USA wollen schnelle Lösung
Bis 20. November soll VW der kalifornischen Umweltbehörde CARB Lösungsvorschläge vorlegen, wie die vom Abgasskandal betroffenen Fahrzeuge nachgerüstet werden können - ansonsten könnten die Behörde die Fahrzeuge aus dem Verkehr nehmen. Das sagte CARB-Leiterin Mary Nichols dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
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„Wenn es keine technische Lösung gibt, drohen die Stilllegung der Autos und zivilrechtliche Auseinandersetzungen mit den Kunden“, so Nichols. Die Behörde habe VW nicht bewusst ins Visier genommen, heißt es in dem Bericht weiter, zudem sei die Untersuchung zu VW „ein langer Prozess“ gewesen, der länger als ein Jahr gedauert habe. Nichols kündigte weitere Testergebnisse zu Dieselautos anderer Hersteller an, die Ergebnisse sollen in den kommenden Monaten vorgelegt werden.
VW will mit Rückruf im Jänner starten
Die Behörde in Kalifornien hatte Nichols zufolge während der Tests, die den Verdacht gegen VW erhärteten, keinen Kontakt zur deutschen Regierung. Allerdings habe sich die deutsche Kanzlerin Angela Merkel bei einem Kalifornien-Besuch 2010 gegenüber Nichols und Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger über die strengen Grenzwerte für Dieselfahrzeuge beschwert, so die Behördenchefin. In den USA ist der Grenzwert für Stickstoffoxide deutlich niedriger als in der EU.
Ein Vertreter der US-Umweltbehörde EPA hatte bereits am Donnerstag bei einer Anhörung im US-Kongress gesagt, man rechne in der kommenden Woche mit ersten vorläufigen Lösungsvorschlägen. VW-US-Chef Michael Horn dämpfte jedoch bei der Anhörung die Hoffnung auf eine rasche Bewältigung der Probleme. Es werde wohl mindestens ein bis zwei Jahre dauern. Volkswagen hatte vor Kurzem angekündigt, den Rückruf der rund 480.000 in den USA betroffenen Fahrzeuge erst im Jänner starten zu wollen.
Hohe Verluste drohen
VW drohen wegen des Skandals vor allem in den USA Straf- und Schadenersatzzahlungen in Milliardenhöhe. Insidern zufolge wird VW unter anderem wegen der Rückstellungen von 6,5 Milliarden Euro alleine im dritten Quartal hohe Verluste schreiben. Der Großteil der Verluste soll dabei bei der Hauptmarke VW verbucht werden. Von weltweit insgesamt elf Millionen Fahrzeugen mit einer Manipulationssoftware entfallen fünf Millionen auf die Kernmarke VW.
3,6 Mio. Autos müssen nachgebessert werden
In Europa soll VW wegen der Abgasaffäre 3,6 Millionen Fahrzeuge für aufwendigere Nachbesserungen in die Werkstatt rufen müssen. Bei der Zahl der Fahrzeuge werde „mit großer Sicherheit eine motortechnische Anpassung notwendig sein“, sagte ein Sprecher des deutschen Verkehrsministeriums in Berlin unter Berufung auf das deutsche Kraftfahrtbundesamt (KBA).
Bei den betroffenen Fahrzeugen handle es sich um Dieselfahrzeuge mit 1,6-Liter-Motoren, so der Sprecher. Wie viele Autos mit Zwei-Liter- und 1,2-Liter-Diesel-Motoren von dem Manipulationsskandal betroffen seien, konnte er nicht sagen. Das KBA brauche wohl noch „einige Tage“, um die technischen Vorschläge von VW zu prüfen. Erst vor Kurzem hat der Autohersteller dem KBA einen Zeitplan sowie technische Lösungen für den Rückruf vorgelegt.
Kein Phaeton-Nachfolger wegen Spardrucks?
Im Konzern laufen unterdessen mit Hochdruck Untersuchungen, um herauszufinden, wer den Einbau der illegalen Software veranlasst hat, die Dieselemissionswerte am Prüfstand manipulieren kann. Laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, einem Rechercheverbund von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR, soll die Software auch in Europa zum Einsatz gekommen sein.
Darüber hinaus kommen bei VW nach dem angekündigten verschärften Sparkurs des neuen Konzernchefs Matthias Müller nun erste konkrete Projekte auf den Prüfstand. Nach Ansicht von Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh muss dabei etwa über die Zukunft der unter Absatzproblemen leidenden VW-Luxuslimousine Phaeton gesprochen werden. „Also wenn schon Phaeton, dann als Elektrofahrzeug mit 800 Volt, 15 Minuten Ladezeit und mit 500 Kilometer Reichweite“, so Osterloh am Freitag.
VW-Stammaktie mit unerwartetem Kurssprung
Unterdessen hat Volkswagen einer repräsentativen Umfrage zufolge wegen des Skandals massiv das Vertrauen der deutschen Verbraucher verloren. Laut der Studie des Verbandes der Kommunikationsagenturen GPRA, vertrauen nur noch 43 Prozent der Befragten dem Wolfsburger Konzern. Zuletzt hatte der Verband 2013 vergleichbare Werte erhoben: Damals gaben noch 84 Prozent der Befragten an, VW zu vertrauen.
Für Aufsehen sorgte am Freitag auch die VW-Stammaktie, die zeitweise um 15 Prozent an Wert gewann. Dabei wechselten am Vormittag bereits mehr als dreimal so viele Papiere den Besitzer wie an einem gesamten Durchschnittstag. Sie kosteten zeitweise 133,75 Euro. Womöglich deckten sich einige Anleger, die auf weitere Kursverluste wegen der Abgasaffäre gesetzt hatten, wieder mit VW-Titeln ein, um ihre Verluste zu begrenzen. Es gab auch Gerüchte, wonach Großaktionär Porsche Automobilholding seine Beteiligung aufstockt. Die Porsche Holding wollte sich nicht äußern.
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