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Ein Migrant gestorben

Am Bahnhof von Bicske, knapp 40 Kilometer westlich von Budapest, haben in einem Zug wartende Flüchtlinge aufgegeben und lassen sich von der Polizei in ein nahe gelegenes Flüchtlingslager bringen. In mehreren Gruppen wurden die Flüchtlinge in Bussen abtransportiert. Man habe ihnen klargemacht, dass ihnen nichts geschehe.

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Entscheidende Überzeugungsarbeit habe der syrische Arzt des Flüchtlingscamps geleistet, hieß es. Auch ein Dolmetscher sei zugezogen worden. Zuvor waren einige hundert Flüchtlinge aus Bicske geflohen und hatten sich auf den Weg nach Österreich gemacht. Indes ist in Bicske ein Migrant gestorben. Das berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI unter Berufung auf den Rettungsdienst.

Flüchtlinge

APA/EPA/Herbert P. Oczeret

Flankiert von einer Spezialeinheit steigen die Flüchtlinge in die Busse

Toter auf Schienen gefunden

Der 50-Jährige sei zusammengebrochen auf den Schienen gefunden worden. Rettungsversuche seien vergeblich gewesen. Über die genaue Todesursache gab es zunächst keine Informationen. Der Mann stammte aus Pakistan war einer der 500 Flüchtlinge, die sich seit Donnerstagmittag geweigert hatten, in das Flüchtlingslager von Bicske gebracht zu werden. Sie waren in einem Zug auf ihrem Weg nach Westen gestoppt worden und hatten die Nacht auf dem Bahnhof von Bicske in dem Zug verbracht.

„Wir wissen nicht, was vor sich geht“

Viele hatten trotz Erschöpfung bis zuletzt gegen den Transport in das Lager gekämpft: „Kein Lager, Freiheit“, riefen sie. „Wir wissen nicht, was vor sich geht“, sagte der 60 Jahre alte frühere irakische Offizier Ahmed Mahmud. „Die Polizei hat uns gesagt, entweder lassen wir uns die Fingerabdrücke abnehmen, oder wir müssen ins Gefängnis.“ Man habe sich die Fingerabdrücke abnehmen lassen, trotzdem gehe es nicht weiter, sagte der Mann, der beide Beine verloren hat und zu seiner Tochter nach Belgien reisen will.

Menschen am Bahnhof von Bicske

Reuters/Leonhard Foeger

Grauenhafte Szenen in Bicske

Dramatische Szenen auch in Röszke

In Südungarn sind unterdessen Hunderte Flüchtlinge aus dem Erstaufnahmelager Röszke geflohen. Wie ungarische Medien meldeten, seien am Freitag mehrere hundert Personen davongelaufen, die Polizei sei zunächst machtlos gewesen. Sie stoppte den Verkehr auf der Autobahn.

Der Grenzübergang Röszke wurde laut Polizei vorsorglich vorübergehend für den Einreiseverkehr geschlossen, um „Unfälle zu vermeiden“. Die Einsatzkräfte wurden verstärkt. Nach Angaben der Polizei flohen gegen Mittag rund 300 Menschen, zuvor war in Medien von bis zu 1.500 Flüchtigen die Rede gewesen. Sie sollen zum Teil in Richtung Autobahn, zum Teil in Richtung des Ortes Röszke gelaufen sein. Das Dorf liegt knapp hinter der ungarisch-serbischen Grenze in der Nähe der Stadt Szeged.

Flüchtlinge durchbrachen Absperrung

Einige Dutzend der Geflohenen habe die Polizei wieder gefasst und in das Lager zurückgebracht, so die Behörden. Am Freitagabend berichtete die Agentur Reuters unter Berufung auf einen Zeugen, dass einige Flüchtlinge eine Absperrung durchbrachen. Zudem wurde von Prügeleien zwischen Bereitschaftspolizisten und den Kriegsflüchtlingen berichtet.

Flüchtlingslager in Röszke

Reuters

Polizisten umzingelten das Lager in Röszke

Journalisten wurden aus der Umgebung des Flüchtlingslagers weggeschickt - mit der Begründung, dass die Journalisten die Beamten in Gefahr bringen würden. Journalisten dürfen ungarische Flüchtlingslager prinzipiell nicht betreten. Ursprünglich hatten die Menschen den ungarischen Behörden ein Ultimatum von zwei Stunden zur Erfüllung ihrer Forderungen gestellt. Andernfalls wollten sie weitere Flüchtlinge zum Verlassen des Lagers auffordern. Berichten zufolge sind die Menschen unzufrieden mit den langen Wartezeiten in dem eingezäunten Aufnahmezentrum.

Sammelstelle an Grenze zu Serbien

Die ungarische Polizei eröffnete bereits zuvor eine neue Sammelstelle an der ungarisch-serbischen Grenze. Die Einrichtung in der Nähe Röszkes kann 1.000 Flüchtlinge aufnehmen und liegt nahe dem „Hangar“, in dem die Registrierung der aus Serbien kommenden Migranten erfolgt.

An der Fertigstellung der neuen Sammelstelle, die für 38 Millionen Forint (rund 120.000 Euro) realisiert wurde, waren neben Bauarbeitern auch Strafgefangene beteiligt, die unter Aufsicht von Beamten des Strafvollzugs arbeiten. Das Gelände soll laut Medienberichten mit einem Zaun umgeben werden, der dem 175 Kilometer langen, 4,5 Meter hohen Grenzzaun, der an der ungarisch-serbischen Grenze errichtet wird, ähneln soll.

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