Abbau von 18.200 Stellen in drei Jahren
Die Sparpläne der italienischen Großbank UniCredit, des Mutterkonzerns der Bank Austria, sind noch drastischer als angenommen. In den nächsten drei Jahren sollen 18.200 Stellen abgebaut werden. Die Bank Austria ist sehr stark betroffen. Nach wie vor nicht vom Tisch ist der Verkauf des Privatkundengeschäfts der Bank Austria.
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Ein Rückzug aus dem unrentablen Filialgeschäft ist denkbar. Betroffen sind davon 1,6 Millionen Kunden in Österreich. Laut UniCredit soll das Privatkundengeschäft der Bank Austria entweder verkauft oder drastisch umstrukturiert werden. Bank-Austria-Chef Willibald Cernko bezifferte am Mittwoch erstmals die Verluste im Privatkundengeschäft öffentlich.
Demnach belief sich das Defizit (vor Steuern) in diesem Bereich auf 41 Mio. Euro - trotz aller schon bisher gesetzten Rationalisierungen und Maßnahmen zur Effizienzsteigerung. Im Gesamtjahr müsse man damit rechnen, „dass wir für jeden betreuten Retailkunden fast 36 Euro draufzahlen müssen“, so Cernko. Kein Kaufmann der Welt könne ein Geschäft unverändert fortführen, das Geld vernichte, statt Geld zu verdienen. „Daher muss dieser Teil saniert werden, um die anderen profitablen Bereiche der Bank Austria nicht zu gefährden.“
Osteuropa-Geschäft geht nach Mailand
Bisher haben die viele Jahre lang satten Ergebnisse aus Osteuropa das wenig rentierliche Inlandsgeschäft in Österreich subventioniert. Zwei Drittel des Betriebsergebnisses stellten bisher die Ost/Südosteuropa-Banktöchter. Nur ein Drittel stammte aus dem Österreich-Geschäft. Das wird sich nun ändern.

AP/Luca Bruno
UniCredit-Vorstandschef Ghizzoni präsentierte am Mittwoch die Sparpläne
Denn UniCredit setzt nun auf Zentralisierungen und eine engere Verzahnung von Funktionen und Beteiligungen. Fix ist damit, dass die Bank Austria Wien ihr Ostgeschäft bis Ende 2016 nach Ablauf einer vertraglichen Garantie an die UniCredit nach Mailand abtreten muss. Diese Sparte war bisher der wichtigste Gewinnbringer der Bank Austria. UniCredit hält die Ostbanken künftig direkt.
Osteuropa-Experten können vermutlich bleiben
Die jetzige österreichische „Subholding“ für Osteuropa würde beseitigt, das Know-how der Ostdivision in Wien aber gewahrt. Das könnte bedeuten, dass ein Großteil der Wiener Bank-Austria-Mitarbeiter im Ostkompetenzzentrum sowie in der Osteuropa-Kundenbetreuung ihren Job in Österreich behalten. Dafür waren bisher rund 700 Mitarbeiter in Wien tätig.
Der größte Teil der insgesamt 57.000 Mitarbeiter der Bank Austria ist im Ost- und Südosteuropa-Geschäft tätig. Davon sind mehr als 9.000 (Vollzeit) in der österreichischen Bank und deren Österreich-Töchtern und knapp 48.000 in Ost- und Südosteuropa tätig. Die Bank Austria kämpft vor allem mit hohen Verlusten bei der ukrainischen Tochter und mit hohen Rückstellungen für faule Kredite. In den ersten drei Quartalen halbierte sich der Gewinn auf 660 Millionen Euro.
