„Nicht offiziell informiert“
Nach dem Flugverbot für russische Airlines nach Ägypten hat das Luftfahrtamt in Moskau der Gesellschaft Egypt Air Flüge von Kairo nach Moskau verboten. Grund seien Sicherheitsbedenken, meldete die Agentur Interfax am Freitag unter Berufung auf Kreise auf dem Moskauer Flughafen Domodedowo.
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Russland hatte mit seinem Flugstopp vom 6. November auf den Absturz des Airbus A321 in Ägypten eine Woche zuvor reagiert. Dabei waren alle 224 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Geheimdienste halten einen Terroranschlag als Ursache für wahrscheinlich, Russland und Ägypten legten sich zunächst nicht fest.
Anfang dieser Woche schloss nun aber auch die russische Regierung einen Anschlag als mögliche Absturzursache nicht mehr aus. „Die Möglichkeit eines Terrorakts besteht selbstverständlich“, sagte Ministerpräsident Dimitri Medwedew im Interview mit der „Rossiskaja Gazeta“.
„Hochrangige Kontakte“
Laut Angaben vom Flughafen Moskau-Domodedowo tritt das Landeverbot für Egypt Air am Samstag in Kraft. Die russische Flugaufsichtsbehörde selbst wollte zu den Informationen über die Aussetzung der Egypt-Air-Flüge nicht weiter Stellung nehmen. Der ägyptische Luftfahrtminister Hossam Kamal erklärte in Kairo laut AFP lediglich, es gebe zu dem Thema „hochrangige Kontakte“. Ägypten sei über die Aussetzung des am Samstag geplanten Egypt-Air-Flugs nach Moskau „nicht offiziell informiert worden“.
Mehrere Monate dauerndes Flugverbot?
Bereits vor einer Woche stoppte die Regierung in Moskau alle russischen Flüge von und nach Ägypten. Die Untersuchung der Absturzursache für den Flug vom 31. Oktober ist noch nicht abgeschlossen. Die Regierungen der USA und Großbritanniens gehen aber davon aus, dass der Airbus durch das Zünden einer Bombe zum Absturz gebracht wurde. Dazu kommt ein Bekennerschreiben eines Zweigs der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS).
Das Flugverbot für russische Maschinen Richtung Ägypten soll offenbar für Monate gelten. Die Gesellschaft Aeroflot teilte mit, bis zum 27. März 2016 würden keine Flüge angeboten.
Russen sehen erhöhte Terrorgefahr
Angesichts des russischen Militäreinsatzes in Syrien wächst in der Bevölkerung unterdessen die Angst vor einem Terroranschlag als Vergeltung radikaler Islamisten. Fast die Hälfte der Bürger hält einer Umfrage zufolge einen Anschlag in Russland für wahrscheinlich, teilte das Moskauer Lewada-Zentrum am Freitag mit.
Vor allem der IS gilt demnach als große Bedrohung. Kreml-Sprecher Dimitri Peskow betonte, der Staat werde alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Terrorgefahr im eigenen Land abzuwenden. Die Umfrage fand kurz vor dem Absturz eines russischen Metrojet-Flugzeugs am 31. Oktober statt.
IS droht per Videobotschaft mit Anschlägen
Russische Militärjets kämpfen an der Seite der syrischen Armee gegen Rebellengruppen, darunter der IS. Zuletzt war im Internet ein mutmaßliches IS-Video aufgetaucht, in dem die Terrorgruppe Russland erneut mit Anschlägen droht. „Bald, sehr bald wird das Blut fließen wie ein Ozean“, zitierte die auf die Beobachtung extremistischer Internetseiten spezialisierte Analysefirma Site am Donnerstag aus einem IS-Video. Dieses sei in russischer Sprache vom IS-Medienarm veröffentlicht worden.
Der IS hat seit dem Beginn russischer Luftangriffe in Syrien bereits mehrfach zu Anschlägen gegen Russland aufgerufen. Russische Behörden vermuten zudem, dass rund 7.000 Menschen aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion in den Reihen des IS in Nahost kämpfen. Sie befürchten, dass Rückkehrer Anschläge verüben könnten.
Britische Rückholaktion läuft bis Dienstag
Großbritannien und Russland holen unterdessen weiter mit Hochdruck ihre Landsleute aus dem ägyptischen Touristenort Scharm al-Scheich zurück. Britischen Angaben zufolge wird die Rückholaktion bis Dienstag fortgesetzt. Wer dann noch in Scharm al-Scheich bleibe, müsse das „auf eigenes Risiko“ tun und allein für seine Rückkehr nach Großbritannien sorgen.
Zum Zeitpunkt des Flugzeugabsturzes befanden sich schätzungsweise 20.000 britische Touristen und 80.000 Russen in Ägypten.
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