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Explosion vor Schiitenzentrum

Im Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut sind am Donnerstag mindestens 43 Menschen bei zwei Selbstmordanschlägen getötet worden, wie das Rote Kreuz und das libanesische Innenministerium mitteilten. Mehr als 200 Personen seien verletzt worden, hieß es. Die Explosionen ereigneten sich laut Polizei im belebten Stadtteil Burdsch al-Baradschne.

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Das Viertel gilt als eine Hochburg der radikalislamischen schiitischen Miliz Hisbollah. Lokalmedien berichteten, die Angriffe seien unmittelbar vor einem Schiitenzentrum verübt worden. Laut offizieller Nachrichtenagentur NNA kam es im Abstand von fünf Minuten und 150 Metern zu den Explosionen.

Schutt nach einem Selbstmordanschlag

APA/EPA/Wael Hamzeh

Bild vom Anschlagsort: Dutzende Menschen starben

Nach Informationen des lokalen Fernsehsenders LBC waren insgesamt vier Selbstmordattentäter in der Gegend unterwegs, einer sei jedoch geflüchtet, ein weiterer getötet worden, bevor er seinen Sprengsatz zur Detonation bringen konnte.

Gebäude schwer beschädigt

An den umstehenden Gebäuden entstanden durch die Explosionen schwere Schäden, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Leichen lagen in mehreren kleinen Geschäften in der Nähe. Sicherheitskräfte bemühten sich, den Bereich abzusperren.

Schutt nach einem Selbstmordanschlag

APA/EPA/Wael Hamzeh

Durch die Explosionen wurden zahlreiche Gebäude schwer beschädigt

Fernsehbilder zeigten, wie Rettungskräfte Verletzte versorgten und abtransportierten. „Ich hatte gerade die Geschäfte erreicht, als es zur Explosion kam“, sagte ein Passant. „Ich habe vier Tote mit meinen Händen fortgetragen, darunter drei Frauen.“ Ein zweiter Augenzeuge sagte: „Nach der zweiten Detonation dachte ich, die Welt sei zu Ende.“

IS bekennt sich zu Anschlag

Donnerstagabend bekannte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zu den Anschlägen. In einer im Internet veröffentlichten Erklärung der Gruppe hieß es, zunächst sei in unmittelbarer Nähe einer schiitischen Menschenmenge eine Bombe auf einem Motorrad zur Detonation gebracht worden. Wenig später habe ein IS-Kämpfer am Ort des ersten Anschlags einen Sprengstoffgürtel gezündet.

Erster Anschlag seit Juni 2014

Ministerpräsident Tammam Salam erklärte den Freitag zum Trauertag, an dem der Opfer gedacht werden solle. Führende Politiker riefen die Libanesen zur Einheit auf.

Es war der erste Anschlag in den südlichen Stadtvierteln der libanesischen Hauptstadt seit Juni 2014. Damals hatte ein Selbstmordattentäter einen Sicherheitsbeamten getötet, als dieser ihn aufzuhalten versuchte. Zwischen Juli 2013 und Februar 2014 wurden in den Hisbollah-Hochburgen neun Anschläge verübt.

In den meisten Fällen bekannten sich sunnitische Extremisten zu den Anschlägen. Sie begründeten die Taten mit der Entsendung von Tausenden Hisbollah-Kämpfern in den Bürgerkrieg in Syrien, wo diese auf der Seite von Präsident Baschar al-Assad im Einsatz sind.

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