Knapp 700 Jobs in Österreich fallen weg
Der ursprünglich befürchtete Verlust Tausender Stellen in Österreich scheint derzeit allerdings kein Thema zu sein. Zunächst geht es um 670 Jobs, die bis 2018 zusätzlich abgebaut werden sollen. Gerechnet werden aber die Vollzeitstellen, gehen müssen wahrscheinlich mehr Mitarbeiter, denn in den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Teilzeitprogramme angenommen. Das gilt aber nur, wenn ein Verkauf der Filialsparte gelingt. Wird dieser Bereich intern saniert, könnten es noch mehr werden. Die Entscheidung darüber soll Anfang Dezember fallen.
Österreich müsse, so der jetzige Plan von UniCredit, die Kosten um neun Prozent senken. Das heiße Einsparungen von 139 Mio. Euro im Vergleich zu Ende 2014, schrieb Cernko am Mittwoch in seinem Brief an die Mitarbeiter. Die Personalkosten müssten bis 2018 um 14 Prozent runter.
Betriebsrat will eigenständige Bank erhalten
Trotz der massiven Umstrukturierungen will der Bank-Austria-Betriebsrat erreichen, dass das Institut als eigenständige Bank erhalten bleibt. „Ich möchte alles tun, damit die Bank Austria eine Multi-Channel-Bank bleibt“, sagte Betriebsratsobmann Adolf Lehner. Dem Betriebsrat gehe es um die Absicherung von Arbeitsplätzen, die Vermeidung von Kündigungen und „gemeinsame Lösungen“ mit dem Vorstand.
In einem Brief an die Mitarbeiter dankte Cernko der Belegschaft der Bank für „Einsatz und Engagement“ - nur diesen sei es zu verdanken, dass bisher kein Geld abgeflossen sei und es auch keine „Kundenbewegungen außerhalb der üblichen Schwankungsbreite“ gegeben habe. Die Mitarbeiter hätten sich, obowhl selbst verunsichert, zahlreichen Gesprächen gestellt. Dafür gebühre „höchster Respekt“. Auch die kommenden Tage und Wochen würden in dieser Richtung „sehr herausfordernd“. Er verstehe die entstandene Verunsicherung, so Cernko, und bat nochmals um Geduld.
1,6 Mrd. Euro als Sparziel
Mit dem radikalen Sparkurs will UniCredit die Kosten um 1,6 Mrd. Euro senken. Das ist mehr, als bisher erwartet wurde. Zum Teil soll der Jobabbau auch durch Beteiligungsverkäufe fallen - etwa durch den Verkauf der ukrainischen Tochterbank und die Teilaustöchterung der Fondsfirma Pioneer.
UniCredit-Vorstandschef Federico Ghizzoni verteidigte am Mittwoch die Umstrukturierungen. Den Entwicklungsplan bezeichnete er als „rigoros, ernsthaft und zugleich ehrgeizig“. „Es handelt sich aber vor allem um einen realistischen Plan“, so Ghizzoni. Es gehe um einen völlig selbst finanzierten Plan. „Wir vertrauen voll darauf, dass wir ihn umsetzen werden“, so Ghizzoni.
In digitale Entwicklung investieren
Die Maßnahmen seien von wesentlicher Bedeutung, damit die Bank in einem nicht einfachen wirtschaftlichen Umfeld und mit Zinssätzen auf Rekordtief weiterhin „organisch“ Kapital generieren und Dividenden ausschütten könne. Kapitalzufuhren von außen hatte Ghizzoni zuletzt mehrfach ausgeschlossen. Die UniCredit-Kosten seien vollkommen unter Kontrolle. Nun solle das Unternehmen eine „einfachere Bank mit schnelleren Entscheidungsprozessen“ werden.
Zudem will Ghizzoni auch wieder investieren. Allein für die digitale Entwicklung sollen 1,2 Milliarden Euro aufgebracht werden. Ghizzoni will eine Mobile-Bank mit 24-Stunden-Dienst und offener Plattform gründen: „Das ist ein exzellenter Weg, um sich neue Märkte mit geringen Investitionen zu eröffnen.“ Italiens Bankengewerkschaften kündigten unterdessen gegen die geplanten Jobkürzungen Proteste an.
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