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Auf der Suche nach „kurzfristigem Job“

Subtilität ist nie ihre Stärke gewesen: Sarah Palin, rechtspopulistische Ex-Gouverneurin von Alaska und 2008 gescheiterte Vizepräsidentschaftskandidatin, bietet sich dem republikanischen Präsidentschaftsbewerber Donald Trump nun offensiv als Energieministerin an. Energie sei schon seit jeher ihr „Baby“ gewesen, begründete sie das am Sonntag in einem Interview mit dem US-Nachrichtensender CNN.

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In ähnlicher Rhetorik wie früher ihre geopolitische Kompetenz („Ich kann Russland von hier aus sehen“) führte sie nun ihre Kenntnisse ins Treffen: Energie, das seien „Öl und Gas und Mineralien - die Sachen, die Gott zum Nutzen der Menschheit auf diesen Teil der Erde gekippt hat, damit wir uns nicht auf unfreundliche ausländische Nationen verlassen müssen“. Dementsprechend hat sie auch bereits eine Agenda als Energieministerin, und zwar das Energieministerium schnellstmöglich abzuschaffen.

Lieber „hart“ als sachkundig

Ihr Engagement als Energieministerin wäre als „kurzfristiger Job“ kostensparend, so Palin: „Wenn ich da Chefin wäre, würde ich es loswerden.“ Es wäre doch „großartig“, in dem Ressort endlich eine „Entwicklungsschützerin“ zu haben, „die sich mit Energie auskennt“, also jemanden, der „den Leuten mehr Kontrolle über das Land innerhalb ihrer eigenen Grenzen“ geben könne. Denn eines stehe fest: „Ich werde Änderungen im Wetter nicht dem Fußabdruck des Menschen ankreiden.“

Donald Trump mit Sarah Palin

AP/Craig Ruttle

Trump und Palin bei einem Treffen im Jahr 2010

Neben ihrer Jobbewerbung sprang sie Trump außerdem wegen der Kritik an dessen populistischen Parolen und oftmals zur Schau gestellter Unkenntnis von Fakten zur Seite. Wie sie selbst werde auch Trump von den Massenmedien unfair behandelt, etwa mit „Fangfragen“. Palin findet aber, für einen Präsidenten sei es nicht so wichtig, „über irgendeinen Stammesführer, eine Religion oder sogar ein Land Bescheid zu wissen“: Sie wolle lieber einen „harten“ Präsidenten als einen, der „bei Trivial Pursuit gewinnen kann“.

Man spricht Amerikanisch

Darüber hinaus zeigte Palin etwa Verständnis für Trumps Kritik an dessen parteiinternem Konkurrenten Jeb Bush, der sein fließendes Spanisch oft auch zu Wahlkampfansprachen vor Latinos in deren Muttersprache nützt. Trumps Kritik über den „Mexikanisch“ sprechenden Bush versteht Palin: In den USA spreche man immerhin „Amerikanisch“. Sie selbst habe außerdem in der Schule Spanisch gelernt, betont Palin - allerdings zugleich mit Französisch, weshalb sie die beiden Sprachen noch heute durcheinanderbringe.

In Quasi-Ignoranz vereint

Dass die USA den „harten“ Präsidenten nach Palins Geschmack tatsächlich bekommen, ist nicht ausgeschlossen. Derzeit ist Trump in seiner eigenen Partei der haushohe Favorit unter allen 17 Bewerbern. Dass Palin damit Ministerin werden könnte, ist damit auch möglich: Ende Juli hatte er seinerseits seine Sympathien für Palin deutlich gemacht. Sie verfügt - trotz oder gerade wegen der gewaltig gefloppten Pläne für eine große Medienkarriere - weiterhin über zahlreiche Anhänger im rechtskonservativen Eck der Republikaner.

Ihre Klientel aus der „Tea-Party“-Fraktion ihrer Partei bedient Palin etwa mit einer politischen Lobbying-Gruppe (Sarahpac) und einer eigenen Internetradiostation (Mama Grizzly Radio). Ebendort meinte Trump im Interview, es wäre „toll“, Palin an seiner Seite zu haben, da sie „wirklich jemand ist, der weiß, was los ist“. Außerdem gebe es viele Gemeinsamkeiten zwischen den beiden: „Wie ich hat sie viele Leute, die sie nicht wirklich lieben. Aber wir beide wissen, wer diese Leute sind und können das quasi ignorieren.“

Hauptsache Delegieren

Erst am Sonntag lobte sich Trump zudem selbst als „guter Delegierer“: Er habe schon immer gute Fachleute rekrutiert und werde das auch als US-Präsident und Oberkommandeur tun. Anlass im konkreten Fall war ein Radiointerview, bei dem Trump unter anderem Kurden und die iranische Al-Kuds-Brigade nicht auseinanderhalten konnte. Bis zu seiner Präsidentschaft werde er über derlei Dinge „besser Bescheid wissen als sie“, herrschte er den Interviewer an. „Dafür brauche ich nicht lange.“

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