Bis zu 90.000 Personen könnten klagen
Nach dem Skandal um die Abgastestmanipulationen beim deutschen Autohersteller Volkswagen ist in Australien die erste Sammelklage von VW- und Audi-Besitzern gegen den Konzern eingereicht worden. Wie viele Fahrzeughalter sich beteiligten, teilte die zuständige Kanzlei Bannister nicht mit.
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Es werde aber damit gerechnet, dass in dem Land insgesamt bis zu 90.000 Menschen auf Schadenersatz klagen könnten, berichtete die Zeitung „The Australian“ am Dienstag. Bereits im Oktober hatte die VW-Filiale in Australien alle Fahrzeuge mit der Manipulationssoftware zurückgerufen.
„Schwer, dieses Stigma loszuwerden“
Sollte sich bei den Verfahren herausstellen, dass der Konzern den Verbraucherschutz verletzt und die Käufer in die Irre geführt hat, drohen Strafen in Millionenhöhe. Durch die Manipulationen hätten die Fahrzeuge deutlich an Wert verloren, so der Anwalt Charles Bannister. „Wenn ein Auto einmal mit so einem schlechten Ruf belegt ist, dann ist es schwer, dieses Stigma loszuwerden.“
Deutsche Besitzer könnten auf Kosten sitzen bleiben
Die rund 2,4 Millionen Besitzer der von den Abgasmanipulationen betroffenen VW-Fahrzeuge in Deutschland könnten laut einem Rechtsgutachten auf den Folgekosten des Rückrufs sitzen bleiben. VW wäre dem Gutachten zufolge nach aktueller Rechtslage nicht verpflichtet, sämtliche Folgekosten zu tragen, teilte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) am Montag in Berlin mit. Darunter fallen etwa Kosten für ein Ersatzfahrzeug während der Reparatur und Mängel infolge der Umrüstung wie ein geringerer Wiederverkaufswert.
VKI setzt auf niederländischen Generalvergleich
Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) sieht das anders: Er zieht zwar nicht selbst in Österreich vor Gericht, empfiehlt Geschädigten aber ein Vergleichsverfahren in den Niederlanden. Dort gibt es ein aus VKI-Sicht effizientes Instrument, einen Generalvergleich mit VW abzuschließen, von dem am Ende alle europäischen Fahrzeughalter profitieren könnten.
Der Wiener Anwalt Eric Breiteneder, der bereits im Fall Atrium/Meinl nach Holland ausgewichen ist und nun die VW-Stiftung anwaltlich vertritt, wähnt im VW-Skandal eine „historische Chance auf ein europäisches Sammelverfahren“, wie er sagte. Bisher kochen die EU-Staaten in puncto Massenschäden alle ihr eigenes Süppchen, eine funktionierende Lösung für einen Generalvergleich wie in den USA gibt es nicht.
Im Fall VW sammelt der VKI die Geschädigten. Bisher hätten sich fast 33.300 Personen gemeldet, von ihnen hätten 11.816 das Onlineformular mit 52 Fragen vollständig ausgefüllt, sagte VKI-Juristin Ulrike Wolf. „Das ist die größte Aktion, die wir im Bereich Recht je hatten.“ In Österreich sind rund 363.000 Diesleautos verschiedener VW-Konzernmarken von den Abgasmanipulationen betroffen.
EU-Kommission untersucht Fall weiter
Die EU-Kommission will sich zunächst ein umfassendes Bild im Abgasskandal machen. „Wir wollen schnell Klarheit, aber es ist genauso wichtig, ein vollständiges Bild zu haben“, sagte eine Sprecherin der EU-Kommission am Dienstag. Die Brüsseler Behörde habe alle Mitgliedsländer aufgefordert, Informationen über die Genehmigungen von Autos der VW-Gruppe bereitzustellen und auszutauschen.
Ein umfassender Überblick über die Art der benutzten Manipulationssoftware sei ebenso notwendig wie darüber, wie viele in der EU zugelassene Fahrzeuge davon betroffen seien. Die US-Umweltbehörde EPA hatte am Montag mitgeteilt, dass VW auch bei Dreilitermotoren getrickst habe. VW bestreitet die Vorwürfe.
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