Tschechen orten Vertragsbruch
Bei einer mit Spannung erwarteten außerordentlichen Hauptversammlung hat die Casinos Austria AG (CASAG) am Montag die Weichen für die künftige Eigentümerstruktur gestellt. Die Übernahmepläne zweier tschechischer Milliardäre wurden dabei von der Österreichischen Bundes- und Industriebeteiligungen GmbH (ÖBIB) gestoppt. Im Gegenzug hat nun wohl der niederösterreichische Glücksspielkonzern Novomatic bei den Casinos zunehmend das Sagen.
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Wie nach der in diversen Medien bereits als „Glücksspielgipfel“ bezeichneten Hauptversammlung bekanntwurde, gibt es grünes Licht für die Übertragung eines bisher von der MTB Privatstiftung von Maria Theresia Bablik gehaltenen 16,8-Prozent-Anteils an Novomatic. Handelseins ist sich Novomatic aber auch mit dem Mühlenkonzern Leipnik-Lundenberger (LLI) und der UNIQA und damit zwei weiteren gewichtigen bisherigen CASAG-Anteilseignern.
Konkret geht es hier um 29,6 Prozent (LLI) und 29,6 Prozent (UNIQA) bei der Medial Beteiligungs GmbH, die ihrerseits 38,2 Prozent von den Casinos Austria kontrolliert. Novomatic ist mit 59,3 Prozent somit bei Medial der weitaus größte Anteilseigner und kommt durchgerechnet bei den Casinos Austria auf mittlerweile 39,5 Prozent.
ÖBIB weiterhin bei 33,24 Prozent
Die ÖBIB hält unterdessen unveränderte 33,24 Prozent an den Casinos Austrias und liegt damit auch weiterhin über der Sperrminorität (25 Prozent). Der Rest der CASAG-Anteile befindet sich im Streubesitz. Vor allem der Großeinstieg von Novomatic sorgte in den vergangenen Monaten für reichlich Schlagzeilen. Nachdem LLI und UNIQA mit dem Verkauf ihrer Anteile den Weg für Novomatic ebneten, sorgte zuletzt die Donau Versicherung, die bis dahin 29,6 Prozent der Medial GmbH kontrollierte, mit dem Verkauf ihrer Anteile aber bereits für den nächsten Überraschungcoup.

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/Casinos Austria
Die Donau Versicherung verkaufte ihre Tochter CAME Holding und damit die von ihr gehaltenen Casinos-Austria-Anteile an die bis dahin weitgehend unbekannte Prager Austrian Gaming Holding (AGH). Mit der von den beiden tschechischen Milliardären Jiri Smejic (EMMA Capital) und Karel Komarek (KKCG) gegründeten Gesellschaft befindet sich seitdem ein neuer Spieler im Casinos-Austria-Übernahmepoker. Nach der CAME-Übernahme kontrollieren die Tschechen durchgerechnet 11,3 Prozent an den Casinos Austria. Nichts wurde es nun allerdings mit der als nächster Schritt anvisierten Übernahme der MTB-Anteile.
Veto per „wichtigen Grund“
Angesichts der komplexen Casinos-Austria-Eigentümerstruktur und damit verbundener „diverser Vorkaufsrechte“ wurden Smejic und Komarek etwa vom „Format“ durchaus Chancen eingeräumt, nach und nach die Kontrolle bei den Casinos Austrias zu übernehmen. „Endgültig“ platzen könne der „CASAG-Traum“ aber bei einem Nein aus dem Finanzministerium bzw. der ÖBIB, wie „Format“ gleichzeitig wieder relativierte.
Und genau das könnte nun auch der Fall sein: Nachdem Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) laut „Kurier“ bereits Ende September seine Präferenzen für eine „österreichische Lösung“ deutlich machte, wurde der AGH nun von der ÖBIB die Übernahme weiterer Casinos-Austria-Anteile verweigert.
Ausschlaggebend für die Entscheidung sei ein Rechtsgutachten, das signifikante Rechtsunsicherheiten durch die Übertragung der Aktien aufgezeigt habe, wie ÖBIB-Chefin Martha Oberndorfer per Aussendung mitteilte. Befürchtet wurden „jahrelange Rechtsstreitigkeiten“, und diese hätten auch das erklärte Ziel, „die Eigentümerstruktur der CASAG zu vereinfachen“, mehrere Jahre blockiert: „Daher haben wir von unserem in der Satzung verankerten Recht Gebrauch gemacht, diesen Deal aus wichtigen Gründen abzulehnen.“
„Strategie ist unverändert“
Smejic und Komarek wollen sich dennoch nicht geschlagen geben. Die Strategie von KKCG und EMMA Capital bleibe laut Aussendung vielmehr „unverändert“, die Beteiligung an den Casinos Austria „weiter zu erhöhen.“
Die auf der CASAG-Hauptversammlung getroffene Entscheidung wurde von KKCG-Investmentchef Stepan Dlouhy zudem als „eindeutige“ Vertragsverletzung bezeichnet: „Die Übertragung der MTB-Anteile an CAME kann nur aus gutem Grund abgelehnt werden“ - die von der ÖBIB veröffentliche Begründung sei Dlouhy zufolge aber „kein guter Grund“.
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