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Ken Taylors Tod stoppt Wahlkampfgetöse

Die Nachricht vom Tod Ken Taylors, des früheren kanadischen Botschafters im Iran, hat den kanadischen Wahlkampf im Endspurt innehalten lassen und zu einem kurzen Moment der Einigkeit zwischen den politischen Gegnern geführt: Vertreter aller großen Parteien würdigten am 15. Oktober einhellig die Verdienste des „Helden von Teheran“, der am selben Tag 81-jährig verstorben war.

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Taylor war bekannt geworden, als er 1979 sechs Bediensteten der US-Botschaft in Teheran Schutz gewährte und ihnen in einer Undercover-Aktion die Ausreise mit kanadischen Pässen ermöglichte. Taylor begab damals nicht nur sich selbst in höchste Gefahr, er legte sich auch mit seiner eigenen Regierung an, die die Ausstellung gefälschter kanadischer Pässe anfangs verweigerte. Erst als Taylor sein eigenes Schicksal mit dem der US-Bürger verknüpfte, gab die kanadische Regierung damals nach.

„Wahrer kanadischer Held“

„Ken Taylor gehörte zum Besten, was der Auswärtige Dienst Kanadas zu bieten hatte“, sagte Kanadas Premier Stephen Harper in einem Statement. Taylor habe „ritterlich“ sein eigenes Leben riskiert, um die Gruppe von Amerikanern in Sicherheit zu bringen. Die sechs US-Bürger waren aus der Botschaft ihres Landes geflüchtet, nachdem diese von iranischen Demonstranten gestürmt worden war. Der Rest des Personals war damals in Geiselhaft genommen worden.

Der Chef der Liberalen, Justin Trudeau, würdigte Taylor als „wahren kanadischen Helden“. Er sei ein leuchtendes Beispiel für „Mut und Mitgefühl“ gewesen, der sein Leben in den Dienst an der Allgemeinheit gestellt habe. „Er stand für das Beste, das es bedeutet, Kanadier zu sein“, so Trudeau. Der Sozialdemokrat Thomas Mulcair versicherte Taylors Hinterbliebenen im Namen der ganzen Partei sein aufrichtiges Beileid.

„Argo“ vs. „Unser Mann in Teheran“

Die Geheimoperation zur Befreiung der US-Amerikaner in Teheran mit Hilfe des CIA wurde unter dem Titel „Argo“ von Ben Affleck verfilmt und gewann 2013 den Oscar als bester Film des Jahres. Jene, die damals tatsächlich involviert waren, protestierten jedoch wütend gegen die Darstellung Taylors im Film als bloßer Zuseher einer heldenhaften CIA. Auch der damalige US-Präsident Jimmy Carter betonte nach dem Filmstart, in Wahrheit habe die CIA nur Taylors Eigeninitiative unterstützt.

Die Proteste aus Kanada hatten zumindest zur Folge, dass der Nachspann des Films, laut dem die weltweit verliehenen 118 Ehrungen für Taylor eigentlich nur der noblen Zurückhaltung der CIA zu verdanken seien, wieder weggeschnitten wurde. Ein Jahr nach „Argo“ setzte das Filmfestival von Toronto demonstrativ eine Dokumentation über Taylor mit dem Titel „Unser Mann in Teheran“ als Premierenfilm an.

Kerry und Weißes Haus kondolieren

Auch US-Außenminister John Kerry sagte, Taylor habe ein Beispiel für „puren Mut“ gezeigt, das Weiße Haus würdigte ihn als „zweifellos heldenhaft“. Taylors Witwe Pat sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AP, ihr Mann habe „ohne zweimal nachzudenken“ immer „alles Mögliche für wen auch immer gemacht, ohne dass er erwartet hat, dass irgendetwas zurückkommt“. Sein Erbe sei, „dass das Geben wichtig ist, nicht das Nehmen“.

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