Abverkauf zum Schuldenabbau
Glencore, der größte Rohstoffhändler weltweit, steckt in Schwierigkeiten. Nachdem die Unternehmensgruppe mit Hauptsitz im Schweizer Kanton Zug Schulden von umgerechnet über 26 Mrd. Euro angehäuft hat, ist keine Rede mehr von Expansion - es werden im Gegenteil Käufer gesucht.
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Laut einem Bericht der „Bloomberg Business Week“ (Onlineausgabe) von Montag will Glencore zwei Kupferminen in Australien bzw. Chile verkaufen. Die Maßnahme ist Teil eines im Vormonat angekündigten Plans, den Schuldenberg um zehn Mrd. Dollar (rund 8,8 Mrd. Euro) zu reduzieren.
Die Verkaufsgespräche erfolgten „als Antwort auf eine Reihe freiwilliger Interessenbekundungen für diese Minen“, zitierte Bloomberg aus einem Statement des Rohstoffhändlers. „Das erlaubt potenziellen Kunden, für eine oder beide dieser Minen zu bieten, und kann, muss aber nicht in einem Verkauf enden.“
Geschäfte gehen schlechter
Kupfer ist derzeit ein eher schlechtes Geschäft. Der Preis pro Tonne sank in den letzten drei Jahren von über 8.000 auf rund 5.300 Dollar pro Tonne, ähnlich wie die Preise für andere Industriemetalle und Kohle in den letzten Jahren bzw. Monaten gesunken sind. Glencore rutschte mit dem Einbruch der Rohstoffpreise in die roten Zahlen. Im ersten Halbjahr schrieb das Unternehmen einen Verlust von fast 670 Mio. Dollar (knapp 590 Mio. Euro) nach einem Gewinn von 1,7 Mrd. Dollar (rund 1,5 Mrd. Euro) im Vorjahr.
Auch Verkaufsgerüchte in Agrarsparte
Anfang September folgte die Ankündigung des Sparpakets. Eine Maßnahme ist eine - bereits platzierte - Kapitalerhöhung über 2,5 Mrd. Dollar, letzte Woche hieß es, Glencore verhandle mit zwei Staatsfonds aus Saudi-Arabien und Kanada bzw. dem chinesischen Getreidehändler Cofco über den Verkauf seiner Agrarsparte. Zuvor hatte das Schweizer Unternehmen Ende September seine Aktionäre beruhigt: „Unser Geschäft bleibt operativ und finanziell robust - wir haben einen positiven Cashflow, gute Liquidität und absolut keine Probleme mit der Zahlungsfähigkeit“, hieß es in einer Aussendung.
Aktienkurs seit Börsengang abgestürzt
Die Anleger brauchten in den letzten Tagen und Wochen eher gute Nerven - der Aktienkurs glich einer Hochschaubahn. Ende September brach er an der Londoner Börse zwischendurch um 30 Prozent ein, um später wieder um über 20 Prozent zu steigen. In Hongkong, wo Glencore ebenfalls notiert, schoss der Kurs an einem Tag um über 70 Prozent in die Höhe. Der geplante Verkauf der Kupferminen verhalf Glencore nicht zu weiteren Kursgewinnen, im Gegenteil. Die Aktie rutschte nach der Ankündigung mehrere Prozentpunkte ab. Derzeit notiert das Papier deutlich unter zwei Euro, das Börsendebüt 2011 erfolgte bei 530 Pence (damals etwa sechs, heute über sieben Euro).
Die Papiere waren innerhalb eines Tages ausverkauft, hieß es damals. Der Gang an die Börse brachte Glencore rund zehn Mrd. Dollar, das Unternehmen wurde mit über 60 Mrd. Dollar bewertet. 2013 schloss Glencore die Fusion mit dem Schweizer Rohstoffkonzern Xstrata (Glencore Xstrata plc) mit dem Hauptfokus auf die Förderung von Kohle, Zink, Kupfer, Nickel und Edelmetallen sowie Recycling ab. Der Jahresumsatz des Konzerns wurde damals auf rund 200 Mrd. Dollar geschätzt. Haupttriebfeder der Fusion war die Bündelung von Abbau, Lagerung, Handel und Logistik unter einem Dach.
Der britisch-australische Bergbaukonzern Rio Tinto lehnte ein Angebot von Glencore im Vorjahr ab. Für die Xstrata-Übernahme hatte Glencore kolportierte 46 Mrd. Euro ausgegeben. Der Deal wurde als größter in der Branchengeschichte bezeichnet.
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