„Wichtiges und eindrucksvolles Zeichen“
Laut Polizeiangaben rund 120.000 Menschen haben am Samstag auf dem Wiener Heldenplatz bei einem Konzert unter dem Titel „Voices for Refugees“ Solidarität mit den Flüchtlingen gezeigt. Das Bild der Menschenmassen, die mit den Leuchten ihrer Handys zum unübersehbaren Meer aus Lichtern wurden, solle „um die Welt gehen“, wünschte sich Tote-Hosen-Sänger Campino am Ende der Veranstaltung.
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Schon vor dem Konzert hatten Zehntausende Menschen an einem Demonstrationszug mit dem Motto „Flüchtlinge Willkommen!“ teilgenommen. Bis zum Abend war die Zahl der Unterstützer stetig gestiegen. Die Veranstalter sprachen von rund 150.000 Teilnehmern, die Polizei von rund 120.000. Die unter anderen von der Volkshilfe initiierte Veranstaltung wollte „ein menschliches Europa“ propagieren. Viele internationale und einheimische Künstler stellten sich in den Dienst der Sache.
Deutliche Verweise auf Wien-Wahl
Tote-Hosen-Frontmann Campino nahm auch schon an der Demo am Nachmittag teil. Seine Formation bestritt am Abend den Abschluss der künstlerischen Darbietungen. „Ihr habt als Erste so etwas in dieser Dimension auf die Beine gestellt“, sagte er über Wien. Die Bevölkerung solle sich „diese bunte Stadt“ bei den kommenden Wahlen „nicht von diesem Karl Heinz Christian wegnehmen“ lassen. Auch andere Künstler und Redner hatten zuvor klare Verweise auf den Urnengang in einer Woche hören lassen.
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Schon am frühen Nachmittag war der Zustrom beträchtlich. Bis zum Abend erreichte die Zahl der Teilnehmer ein Vielfaches.
Die Diskussion, wie nachhaltig das an diesem Abend gezeigte Bild von Wien sein würde und wie viele Menschen die Anliegen der Veranstalter nur bedingt teilten, dominierte am Sonntag die Berichterstattung in den Medien und die Diskussion in Sozialen Foren. Die „Presse“ meinte etwa am Sonntag in einem Kommentar, das Anliegen sei politisch vereinnahmt worden, und gerade deshalb sei „ein Lichtermeer, ein breites, gesellschaftliches Statement, zunichtegemacht“ worden.
Eindrucksvolle Stille
Das Konzert versammelte rund 15 heimische und internationale Künstler, neben den Toten Hosen etwa Conchita Wurst, Bilderbuch, Zucchero, Konstantin Wecker und Kreisky. Diverse Sportler - von David Alaba bis Marcel Hirscher - und Prominente sowie Künstler schickten Videobotschaften. Bundespräsident Heinz Fischer sagte in einer Rede, es gelte, auch auf jene einzugehen, die „Sorgen und Ängste“ hätten, er wende sich jedoch „von denen ab, die aus der Not der Flüchtlinge ein Geschäft machen, sei es ein wirtschaftliches oder politisches“.
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Begeisterung über den Auftritt der Toten Hosen
Ein vielleicht noch stärkeres Zeichen als die Begeisterung über die Darbietungen und der Applaus für die Redebeiträge war die „Schweigeminute(Traiskirchen)“ von Raoul Haspel. Er hatte im Sommer mit der einminütigen Stille als akustischer Mahnwache für Flüchtlinge einen Überraschungshit auf Downloadportalen gelandet. Am Samstagabend wurde sie von Bundespräsident Fischer, allen teilnehmenden Künstlern und den Zehntausenden Menschen - mit einem weinenden Kind als einzig hörbarer Ausnahme - live mitgetragen.
„Sie können etwas verändern“
Der vielleicht berührendste Wortbeitrag kam von einer Betroffenen: Ein Mädchen auf der Bühne berichtete mit Tränen in den Augen, man habe „in Syrien kein Wasser und keinen Strom. Aber das ist nicht das Problem. Sondern viele Menschen sind tot.“ Caritas-Präsident Michael Landau bat: „Wenn Sie heute hier weggehen, nehmen Sie drei Dinge mit: Sie sind richtig viele, Sie alle zeigen Haltung, Sie können etwas verändern.“ Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger warnte: „Wenn das Asylrecht fällt, fällt das Menschenrecht.“
SOS-Mitmensch sah in einer Aussendung am Sonntag wie Campino das „überwältigende Handy-Lichtermeer“ als Höhepunkt der Kundgebung für Solidarität und Menschlichkeit. Die Unterstützer der Anliegen seien „alles andere als naiv“, forderten aber eine „menschliche und solidarische Lösung“ einer „schwierigen Situation“. Die Veranstaltung sei ein wichtiges und eindrucksvolles Zeichen für Solidarität und Menschlichkeit gewesen, „in Zeiten, in denen Vertreter sozialer und menschlicher Kälte vermeinen, Aufwind zu spüren“.
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