„Sie suchen eine neue Bankverbindung?“
Bis Dezember will die UniCredit Bank Austria wissen, wie es mit dem defizitären österreichischen Privatkundengeschäft mit seinen 1,6 Millionen Kunden weitergeht: also Rückzug (Verkauf) oder drastischer Rückbau. Bank-Austria-Chef Willibald Cernko bat am Donnerstag die Kunden um Vertrauen und um Geduld. Im Dezember will er mehr sagen können.
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Weil die Konzernmutter UniCredit das profitable Auslandsgeschäft an sich zieht, werden die bisherigen Verluste im heimischen Privatkundengeschäft künftig noch deutlicher sichtbar werden. Der schon eingeschlagene Kurs mit Filialschließungen und Sparplänen in der Kundenbetreuung wird ab nun zweifellos noch härter vorangetrieben. Nicht umsonst wandte sich Cernko auch in den Donnerstag-Ausgaben heimischer Tageszeitungen per Inserat an die verunsicherten Bankkunden.
„Geben Sie uns bis Anfang Dezember Zeit“
In dem „Kundenbrief“ spricht Cernko von der Notwendigkeit, auch das Privatkundengeschäft profitabel zu machen. Dafür würden alle Optionen evaluiert, von umfassender Neuausrichtung über stark erweiterte digitale Angebote bis zum Verkauf der Sparte. Er stehe in der Regel für klare Aussagen, so Cernko. „In diesem Fall muss ich Sie aber noch um etwas Geduld bitten“, schreibt der Banker.

APA/Harald Schneider
Cernkos „Kundenbrief“
„Geben Sie uns noch bis Anfang Dezember Zeit, um zu einer verantwortungsvollen Richtungsentscheidung zu kommen“, die Kunden, Mitarbeitern und Aktionären gerecht werde. Gleich wie die Lösung ausfalle; „alle Verträge und Vereinbarungen, die Sie mit uns getroffen haben oder künftig abschließen, haben selbstverständlich Bestand“, versprach Cernko. Für Anfragen von Kunden gab Cernko „seine“ Mailadresse (w.cernko@unicreditgroup.at) an.
Kunden noch treu?
Vom rigorosen Sparkurs der italienischen Großbank UniCredit ist deren österreichische Tochter Bank Austria am härtesten getroffen. Sie muss alle Ostbankenbeteiligungen Österreichs an die Zentrale in Mailand abtreten. Zehntausende Mitarbeiter in den betroffenen Ländern wandern von der Verantwortlichkeit der Bank Austria zur Konzernmutter UniCredit. In der Wiener Osteuropa-Zentrale sind 500 bis 700 Jobs gefährdet.
Seit die Pläne zum möglichen Verkauf des Privatkundenportfolios der Bank Mitte Oktober publik geworden waren, bekamen die Bankmitarbeiter laut Aussage von Arbeitnehmervertretern „unvermittelt den Ärger der Kunden“ zu spüren. Cernko erklärte aber am Mittwoch in einem Brief an die Mitarbeiter, es sei seither „weder Geld abgeflossen, noch gab es Kundenbewegungen außerhalb der üblichen Schwankungsbreite“.
Auch Firmenkunden angeblich vor Absprung
Schon seit Wochen ist die Bank Austria, die durch die „Filetierung“ ihren Status als größte Bank des Landes einbüßen wird, Tagesgespräch am Finanzplatz Österreich. Was Cernko wohl noch mehr Sorgen bereiten dürfte als abwandernde Privatkunden: Es wurde dabei über gezielte Vorsprachen angeblich abwanderungsbereiter Firmenkunden bei anderen Banken gemunkelt.
Eine neue Filialschließungswelle oder ein Verkauf des Filialnetzes ließ wiederum bei privaten Kunden Sorgen um ihre Bankfiliale sprießen. Eigentlich müssten sie dabei auf einen erfolgreichen Verkauf hoffen: So würden sie wohl eher - wenn auch unter neuem Eigentümer - eine Bankfiliale in ihrer Nähe finden - beziehungsweise eine Postfiliale: Als Interessent gilt vor allem der US-Fonds Cerberus als Eigentümer der BAWAG P.S.K.
Einer freut sich
Angeblich wollte UniCredit schon jetzt das Privatkundengeschäft loswerden. Cerberus soll interessiert gewesen sein, wenn die UniCredit Geld als Beitrag zu den Einsparungen zugeschossen hätte. Die Rede ist von ein bis drei Milliarden Euro. Das wiederum wollte offenbar UniCredit nicht. Es sieht so aus, als wolle die italienische Bank nun sehen, wie weit sie selbst mit den Einsparungen kommt, und dann über Verkauf oder Nichtverkauf entscheiden.
Unter den nun dankend Ablehnenden soll auch Erste-Bank-Chef Andreas Treichl gewesen sein. Er sagte zuletzt auch öffentlich, am Kauf von Bankteilen von Bank Austria oder auch BAWAG nicht interessiert zu sein, wohl aber an Kunden und Mitarbeitern von dort. Aus seiner Sicht ein logischer Schritt: Die Infrastruktur und das Filialnetz hat die Bank schon - und warb bereits am Donnerstag auf Wiens Straßen mit Flugzetteln, auf denen zu lesen stand: „Sie suchen eine neue Bankverbindung? Wir freuen uns auf Sie!“
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