Neue Taktik angedacht
Im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien sollten die USA nach Einschätzung des Ex-CIA-Direktors David Petraeus mit Kämpfern der extremistischen Al-Nusra-Front zusammenarbeiten.
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Einige Mitglieder der mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbündeten syrischen Dschihadistenmiliz könnten wohl dazu bewogen werden, sich der internationalen Koalition gegen den IS anzuschließen, sagte Petraeus am Dienstag. Zwar sollte es „unter keinen Umständen“ eine Zusammenarbeit mit der Al-Nusra-Front an sich geben, aber einzelne Mitglieder hätten sich der Gruppe lediglich mangels Alternativen angeschlossen, sagte der frühere Geheimdienst- und Armeechef Petraeus im Interview mit dem US-Sender CNN.

Reuters/Chris Keane
Der ehemalige hohe US-Militär und Ex-CIA-Chef David Petraeus will Dschihadisten gegen Dschihadisten einsetzen
Gleiche Ideologie - aber verfeindet
Es sei daher denkbar, bestimmte Mitglieder dazu zu bewegen, die Gruppe zu verlassen und sich der moderaten Opposition im Kampf gegen die Al-Nusra-Front selbst, die IS-Miliz und die Truppen des syrischen Staatschefs Baschar al-Assad anzuschließen. Die Al-Nusra-Front teilt zwar die Ideologie des IS, ist aber mit ihm verfeindet und hat dem IS bereits erbitterte Kämpfe geliefert.
Petraeus hatte als Oberkommandant der Armee 2007 durch die massive Aufstockung der US-Truppen im Irak eine Wende in dem blutigen Konflikt eingeleitet. Während dieses Einsatzes war es ihm auch gelungen, sunnitische Kämpfer dazu zu bewegen, sich gegen Geld dem Kampf der US-Armee gegen Al-Kaida anzuschließen. Petraeus’ Äußerungen bei CNN folgten auf einen Bericht des Portals Daily Beast, in dem es um die Zusammenarbeit der USA mit Al-Kaida-Verbündeten ging.
Geheime Drohnenmission von CIA und Militär
In Syrien stützen sich die USA derzeit vor allem auf kurdische Milizen im Kampf gegen den IS. Die Ausbildung moderater syrischer Kämpfer hatte bisher nur wenig Erfolg. Die „Washington Post“ berichtete am Dienstag unter Berufung auf ungenannte US-Beamte, die CIA führe gemeinsam mit US-Spezialkräften geheime Drohneneinsätze in Syrien aus, die auf die Eliminierung ranghoher IS-Kämpfer abzielten. Das Drohnenprogramm laufe unabhängig von den anderen Militäreinsätzen gegen den IS.

Reuters/U.S. Navy/Erik Hildebrandt/Northrop Grumman/
Ein geheimes Drohnenprogramm soll dem IS zusetzen
Erste Erfolge verkündet
Die Zusammenarbeit zwischen der CIA und dem Joint Special Operations Command (JSOC), der streitkräfteübergreifenden Kommandoeinrichtung zur Terrorismusbekämpfung und Geiselbefreiuung, konnte laut der „Washington Post“ bereits einige Erfolge feiern, wie es weiter heißt. So sollen bereits einige hochrangige IS-Kämpfer getötet worden sein. Unter ihnen soll sich laut Informationen der „Washington Post“ ein britischer IS-Angehöriger befinden, der als Architekt der Social-Media-Propaganda der Extremisten gilt, mit der zu Attacken in den USA aufgerufen wird.
CIA immer stärker involviert
Das Geheimprogramm stelle eine massive Ausweitung des bisherigen Engagements der CIA im Kampf gegen den IS dar, wie die Zeitung weiter schreibt. Die Zusammenarbeit sei das Ergebnis der Ängste hochrangiger US-Terrorbekämpfer vor der Bedrohung, die der IS darstellt, und auch der Frustration, dass man mit konventionellen Methoden nichts gegen die Extremisten ausrichte, so die „Washington Post“ weiter.
Die Bedrohung durch den IS soll laut Einschätzung einiger Terrorexperten jene durch Al-Kaida bereits weit in den Schatten stellen. So hat der IS im Gegensatz zu Al-Kaida ein großes Gebiet in seiner Gewalt. Auch das nicht enden wollende Rekrutieren von weiteren Freiwilligen irritiert offenbar die US-Geheimdienste. Ihnen ist es bisher nicht gelungen, ein probates Mittel gegen die IS-Propaganda und -Anwerbestruktur zu entwickeln. Als weiteres Problem gilt die strikte militärische Struktur des IS, für die ehemalige Vertraute und Offiziere des getöteten irakischen Langzeitmachthabers Saddam Hussein verantwortlich sind.
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