalya zugelassen. Auf Anfrage einer Presseagentur in Istanbul teilten die Redaktionen der Zeitung „Zaman“, ihres englischsprachigen Schwesterblattes „Today’s Zaman“ und der Zeitung „Sözcü“ mit, sie hätten auf ihre Akkreditierungsanträge keine Antwort erhalten.
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Alle drei Redaktionen sprachen übereinstimmend von „Zensur“. Ein Sprecher der Nachrichtenagentur Cihan sagte, nur zwei ihrer Reporter seien akkreditiert worden, obwohl mehr Anträge gestellt worden seien. Die regierungskritische Zeitung „Cumhuriyet“ und die Nachrichtenagentur Dogan teilten dagegen mit, ihre Reporter seien zugelassen worden. Die Frist zur Akkreditierung für den Gipfel am Sonntag und Montag lief am 31. Oktober aus. Journalisten wurden bereits vor Tagen informiert, wenn sie akkreditiert wurden.
Gülen-nahe Medien
„Zaman“, „Today’s Zaman“ und die Agentur Cihan stehen dem Prediger Fethullah Gülen nahe. Gülen war einst ein Verbündeter von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan, ist inzwischen aber sein Erzfeind. Die Medien der Dogan-Gruppe greifen Erdogan regelmäßig an.
„Wir haben es mit einer umfangreichen, in weite Bereiche übergreifenden Zensur zu tun“, sagte „Zaman“-Nachrichtenchef Fatih Uygur der Agentur. „Das ist eine schmutzige, auch politisch nicht vertretbare Vorgangsweise. Damit ist die Türkei auf dem besten Weg, ein Dritte-Welt-Land zu werden.“ Ende vergangenen Monats hatten staatliche Treuhänder die Medien der Gülen-nahen Mediengruppe Koza Ipek auf Regierungskurs gezwungen.
Kritischer EU-Bericht
Die EU hatte sich am Dienstag in ihrem Türkei-Bericht besorgt über die Pressefreiheit im Land geäußert. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen liegt die Türkei auf Platz 149 von 180 Staaten. Der türkische Staatspräsident Erdogan hält die Medien in seinem Land dagegen für frei. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu werden 3.000 Journalisten beim G-20-Gipfel erwartet.
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